Auf dem Weihnachtsmarkt werden heuer neue Hütten stehen. Seit zwei Wochen wird dafür gesägt und geschraubt. Selber bauen war nach zehn Monaten Planungen und zwei herben Rückschlägen am Ende die einzige Möglichkeit.
Zehneinhalb Wochen bis Weihnachten: Paul Schnell steht vor vier Bretterwänden, die einmal eine Hütte werden sollen, und sagt: "So geht das nicht."
Paul Schnell ist Geschäftsführer der Weka und Vorsitzender des Vereins "Kronach erleben", der heuer das erste Mal den Weihnachtsmarkt ausrichtet.
Und die Hüttenwände vor denen er steht sind Teil des neuen Konzepts. Schöner, frischer sollte der Markt werden - angefangen bei den Verkaufsbuden. Soweit die Theorie. In der Praxis gerät Schnell an einen unseriösen Hütten-Anbieter vor dessen Bretterwänden er jetzt steht. Der Rahmen für das Fenster ist da, die Bretter fehlen. Der Rahmen für den Verkaufstresen ist da, aber völlig verzogen.
Inzwischen haben die Verantwortlichen eine Lösung für das Hütten-Problem gefunden - es steht auf der anderen Seite der Schreinerei und es ist, wenn man so will, das Ergebnis einer etwas anderen Weihnachtsgeschichte.
Zwölf Monate bis Weihnachten: Der ursprünglich Plan ist, die bisherigen Weihnachtsmarkthütten neu zu streichen und an einigen Stellen zu reparieren. Ganz hinten auf dem Bauhofgelände stehen sie - die Hütten, die in den vergangenen 25 Jahren das Rückgrat des Kronacher Weihnachtsmarkts bildeten. Das Wetter, die Zeit, die fehlende Pflege haben daraus ein klappriges Skelett gemacht: die eine Hütte schiefer als die andere, alle sind morsch und verfault. "Die Balken haben von innen die Konsistenz von Wespennestern, es zerbröselt zwischen den Fingern." Ein Friedhof für Weihnachtshütten.
Oder wie Schnell es ausdrückt: "Jeder Cent, den wir dort investiert hätten, wäre verloren gewesen."
Hütte oder Badewanne?
Elf Monate bis Weihnachten. Der neue Plan: Hütten kaufen. Im Internet suchen die Vorstandsmitglieder vor allem in Polen und Tschechien. Viel Wald, wenig Gehalt und somit günstiger Preis, so der Gedanke. Mangelnde Sprachkenntnisse werden durch Übersetzungsfunktionen versucht wettzumachen. Der Erfolg teils mäßig. "Von Hütte bis Badewanne war in den Suchergebnissen alles dabei", sagt Paul Schnell. Gefunden haben sie dennoch nichts.
Neun Monate bis Weihnachten: Sie finden doch noch einen Anbieter, an der Grenze zu Polen. Acht Monate bis Weihnachten: Der Anbieter will eine Anzahlung ohne Gegenleistung. Schnell wird misstrauisch. Sein Vorschlag: eine Bankbürgschaft.
Sechs Monate bis Weihnachten.
Die Details, wie die Hütte einmal aussehen soll, sind geklärt. Die Bestellung wird abgeschickt, der Auftraggeber aber hingehalten, Schnell wird mittlerweile von anderen vor dem Anbieter gewarnt. Er fährt dann doch hin, schwatzt dem Anbieter irgendwie zwei Hütten ab. "Die waren völlig anders als alles, was wir vorher gesehen haben - als hätten sie die Reste auf dem Hof zusammengekehrt." An einigen Stellen schimmelt das Holz, Teile fehlen oder sind verzogen.
Vier Monate bis Weihnachten: Der Schreiner Markus Stöckert ist ebenfalls Mitglied im Verein und stellt schließlich fest: Man kann die Hütten auch selber machen.
Drei Monate bis Weihnachten: Die Schreinerei stellt Geräte und eine Halle für die Fertigung zur Verfügung. Drei Leute - darunter ein Asylbewerber - fertigen die 25 Hütten. Gebaut werden sie in Elementen. Die große lässt sich am Ende in 16, die kleine in sieben Teile zerlegen.
Elf große und 14 kleine Hütten werden es sein - die große ist fünf, die kleine zweieinhalb Meter breit. Rund 20 Minuten werde später der Aufbau dauern, schätzt Schnell. Die alten Hütten mussten immer komplett verladen und zum Marienplatz gefahren werden. Durch die Elementbauweise können die Hütten jetzt auch geschützt vom Wetter gelagert werden.
Zweieinhalb Monate bis Weihnachten: "Wir sind gut im Plan", sagt Schnell. Die einzelnen Teile sind bis auf den Anstrich fertig. Kiefernoptik soll es werden. Nicht zu dunkel. Die Dächer sollen mit einer rot-weißen-Plane beklebt werden. "Sie können sich das jetzt vielleicht nicht vorstellen, aber das wird toll aussehen." Die Herstellkosten betragen 1200 Euro für die kleinen und 1900 Euro für die großen Hütten. Finanziert wird das durch Fördergelder von Mitgliedern und Unternehmen.
10 000 Euro wird die Stadt bereitstellen - geknüpft an die Bedingung, dass alles genau so umgesetzt wird, wie in dem genehmigten Konzept vorgesehen. Dazu gehört beispielsweise, dass auch die Obere Stadt bespielt wird. Eine Kinderweihnacht soll dort entstehen. Mit Karussell und Hütten für die Eltern. Gelingt das nicht, behält die Stadt 1000 Euro ein.
Zehn Tage bis Weihnachten: Paul Schnell wird über den Weihnachtsmarkt bummeln, einen Glühwein in der Hand. Am meisten, sagt er, werde er sich dann über den Anblick der rot-weißen Hüttendächer freuen.
Das diesjährige Programm in Auszügen27.11 bis 29.11 Am ersten Adventswochenende gibt es kindgerechte Events wie ein Theaterstück der RS II.
Außerdem gibt es eine Kinderweihnacht in der Rosenbergalm und einen Lichterumzug von der Kühnlenzpassage zur Oberen Stadt.
4.12 bis 6.12 Auch heuer gibt es eine kunstvolle Weihnacht in der Kühnlenzpassage. Handwerker aus der Region bieten unter anderem Keramik, Kunst, Skulpturen, gefilzte Accessoirs sowie weihnachtliches aus Holz.
11.12 bis 13.12 Unter dem Motto "Lichterzauber" gibt es in der Oberen Stadt unter anderem Puppentheater, Engelvergolden und Weihnachtsgeschichten.
18.12 bis 20.12 Am Sonntagabend versteigert der Verein "Kronach erleben" drei Weihnachtsbäume für einen guten Zweck.