Jürgen Woll: Der Herr der Straßen hört auf

2 Min
Jürgen Woll mit einem seiner Hauptprojekte, der Ortsumgehung von Zeyern. Foto: Lisa Kieslinger
Jürgen Woll mit einem seiner Hauptprojekte, der Ortsumgehung von Zeyern. Foto: Lisa Kieslinger

Jürgen Woll hat am Freitag seinen letzten Tag in der Servicestelle Kronach des Staatlichen Bauamts Bamberg. Wir haben ihn zwei Tage zuvor nochmal getroffen.

Die liegen gebliebenen Mails beantworten, auf alle aktuellen Unterlagen nochmal einen prüfenden Blick werfen und dann die letzten privaten Sachen in Kartons verstauen: Jürgen Woll, Leiter der Servicestelle Kronach des Staatlichen Bauamts Bamberg, hat am Freitag seinen letzten Tag bevor er sich in den Ruhestand verabschiedet. Wir haben ihn zwei Tage zuvor nochmal getroffen und mit ihm über sein persönliches Resümee gesprochen.


Sein Herz hing an München

Jürgen Woll hat in Coburg Abitur gemacht, doch ihn zog es bald danach zum Studium in die bayerische Landeshauptstadt nach München. Dort studierte er Bauingenieurwesen an der Technischen Universität. Erst sein Professor begeisterte ihn für den Straßenbau. "Er hat in seinem tief bayerischen Dialekt so interessante Vorträge gehalten. Das war glaube ich die einzige Vorlesung, die ich wirklich lückenlos besucht habe", erzählt Jürgen Woll und lacht. Nach seiner Diplomarbeit setzte er noch ein Wirtschaftsstudium obendrauf. Doch der Straßenbau hat ihn nie losgelassen.

Nach seinem zweiten Studium machte er sein Referendariat an der obersten Baubehörde in München. Nach der zweijährigen Ausbildung wurde Jürgen Woll als Regierungsbaumeister nach Kronach versetzt. "Sie haben gedacht, sie tun mir damit etwas Gutes, da ich in Coburg Abitur gemacht habe. Aber es war einfach furchtbar."
Jürgen Woll ist in München groß geworden und auch sein Herz hing an der Stadt.

Nun sollte es für ihn von einer solchen Großstadt im Süden Bayerns in eine kleine Stadt im Frankenwald gehen. Noch dazu kam, dass seine Frau gerade hochschwanger mit Zwillingen war. "Es hat wirklich ein Jahr lang gedauert, bis irgendwann ein kleines Pflänzchen der Zuneigung für Kronach gewachsen ist", sagt Woll. Jetzt nach 32 Jahren zurück nach München? Für Jürgen Woll und seine Frau unvorstellbar. "Wir haben uns hier ein Leben aufgebaut und neue Freunde gefunden. Wir werden in Kronach bleiben."

Damals wurde Jürgen Woll nach zwei Jahren in Kronach die Stelle des Abteilungsleiters für das Gebiet Coburg angeboten. "Dass hat mir richtig gut gefallen. So gut sogar, dass ich gar nicht mehr weg wollte." Doch dann hat er sich für die Regierung von Oberfranken als Arbeitgeber entschieden und ging nach Bayreuth - eine Strecke, die er von Kronach aus täglich fahren konnte. Alle anderen Angebote lehnte er ab. "Mit drei Kindern wollte ich nicht nochmal umziehen und eine Wochenendehe wollte ich auch nicht." Das Risiko wäre zu groß gewesen, dass sein Privatleben unter der Karriere leidet. Nach zehn Jahren in Bayreuth bot sich dann für Jürgen Woll eine neue Möglichkeit: Für die Servicestelle Kronach des Staatlichen Bauamts Bamberg wurde ein neuer Chef gesucht. "Das ich mich dafür entschieden habe, habe ich keinen einzigen Tag bereut."

Als Leiter der Servicestelle war Jürgen Woll für die Bundes- und Staatsstraßen in Coburg und Kronach zuständig. Projekte, wie die Sanierung der B 4 bei Coburg, die Ortsumgehung bei Zeyern oder auch den Kreisverkehr in Kronach hat er oft direkt vor Ort mit begleitet. Und das war für Jürgen Woll auch das Beste an seinem Beruf: Die Abwechslung zwischen Arbeit im Büro und an der frischen Luft. Dabei machte es ihm auch nichts aus, wenn das Wetter mal schlechter war. "Das gehört einfach dazu. Das wusste ich und habe mich trotzdem für den Beruf entschieden." Und das habe er keinen einzigen Tag bereut.


Erstmal nichts wie weg.

Vermissen wird er seine Arbeit, aber um der Versuchung zu entgehen, nach Freitag nicht doch nochmal schnell etwas zu machen, verreist Jürgen Woll mit seiner Frau erst einmal für zehn Wochen. "Ich muss jetzt einfach erst einmal Abstand bekommen." Urlaub sei dafür die beste Möglichkeit.

Wie es danach weitergeht, weiß Jürgen Woll momentan noch nicht genau. Erst mal werde er wahrscheinlich nicht viel tun und die freie Zeit genießen. "Doch irgendwann würde ich mich gerne in einem Verein oder in einem sozialen Projekt einbringen", meint Woll. Was genau das sein wird? Das lasse er auf sich zukommen. "Es muss passen."

Sein Stuhl in der Servicestelle in Kronach wird nicht leer bleiben. Jürgen Woll bekommt einen Nachfolger. Wer das sein wird, stehe noch nicht fest. Ende nächster Woche werde Genaueres bekannt gegeben.