Der Bahnhof Gundelsdorf: Ein Halt mit bitterem Kapitel
Autor: Andreas Schmitt
Gundelsdorf, Samstag, 15. Dezember 2018
Der kleinste Stopp im Kreis Kronach war einst Umschlagplatz für die Gundelsdorfer Industrie. Im Zweiten Weltkrieg gab es am Bahnhof ein KZ.
Von 1861 bis 1863 ging es in Gundelsdorf nicht mehr weiter. In den Jahren zwischen der Einweihung der Frankenwaldbahn, die von Hochstadt am Main (Kreis Lichtenfels) aus nach Norden abzweigte, und dem Weiterbau erst bis Stockheim und später nach Probstzella (1885) war der Bahnhof die Endstation der Zugreise. Bis 1978 war Gundelsdorf eine selbstständige Gemeinde, heute gehört es zur Kreisstadt Kronach.
Der Bahnhof Kronach: Ein Ort für Nostalgiker
Große Bedeutung hatte am Bahnhof Gundelsdorf die lokale Industrie. Neben der Kohle aus dem Reitscher Bergwerk wurden Kalk, Sand, Holz, Schiefer und zu Weihnachten Christbäume verladen. Bis 1861 hatten die Bergwerksbetreiber ihre Ware mit Pferdefuhrwerken nach Hochstadt gebracht und auf Züge verladen.
Mit 20 Stundenkilometern voraus
Bis 1900 war die Frankenwaldbahn eingleisig. Laut Lichtenfelser Wochenblatt vom 3. März 1863 kamen am Tag drei Züge aus Richtung Lichtenfels in Gundelsdorf an, wendeten und fuhren zurück gen Süden.
Im 19. Jahrhundert benötigten die Züge für die zwei Kilometer zwischen Gundelsdorf und Stockheim noch elf Minuten. Die Geschwindigkeit betrug nur rund 20 Stundenkilometer. Bis Hochstadt am Main dauerte es deshalb etwa 70 Minuten.
Bis 1974 hatte Gundelsdorf auch ein richtiges Bahnhofsgebäude. Dann wurden das Haupthaus und alle Nebenbauten abgerissen. Nur der Geräteraum und die Fahrradunterstellhalle blieben stehen. Heute gibt es zusätzlich zwei Unterstellhäuschen und ein paar Sitze.