Weg der KWG
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Verkauf : Die Kronacher Wohnungsbaugesellschaft (KWG) wurde 2011 von ihren Eigentümern (Stadt und Landkreis Kronach) verkauft.
Investor 1: Der erste Käufer der KWG-Gebäude war die Erlangener ZBI, ein unabhängiges Unternehmen mit Fokus auf deutsche Wohnimmobilien.
Investor 2: Im Jahr 2017 wechselten die KWG-Immobilien erneut den Besitzer: Union Investment ist Teil einer genossenschaftlichen Finanzgruppe, die Deutsche Asset One ein bundesweit aufgestellter Investmentmanager.
SPD spricht von "chaotischen Zuständen" rund um KWG-Wohnungen
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Der Vorstand des SPD-Stadtverbandes Kronach kritisiert scharf die "chaotischen Zustände" bei der Verwaltung der Wohnungen der ehemaligen Kronacher Wohnungsbaugesellschaft (KWG). Mit einer Behandlung und Resolution im Stadtrat will man öffentlichen Druck auf den neuen Eigentümer, die Union Investment, ausüben. So sollen die unhaltbaren Zustände für die Mieter schnell beendet werden.
Die Justiziarin des Mietervereins Kronach, Rechtsanwältin Sabine Gross, berichtete, dass das Verwaltungsbüro in Kronach seit November nicht mehr besetzt sei. Eine Kontaktaufnahme sei weder telefonisch, per Telefax oder E-Mail möglich gewesen. Durch dieses Problem seien wohl auch Einzugsermächtigungen nicht bearbeitet worden. In den letzten Wochen seien daraufhin zahlreiche Mieter mit Inkasso-Forderungen konfrontiert worden, ohne dass es vorher zumindest Mahnungen gegeben habe, wie es gesetzlich vorgeschrieben sei. Die Mieter sähen sich dadurch mit enormen Inkasso-Gebühren und anderen Problemen, wie ungerechtfertigten Schufa-Einträgen, konfrontiert, obwohl es nicht ihr Verschulden sei, erläuterte Sabine Gross.
Mietniveau soll weiter steigen
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Weiterhin seien nach dem Auslauf der Mietpreisbindung Anfang Januar bei zahlreichen Wohnungen Mieterhöhungen zum 1. April angekündigt worden - auch bei unsanierten Altbauwohnungen und teilweise bis zu 20 Prozent. Damit werde das ohnehin nicht niedrige Mietniveau in Kronach weiter steigen, bedauerte sie.
Stadtrat Klaus Simon berichtete, dass wohl auch der Hausmeisterservice für die Wohnungen gekündigt sei. Zudem stünden offenbar 43 der 650 Wohnungen leer. "Angesichts des Wohnungsmangels in Kronach ist das ein unhaltbarer Zustand", empörte er sich und forderte von der Union Investment die Sanierung und Neuvermietung dieser Wohnungen.
"Das Ganze ist ein extrem mieterunfreundliches Verhalten", fasste Vorsitzender Ralf Völkl die Stimmung im SPD-Vorstand zusammen. Da die KWG mit rund 650 Wohnungen der wichtigste Anbieter in Kronach sei und über 1000 Menschen davon betroffen seien, dürfe man diesen Zustand und dieses Verhalten auch nicht einfach hinnehmen. Hilfe leiste der Mieterverein für seine Mitglieder im Rahmen einer juristischen Erstberatung; angesichts dieser großen Probleme sei aber auch öffentlicher Druck auf Union Investment notwendig, um die Probleme schnell aus der Welt zu schaffen.
Missstände beseitigen
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Die SPD-Stadtratsfraktion wird deshalb beantragen, das Thema im Stadtrat zu behandeln und eine Resolution zu verabschieden, um die bestehenden Missstände zu beseitigen. Das sei man zum einen den Mietern schuldig, zum anderen habe das Verhalten von Union Investment auch einen bedeutenden Einfluss auf den Wohnungsmarkt in Kronach und damit die Stadtentwicklung insgesamt.
Damit werde aber auch besonders deutlich, dass es notwendig sei, dass die Stadt wieder aktiv auf dem Wohnungsmarkt tätig werde und neuen sozialen Wohnraum schaffe, so Stadträtin Marina Schmitt. Eine Möglichkeit sei dabei der Erwerb und die Bebauung des ehemaligen THW-Geländes in der Joseph-Haydn-Straße, wünschte sich Klaus Simon. Sein Ziel sei es, dass die Stadt das Gelände möglichst schnell erwerbe und dort sozialen Wohnraum schaffe. Die Verhandlungen müssten mit Nachdruck geführt werden, um zeitnah zu einer Lösung zu kommen.
Stadtrat Hans Simon bedauerte, dass es nur noch sehr wenig sozialen Wohnungsbau in Deutschland gebe. Trotzdem würden in benachbarten Städten, wie zum Beispiel Coburg, Sozialwohnungen geschaffen. Deshalb müsse sich angesichts des großen Bedarfs und der Nachfrage auch in Kronach etwas tun.
Edgar Dunst ergänzte, dass auch in den Stadtteilen weiteres Bauland geschaffen werden solle, zum Beispiel am Bahnhof in Neuses, wo die Stadt eigene Flächen besitze.