Mit wehenden Ohren und gespanntem drahtigen Körper versuchen die Dackel beim traditionellen Dackelrennen, das Jens Schache alljährlich organisiert, so schnell wie der Wind zu sein. Es sei denn, der Dackel hat plötzlich eine andere Idee.
Dackel Sammy ist schon acht Jahre alt. "Ja, er hört eigentlich sehr gut", erklärt Herrchen Hubert Münch aus Weitramsdorf und lässt zum Beweis Sammy von der Leine. Sammy soll, um sich für das große Dackelrennen aufzuwärmen, einmal so zum Spaß den Hindernisparcours bewältigen. Hindernisse, Tunnels - alles kein Problem für Sammy, findet Herrchen.
Erster Versuch: Sammy hoppelt ordnungsgemäß über die Hindernisstangen. "Na, die müssen für Sammy ein bisschen höher gestellt werden. Die sind für Zwergdackel und für die Kleinen eingestellt", beschließt Herrchen. Doch das wiederum findet Sammy gar nicht witzig. Einmal ist ja in Ordnung, doch schließlich ist so ein Dackel kein Pferd, das über Hindernisse springt. Und fortan umkreist Sammy die Stangen, rechtsherum, linksherum - immer abwechselnd.
Auch ein Kunststück, denn Dackel sind ja schließlich nicht dumm, sondern wissen die Anweisungen von Herrchen und Frauchen eben nur auf ihre ganz eigene Weise zu interpretieren.
Auch in diesem Jahr kamen wieder Dackelfreunde aus nah und fern zum Rennen auf die Hubertushöhe. Nicht nur deshalb, weil es um die Wurst geht und jeder Dackel, der die Startlinie hinter sich gelassen hat, ein Wienerle bekommt, sondern vor allem, um andere Dackelfreunde zu treffen und um richtig Spaß zu haben, erklärt Organisator Jens Schache aus Rödental.
Schon ertönte die Gladiatorenhymne. Die Jüngsten machten den Anfang. Und nach einem "Ready to rumble" startete Georg Härtel, Sektionsvorsitzender der Sektion Coburg, das Rennen. Vier Baby-Dackel trauten sich, die Strecke von 25 Metern zu bewältigen. Ingo Buchwald ist eigens aus Unterfranken angereist.
"Ich weiß nicht, was Caesar macht", schätzte er seine Chancen ganz realistisch ein. Und was tat Caesar? Er kam vom rechten Weg ab, rannte Richtung Zuschauer, ließ sich streicheln und kraulen und fand es einfach wunderbar, dass so viele Leute gekommen waren, nur um ihn zu liebkosen.
Als der Gegner schon lange im Ziel war und Caesar in aller Ruhe Taschen und Zuschauerhände beschnüffelte, griff Ingo Buchwald dann aber doch ein - und trug den Mini-Dackel ins Ziel. Würstchen gab's trotzdem. Zur Belohnung. Im nächsten Jahr wird sich herausstellen, ob Caesar, der übrigens mit vollem Namen "von Druidenstein", heißt und bei Rosi Bauersachs in die Welpenschule geht, diese Lektion, wie ein Dackelrennen funktioniert, verstanden hat.
Bei der Jugendklasse - also Dackel im Alter zwischen sechs und neun Monaten, im besten Flegelalter - traten nur zwei Dackel an. Und bei den Senioren gingen immerhin sieben an den Start.
"Oh, die können ganz schön schnell werden", staunte Härtel. Die Seniorendackel flogen genauso über den Parcours und waren genauso verspielt und ideenreich wie auch die Hunde aller anderen Altersklassen. Auch Kurzhaardackeldame Amsel vom Frankenland war mit von der Partie. Sie geht ohne ihre Tochter Zilly (4) keinen Schritt - und gemeinsam verbellten die beiden Kurzhaardackeldamen eigentlich alles, was ebenfalls vier Beine hatte. Doch das regt Besitzer Erwin Mölter, der eigens aus dem Knetzgau angereist ist und nie bei einem Dackelrennen fehlt, gar nicht auf. Denn "gemeinsam sind Dackel einfach doppelt stark", sagt er lachende - und noch im vergangenen Jahr hatte er sogar vier dabei. Die meisten Teilnehmer galt es natürlich auch in diesem Jahr wieder in der offenen Klasse zu verzeichnen. 21 Kurzhaar-, Rauhaar- und Langhaardackel gingen an den Start - in Dreierformationen kämpften sie um den Sieg.
"Sonderwürste für Kaninchendackel oder Zwergdackel gibt es nicht", erklärte der Organisator Jens Schache. Denn so viel kürzer sind die Beine bei diesen kleineren Dackelsorten schließlich auch nicht. Alle Starter der offenen Klasse waren zwischen neun Monaten und acht Jahren alt. Und auch in der offenen Klasse mischte sich so mancher Komiker unter die Teilnehmer.
Kaninchendackeldame Emmi machte ihre Sache ganz gut. "Sie ist schon im vergangenen Jahr gestartet", erklärte Besitzer Michael König und herzte und drückte den Mini-Dackel. Ebenfalls ein Kaninchendackel war Minnie vom Himmelstor. Sie startete das erste Mal und sah überhaupt nicht ein, warum sie jetzt plötzlich hetzen sollte - egal, was die anderen so trieben. "Einfach peinlich, die ist gar nicht genannt", unkte Besitzerin Bonny Adam (9), konnte dann dem treuherzigen Blick aber doch nicht widerstehen.
Doch die kleinsten Dackel, die maximal drei Kilo scher waren, waren nicht die einzigen Raritäten: Unter den vielen rauhaarigen, kurzhaarigen und langhaarigen Teckeln verschiedener Größe war auch ein Tigerdackel auszumachen. Auch nicht der Schnellste, aber der Auffälligste.
Die meisten Dackelbesitzer versuchten ihre Vierbeiner mit Leckerlis oder dem Lieblingsspielzeug zu locken. Die Rennprofis setzten auf das Wedeln mit einem Entenflügel. Doch es gab auch kuriose Beschleunigungsmethoden: So nahm sich mancher Dackelbesitzer den Starter noch einmal vor und erklärte die Regeln, was alle Dackel mit dem typischen Dackelblick quittierten. Und trotzdem hatten die Dackeldamen und -herren manchmal andere Vorstellungen, was so ein Rennen angeht.
Sieger Babyklasse 1. Platz: Akira vom Buschenhaus mit Besitzer Elfriede Lerke aus Sonnefeld; 2.
Platz: Lucie vom Buschenhaus mit Tom Bertel und Christina Schramm aus Dörfles-Esbach
Jugendklasse 1. Platz: Joschi von Schloß Rosenau (Tigerdackel) mit Besitzer Lothar Silzer aus Meeder; 2. Platz: Toni von dem Dombergspatzen mit Besitzer Eberhard Leistner aus Ebersdorf
Seniorenklasse 1. Platz: Ilena vom Nonnenschlag mit Besitzerin Rosi Bauersachs aus Rödental; 2. Platz: Taps vom Seßlacher Schlösschen mit Besitzerin Claudia Münch aus Weitramsdorf
Offene Klasse 1. Platz: Funny vom Linteler Forst mit Besitzer Klaus Böhm aus Steinbach am Wald; 2. Platz: Paul mit Besitzer Johannes Hohenberger aus Unterhaching bei München; 3. Platz: Alister aus dem Pfötchenland mit Besitzer Pascal Jung aus Förtschendorf