Corona-Ausbruch überraschte FT-Reporter auf seiner Reise durch China

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Eine Reise, die vorzeitig endete: FT-Reporter Bastian Sünkel reiste durch China, als das Virus ausgebrochen ist. Später verfolgte Corona ihn bis Österreich. Foto: Bastian Sünkel
Eine Reise, die vorzeitig endete: FT-Reporter Bastian Sünkel reiste durch China, als das Virus ausgebrochen ist. Später verfolgte Corona ihn bis Österreich. Foto: Bastian Sünkel
Das Corona-Virus erreichte im Januar Chengdu: Von einem Tag auf den anderen waren die Straßen wie ausgestorben. Foto: Bastian Sünkel
Das Corona-Virus erreichte im Januar Chengdu: Von einem Tag auf den anderen waren die Straßen  wie ausgestorben. Foto: Bastian Sünkel
 
Julia Zeller ist Referentin bei der Verbraucherzentrale Bayern. Sie gibt Auskunft über die Chancen an und nach Pfingsten zu verreisen. Foto: Julia Zeller
Julia Zeller ist Referentin bei der Verbraucherzentrale Bayern. Sie gibt Auskunft über die Chancen an und nach Pfingsten zu verreisen. Foto: Julia Zeller
 

Als Covid-19 ausbricht, reist FT-Reporter Bastian Sünkel gerade durch China. Der Backpacker versucht den Trip fortzusetzen, nur um am Ende festzustellen, dass ihn das Virus überall einholen kann.

Als der Müllsammler seinen Sack durch die Straßen von Chengdu schleppt, weiß ich, die Welt hat sich verändert. Mitte Januar waren die Straßen noch voll und die Männer mit ihren grünen Säcken über der Schulter drängten sich auf den Gehsteigen an den Passanten in der chinesischen 15-Millionen-Metropole vorbei. Ende Januar sind die Straßen leer und der Sammler zieht einsam seine Bahnen auf den Straßen, auf denen kein Auto mehr fährt.

Corona hat auch die Reisendenszene gepackt und bis heute nicht mehr losgelassen. Die Pauschaltouristen und Kreuzfahrtpassagiere, die Wintersportler und die Tausenden Backpacker - wie mich ich einer bin - wollen nicht wahrhaben, dass die Reise plötzlich zu Ende sein soll. Als das Virus in Wuhan ausgebrochen ist, bin ich seit einem Jahr und acht Monaten - inklusive Verletzungsunterbrechung - als reisender Journalist in der Welt unterwegs.

Erst in Mexiko, wo Menschen sterben, weil die Präsidentschaftswahl ihre Opfer fordert. In Guatemala, wo sich eine Karawane honduranischer Flüchtlinge bis in die USA durchkämpfen will. Im Iran, als bei den Protesten nach der Benzinpreiserhöhung Menschen auf offener Straße getötet werden und die Regierung kurzerhand das Internet lahmlegt. Aber Corona ist anders. Corona kommt schleichend daher, wie der unscheinbare Müllsammler.

Am 14. Januar passiere ich die Grenze von Kasachstan nach China. Queenie ist die erste, die mich in unserem Zugabteil mit dem Virus konfrontiert. Sie reicht mir einen Mundschutz und sagt, ich solle ihn an den Bahnhöfen tragen. Nur vorsichtshalber, sagt die Frau aus Hong Kong, die ich während der Bahnfahrt kennengelernt habe. Das Virus sei ja scheinbar nicht von Mensch zu Mensch übertragbar, aber sicher ist sicher.

Nur eine Woche später gibt die chinesische Regierung bekannt, dass das Virus doch übertragbar ist. Die Maske hatte ich in der Zwischenzeit in meinem Rucksack verstaut. Das Virus war ja weit weg, Wuhan liegt knapp 1000 Kilometer von meinem Aufenthaltsort Chengdu entfernt. Als sich die ersten Menschen in Chengdu infizieren, ändert sich die Situation schlagartig.

Mit dem Neujahrsfest, für das Millionen Chinesen durch das Land reisen um ihre Familien zu besuchen, verkündet die Regierung den Lockdown. Mein Hostel schließt, die Attraktionen, die Bars und Restaurants. Alles dicht. Ich treffe erstmals die Entscheidung, ein Land wegen einer drohenden Epidemie zu verlassen. Es wird nicht das letzte Mal sein.

Flucht aus China

Kurz nachdem ich in Kambodscha den Flughafen verlasse, melden die Medien den ersten Corona-Fall in Bayern. Kambodscha hat bis zu diesem Zeitpunkt - offiziell - keinen Infizierten. Doch die Regierung will auch nicht die Beziehung zu China strapazieren. Eine Frage des Geldes. Ich reise wieder, einmal im Kreis, einmal durch Kambodscha - bis mich das Virus wieder einholt. Am Terminal in Phnom Penh warte ich Ende Februar auf den Bus, der mich nach Vietnam bringen soll.

Doch plötzlich verweigert mir die Mitarbeiterin den Zutritt, während sie auf den chinesischen Stempel in meinem Pass zeigt. Das Gleiche passiert mir, als ich zwei Tage später versuche nach Indonesien zu fliegen. Langsam kann ich der Realität nicht mehr entfliehen. Die Reise, die noch bis Mitte April hätte andauern sollen? Quasi vorbei. Ich buche ein Ticket nach Österreich.

Als ich am 2. März in Wien lande, haben sich in Österreich zehn Menschen mit Covid-19 infiziert. Natürlich sind es in Wirklichkeit mehr. Aber Reisende sind gut im Verdrängen. In zehn Tagen trampe ich von Wien bis Innsbruck, als die Regierung beschließt, die Grenze nach Italien zu schließen. Da war es wieder, das Dé­jà-vu.

Ich hatte Glück, zur richtigen Zeit zurück zu sein. Andere Reisende, die ich auf dem Weg getroffen hab, saßen zum Teil bis April in entfernten Ländern fest, die nach und nach Ausgangssperren verhängten. Als ich in Franken ankomme, weiß ich, dass sich das Reisen, wie wir es bis Januar kannten, verändern wird. Das liegt nicht nur an Einreisestopps. Das Virus kam schleichend, aber die Erfahrungen aus dieser Zeit setzen sich in den Köpfen der Reisenden fest. Die Welt geht auf Abstand.

Interview mit der Expertin zum Thema Reisen an und nach Pfingsten: Was ist erlaubt? Was ist möglich?

Die Corona-Pandemie hat das öffentliche Leben in den vergangenen Wochen größtenteils lahm gelegt. Nach und nach treten Lockerungen in Kraft. Anfang Juni stehen die Pfingstferien an. Julia Zeller, Referentin für Verbraucherrecht bei der Verbraucherzentrale Bayern, beantwortet grundlegende Fragen zum Thema (Pfingst-) Urlaub . Darf man an Pfingsten verreisen? "Das kommt darauf an, wo man hinfahren möchte. In Deutschland lockern die Behörden die Beschränkungen Schritt für Schritt. Touristische Übernachtungen werden in den meisten Bundesländern in nächster Zeit wieder erlaubt sein. In vielen anderen Ländern gelten hingegen noch strenge Beschränkungen und teilweise bestehen auch Einreiseverbote. Ein Urlaub im Ausland zu Pfingsten ist wenig realistisch, zumal auch die amtliche weltweite Reisewarnung bis Mitte Juni besteht."

Wohin darf man nach derzeitigem Stand fahren?

"Soweit in den einzelnen Bundesländern touristische Übernachtungen wieder möglich sind, kann dorthin auch gereist werden. Die Grenzen zu einigen Nachbarländern werden jetzt bis zum 15. Juni stückchenweise geöffnet. Jedoch ist zum Beispiel nach Österreich aktuell noch kein Ausflugsverkehr möglich." Mit wem darf man verreisen?

"Da in Deutschland aktuell nach wie vor Kontaktbeschränkungen bestehen, sollte dies auch bei der Reiseplanung bedacht werden. In Bayern etwa ist es seit dem 8. Mai erlaubt, neben der engeren Familie - das heißt neben Ehegatten, Lebenspartnern und Partnern einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft - außerhalb des eigenen Hausstands auch Verwandte in gerader Linie (Großeltern, Eltern, Kinder) und Geschwister sowie die Angehörigen eines weiteren Hausstands zu treffen."

Welche Ferien-Einrichtungen haben wieder geöffnet?

"Das ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. In den ersten Bundesländern haben Hotels und Restaurants bereits wieder geöffnet. In Bayern sind touristische Übernachtungen in Hotels voraussichtlich ab dem Pfingstwochenende wieder möglich. Darunter fallen auch Ferienwohnungen und Campingplätze. Was sollte man bei der Reiseplanung beachten?

"Wer bereits seine Reise gebucht hat, sollte die aktuelle Situation genau verfolgen und sich darüber informieren, was am geplanten Urlaubsort erlaubt ist. Zudem empfiehlt es sich, mit dem Betreiber der Unterkunft Kontakt aufzunehmen und Unklarheiten vorab zu klären."

Besteht die Gefahr, dass die Reise kurzfristig storniert wird? Wenn ja, welche Rechte hat man als Verbraucher?

"Es besteht grundsätzlich die Gefahr, dass die Reise aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden kann. Welche Rechte dem Reisenden dann zustehen, hängt stark davon ab, ob es sich um eine Pauschalreise handelt oder die einzelnen Reisebausteine individuell gebucht wurden. Sagt zum Beispiel der Reiseveranstalter die Reise ab, bekommt der Reisende den bereits gezahlten Reisepreis zurück. Aber auch wenn die gebuchte Ferienwohnung beispielsweise aufgrund einer behördlichen Beschränkung nicht mehr zu erreichen sein sollte, hat der Reisende Anspruch auf Rückerstattung."

Welche Rechte hat man, wenn man selbst die Reise stornieren muss oder möchte?

"Das kommt jeweils auf die Situation und den Grund der Stornierung an. Wäre die geplante Reise zu dem gebuchten Hotel an sich möglich, möchte man aber aus Angst vor Ansteckung nicht reisen, fallen die vertraglich vereinbarten Stornokosten an. Ist dagegen die Unterkunft aufgrund der behördlichen Anordnungen noch für touristische Übernachtungen geschlossen, sollte eine kostenfreie Stornierung möglich sein."

Kann es passieren, dass im Urlaub plötzlich die Ausgangsbeschränkungen wieder aufgenommen werden und man am Urlaubsort festsitzt?

"Es ist nicht auszuschließen, dass sich die Lage wieder zuspitzt und erneut Ausgangsbeschränkungen ausgesprochen werden. Wenn das passiert, sollten sich die Urlauber mit den jeweils zuständigen Behörden in Verbindung setzen und klären, wie weiter vorzugehen ist."

Was würden Sie Urlaubern generell für eine Reise in den Pfingstferien empfehlen?

"Vor Antritt der Reise sollten Urlauber sich informieren, ob die Reise zum geplanten Ziel überhaupt möglich ist. Ist die gebuchte Ferienwohnung wieder benutzbar oder das gebuchte Hotel wieder geöffnet? Oder: Wird der Ort auch tatsächlich von der Deutschen Bahn angefahren? Zudem sollten sich Reisende danach erkundigen, welche Beschränkungen vor Ort gelten."

Mit Blick auf den Sommer: Lohnt es sich jetzt schon, eine Reise in den Sommerferien zu buchen?

"Niemand kann vorhersagen, wie sich die Pandemie weiter entwickeln wird. Daher lässt sich keine Empfehlung für den Sommerurlaub aussprechen. Wer trotzdem buchen möchte, sollte im Vorfeld das (finanzielle) Risiko abwägen, falls der Urlaub coronabedingt doch nicht stattfinden kann. Bei der Buchung sollte genau darauf geachtet werden, welche Rechte im Fall der Fälle gelten."