Wenn am Sonntag der Franken-Tatort über die Bildschirme läuft, ist auch eine Schmölzerin zu sehen.
Aller guten Dinge sind drei. Für die aus Schmölz stammende Carmen Marr ist das nicht nur ein Sprichwort. Zweimal hatte sie sich ins Spiel für den Franken-Tatort gebracht. Bei der dritten Mail der Produktionsfirma hat sie sich gedacht: Ok, einmal probier' ich es noch. Und dann hatte sie Grund zur Freude.
Carmen ist ein lebenslustiger Typ - das sieht man ihr sofort an. "Und Fränkin durch und durch", sagt sie. Die besten Voraussetzungen, um sich für eine Rolle im Franken-Tatort zu bewerben. Dass für diesen in Carmens Wohnort Bamberg gedreht wird, ist schließlich eine einmalige Erfahrung.
FT:Carmen, welche Rolle hast du denn im nächsten Franken-Tatort?Carmen Marr: Ich hab eine Komparsenrolle als Migrantin.
Frage: Wie bist du denn überhaupt dazu gekommen?Antwort: Da gab es einen Artikel auf
infranken.de mit dem Aufruf, dass Komparsen gesucht werden und auch kleine Sprechrollen zu vergeben sind. Ich hab' dann überlegt, ob ich mich bewerben soll und hab' lange gezögert, weil man da viele Bilder von sich einsenden musste und bestenfalls noch ein Vorstellungsvideo. Ich hatte aber gerade keine aktuellen Bilder von mir. Das, was man da alles abgeben sollte, war schon eine Hürde für mich. Ich hab' mich dann in der Woche vor Bewerbungsschluss mit einer Freundin darüber unterhalten und die meinte, dass sie bei der Komparsenagentur, die für den Tatort Kleindarsteller und Komparsen gesucht hat, auch in der Kartei ist und gute Erfahrungen gemacht hat. Sie fotografiert zufällig auch und dann hab' ich ganz spontan gesagt: "Komm, mach mal ein paar Bilder von mir." Wir haben dann sogar noch ein Video gedreht. Am Tag vor Bewerbungsschluss hab' ich dann meine Unterlagen eingereicht.
Frage: Was hat dich denn gereizt, dich zu bewerben?Antwort: Das ist eine einmalige Erfahrung, eine "once in a lifetime chance". Wenn der Tatort schon mal in Bamberg gedreht wird, wollte ich dabei sein und live am Set sehen, wie das abläuft.
Frage: Wie ging es denn nach deiner Bewerbung weiter?
Antwort: Irgendwann kamen Mails von der Agentur. Da wird gefragt, ob man an dem Drehtag Zeit hat und ob man dafür vorgeschlagen werden will. Man muss dann mit "Ja" bestätigen, wenn man vorgeschlagen werden will. Das hab' ich zweimal gemacht und hab' dann aber nichts mehr gehört. Das bedeutet, man wurde nicht ausgewählt. Wird man ausgewählt, bekommt man nämlich nochmal eine Mail. Irgendwann kam dann ein drittes Mal eine Anfrage und ich hab' mir gedacht: Ok, einmal probier' ich es noch. Und tatsächlich hab' ich dann auch wieder eine E-Mail bekommen, wann ich wo sein soll und welche Klamotten ich mitbringen soll.
Frage: Und was hast du mitgenommen?Antwort: Da ich eine Komparsenrolle als Flüchtlingsfrau hatte, hab' ich einen langen roten Rock ausgewählt und ein paar schwarze Schuhe, die ich mal in einem Second-Hand-Laden in Berlin gekauft habe. Ich hab' sämtliche Kleiderschränke durchwühlt und hatte dann letztlich noch ein gelbes Shirt und eine alte Strickjacke an.
Frage: Und wie war dein erster Drehtag?Antwort: Das war am 19. August auf dem Kasernengelände in Bamberg, wo ein Anschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft nachgestellt wurde. Das war gleich ein Nachtdreh. Um 19 Uhr sollte ich da sein, um 21 Uhr ging es dann das erste Mal ans Drehen.
Frage: Und was hast du machen müssen?
Antwort: Die Regieassistentin hat uns grob die Situation geschildert, dass ein Anschlag auf "unsere" Unterkunft verübt wurde, wir aus dem Schlaf gerissen wurden und nun aufgeschreckt und ängstlich im Hof herum stehen.
Frage: Und wie oft wird so eine Szene gedreht?
Antwort: Dadurch, dass aus vielen verschiedenen Perspektiven gedreht wird, wird manche Szene schon schätzungsweise 15-mal gespielt.
Frage: Wie lange dauert denn so ein Drehtag?
Antwort: Der erste Drehtag hat von 19 bis 3.30 Uhr gedauert, der zweite von 19 bis 4 Uhr, der dritte von 8 bis 18.30 Uhr, der vierte von 8 bis 17 Uhr und der fünfte von 14 bis 21 Uhr. Das hört sich lange an, aber man dreht nicht so lange. Zwei Drittel der Zeit ist eigentlich Warten. Warten, ob man nochmal gebraucht wird beziehungsweise wann man gebraucht wird.
Frage: Wenn man den Tatort schaut, ist man ja schon in irgendeiner Art emotional ergriffen. Wie war das beim Drehen?
Antwort: Da ist das anders, das ist einfach ein Job. Ich kenne ja auch die anderen Szenen, in denen ich nicht mitgespielt habe, nicht. Ich weiß nur von einem Anschlag auf ein Flüchtlingsheim. Insgesamt wurde fünf oder sechs Wochen lang gedreht und ich war nur an fünf Tagen dabei.
Frage:Was war das rückblickend für dich für eine Erfahrung?
Antwort: Das war mega gut. Ich hab' viele neue Leute kennengelernt, auch einige der festen Franken-Tatort-Schauspieler.
Frage: Und wie sind die so?
Antwort: Unterschiedlich. Manche waren sehr nett, haben sich auch in den Pausen zu uns Komparsen gesetzt, mit uns gequatscht und gegessen. Yasin Harrouk zum Beispiel. Und andere haben sich wirklich in den Schauspieler-Bereich zurückgezogen. Der Bereich für die Komparsen und der für die Schauspieler waren ja getrennt.
Frage: Wie und wo wirst du den Tatort denn am 9. April schauen?
Antwort: Das weiß ich noch nicht. Einige Komparsen treffen sich und schauen gemeinsam. Vielleicht schließ' ich mich da noch an. Früher hab' ich Tatort immer mit einer Freundin geschaut und wir haben uns Sushi dazu bestellt. Vielleicht mach' ich das diesmal ja mal wieder so.
Frage: Du weißt ja selbst auch noch nicht, wie oft du in dem Film zu sehen sein wirst. Woran kann man dich denn erkennen?
Antwort: An meinem langen roten Rock, der fällt auf.
Frage: Was den Franken-Tatort angeht, gehen die Meinungen ja auseinander. Wie findest du ihn denn?
Antwort: Um ehrlich zu sein, steht er auf meiner Favoritenliste nicht ganz oben.
Frage: Warum nicht?Antwort: Obwohl ich selbst Fränkin durch und durch bin, finde ich, dass das Fränkeln in einem Film, der deutschlandweit ausgestrahlt wird, irgendwie komisch ist. Vielleicht liegt das auch daran, dass es so gezwungen wirkt.
Frage: Welchen Tatort findest du am besten?
Ganz klar den Münster-Tatort. Das ist der beste, und gleich danach kommt der Kölner.