Zum zweiten Mal sind Austauschschüler aus den USA zu Besuch am Kaspar-Zeuß-Gymnasium. Zwölf Jugendliche von der Traverse City West Highschool verweilen mit ihren Betreuern zwei Wochen in Kronach.
"Wenn man hier hinunterschaut, sieht man ein Gitter und darunter ein Verließ." Ein kalter Schauer erfasst die jungen Leute, als ihnen Gästeführerin Christa Franz das Angstloch zeigt, in das zur Zeit der Hexenverfolgung im Mittelalter Frauen und auch einige Männer geworfen wurden. Im Kronacher Hexenturm mussten sie ausharren, bis sie zum Verhör geholt und gefoltert wurden.
Über die besonders in unserer Region sehr verbreitete Hexenverfolgung weiß die Abordnung aus Traverse City, die an diesem Morgen an der Stadtführung "Hexen und Heldinnen" teilnimmt, nicht viel - ebenso wenig über die Stadtgeschichte von Kronach. Selbst der berühmteste Sohn der Stadt, Lucas Cranach, war den 15- bis 18-Jährigen bis vor wenigen Tagen noch kein Begriff. Kein Wunder, trennen die Schüler der Traverse City West Highschool im Norden des US-Bundestaates Michigan doch stolze 7000 Kilometer Luftlinie von Kronach.
Schon Kronach-Fans geworden Trotzdem sind die Jugendlichen in den zwölf Tagen, die sie im Rahmen des "German-American Partnership Program" (kurz GAPP) im Landkreis verbringen, schon zu Kronach-Fans geworden. Der 15-jährigen Anna Roth hat es die Stadt besonders angetan. Von der Führung in der Oberen Stadt mit den historischen Orten und Bauten ist sie ganz begeistert, aber nicht nur davon ...
"Es ist so schön hier. Ich liebe die alten Fachwerkhäuser und die Festung von Kronach. Allgemein mag ich kleine Dörfer und Städte, Burgen und Schlösser. Die Architektur und die Baukunst hier in Kronach und in Deutschland sind einfach wunderschön", schwärmt Anna. Dass die 15-Jährige so beeindruckend gut deutsch spricht, kommt nicht von ungefähr. "Ich lerne Deutsch, seitdem ich zwölf Jahre alt bin.
Außerdem spricht mein Vater deutsch", erklärt sie und verrät, dass es sich bei ihrer ersten Deutsch-Lehrerin um eine Frau aus Bayern gehandelt hat.
Bei den wöchentlichen Deutschstunden war Anna die mit Abstand jüngste Teilnehmerin. Bei den anderen Teilnehmern habe es sich teilweise schon um Studenten gehandelt. "Von ihr habe ich viel gelernt - nicht nur die Sprache, sondern auch viel über die Kultur. Sie hat uns im Unterricht sehr viel über Deutschland erzählt", erinnert sich Anna dankbar an ihre Lehrerin.
Der erste Besuch in Deutschland Für die junge Amerikanerin ist es nicht nur das erste Mal, dass sie Kronach besucht, sondern es ist ihre erste Deutschlandreise überhaupt. Im Alter von acht Jahren war sie schon einmal in Österreich, wo sie ihre Wurzeln hat - daher auch der Name Roth, der ja auch in Deutschland sehr verbreitet ist.
Die Reise sei für sie auch deshalb so interessant, weil sie sich dadurch an ihre Vorfahren erinnert fühle, erzählt sie.
Annas Heimat Traverse City ist an der "Grand Traverse Bay" gelegen, die vom "Lake Michigan" abgeht. "Bei uns ist alles sehr maritim geprägt. Solche Bauten und mittelalterlichen Häuser wie in Kronach gibt es bei uns überhaupt nicht. Das ist wirklich ganz anders", verrät die 15-Jährige, die bei einer Gastfamilie in Rothenkirchen untergebracht ist, wo sie sich sehr wohl fühlt. Sie mag auch das deutsche Essen sehr gerne - Schnitzel und besonders Bratwürste.
Neue Eindrücke gewonnen Bei dem Austausch macht sie mit, um neue Eindrücke zu gewinnen, andere Menschen und Lebensweisen kennen zu lernen und um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern.
"Wir haben auch einige Ausflüge gemacht und waren beispielsweise schon in einem Klettergarten sowie in Schloss Banz, das ebenfalls eine wunderschöne Architektur hat", berichtet Anna, für die sich die Reise nach Kronach auf alle Fälle gelohnt und ihre Erwartungen noch übertroffen hat. Bereits jetzt freut sie sich - genauso wie ihre Mitschüler - auf den Gegenbesuch der Kronacher.
Verantwortlich für das GAPP-Projekt am Kaspar-Zeuß-Gymnasium zeichnet wie bei der Premiere im Jahr 2011 Studienrätin Andrea Lechner. Sie freut sich, dass der Schüleraustausch mit der Traverse City West Highschool nunmehr zum zweiten Mal zu Stande gekommen ist.
Die Suche nach einer Austauschschule hatte sich zunächst über drei Jahre hingezogen, da - wie sie erklärt - amerikanische Schulen deutsche Großstädte bevorzugen und Kleinstädte wie Kronach für sie eher uninteressant sind.
Am Montag fand ein Abschiedsfest statt. Für die amerikanische Abordnung geht es aber nicht gleich nach Hause. Vielmehr stehen auf der Heimreise noch so reizvolle Stationen wie München oder Salzburg an, unter anderem mit mehreren Schlossbesichtigungen wie beispielsweise Herrenchiemsee, das mit Sicherheit Anna besonders gut gefallen wird.