Bahnhof Steinbach am Wald: Der Startpunkt für die Culemeyer-Fahrten
Autor: Andreas Schmitt
Steinbach am Wald, Donnerstag, 06. Dezember 2018
Am Bahnhof Steinbach war die deutsche Teilung präsent. Wegen der Sowjetsperre der Tettauer Nebenbahn fuhren Güter ab hier auf der Straße.
"Wir haben oft Reifen verloren. Es herrschte mit der Zeit Knappheit. Deshalb haben wir einmal einen Anhänger mitten im Wald stehen lassen und als Ersatzteillager für die anderen benutzt, um weiter fahren zu können", erinnert sich Joseph Reuth. "Unser Chef konnte das nicht glauben, wir mussten am nächsten Tag zum Rapport."
Die Frankenwaldbahn: Ein Abbild der Geschichte
Es sind Geschichten wie diese, die den Job von Joseph Reuth, Heinrich Wicklein und einem halben Dutzend anderer mitunter abenteuerlich machten. Sie fuhren nicht nur Güter von A nach B. Die Culemeyer-Fahrer waren im Frankenwald jahrzehntelang die Lokführer der Landstraßen.
Im Zweischichtsystem rollten die Transporte an normalen Tagen von 5.30 bis 22 Uhr über den Rennsteig. "Manchmal mussten wir am Steinbacher Bahnhof aber erst einen halben Meter Schnee räumen", erinnert sich Heinrich Wicklein, dass nicht immer alles normal lief.
Der heute 64-Jährige war von 1980 bis 1987 der jüngste Fahrer der Culemeyer (siehe unten). "Das war meine schönste Zeit bei der Bahn", sagt Wicklein, der 44 Jahre lang im Unternehmen war.
Die Transporte hielten die Glas-, Holz- und Porzellanindustrie im Tettauer Winkel auch nach der Sperre der deutsch-deutschen Grenze am Leben. "Das Schwierigste war das Wetter", erinnert sich Joseph Reuth, der ab 1969 mit den Achtachsern unterwegs war - 17 Jahre lang. "Teilweise mussten wir nach Kleintettau auf der linken Straßenseite fahren, weil es abschüssig war. Sonst wären wir umgekippt."