Derzeit soll die weltweite Reisewarnung noch bis zum 31. August gelten. "Die Länder befinden sich in Verhandlungen und die Leute dort geben sich wirklich größte Mühe", merkt Wagner an. "Das sind alles keine reichen Länder. Sie sind natürlich auf die Touristen angewiesen." Bislang seien die Urlauber aber ohnehin noch verhalten. "Ich bin doch nicht doof, wir bleiben zuhause", antwortet beispielsweise Kirsten Brückner auf die Frage auf unserer Facebook-Seite, ob die Kronacher in diesen Sommerferien einen Auslandsurlaub planen. Brückner ist offenbar nicht die Einzige, die so denkt. "Wir bleiben daheim", schreibt auch Diana Löffler.
Verunsicherung nach Maas-Aussage
Die Expertin glaubt: "Die Aussage von Außenminister Heiko Maas ,Es wird keine zweite Rückhol-Aktion geben' hat viele Urlauber verunsichert." Das zeigt sich vor allem bei der Anreise. Das Transportmittel entscheidet, wo es heuer hingeht. "Viele, die vorhatten, eine längere Flugreise zu unternehmen, fahren jetzt mit dem Auto zum Beispiel nach Österreich ins Hotel, weil sie Angst haben, dass sie im Ernstfall nicht mehr nach Hause kommen."
Doch auch wer mit dem Flieger verreist: Im Falle eines erneuten Corona-Ausbruchs im Urlaubsland braucht sich laut der Reisebüro-Leiterin niemand Sorgen machen, dass er nicht mehr nach Hause kommt. "Alle großen Veranstalter geben in so einem Fall eine Rückhol-Garantie oder räumen Sonderkündigungsrechte für ihre Pauschal-Urlauber ein." Die Warnung von Maas sei vielmehr an Einzelpersonen gerichtet, die eigenmächtig in unsichere Länder reisen.
Doch auch Wagner erinnert sich noch gut an den Moment des Lock Downs im März, als sie vor der Herausforderung stand, ihre Gäste im Ausland wieder nach Hause zu bringen. "Das Telefon hat unentwegt geklingelt. Die Kunden hatten Fragen - und ich hatte keine Antworten." Ihr Reisebüro war zwar geschlossen. Doch die 48-Jährige telefonierte sich in diesen Wochen die Finger wund, hing stundenlang in Warteschleifen fest und schrieb eine E-Mail nach der anderen. "Es war schwierig, manche Veranstalter zu erreichen - teilweise bis heute."
Einige schlaflose Nächte hat Wagner laut eigener Aussage in dieser Zeit verbracht, bis sie schließlich alle ihre Kunden wieder sicher in Deutschland wusste - zumindest fast. "Ein älterer Herr sitzt noch in Afrika fest" - und das freiwillig. Der Senior sei bereits vor dem Ausbruch der Pandemie nach Ägypten gereist. Als in Deutschland die ersten Fälle auftraten, habe Wagner ihm angeboten, einen Rückflug zu organisieren - doch er wollte nicht. "Damals hat man in Afrika noch nichts von dem Virus gemerkt und er meinte, dass er sich sicher fühlt und dort bleiben will."
Ende Mai wäre sein regulärer Flug nach Hause gegangen - doch der wurde dann coronabedingt gecancelt. "Inzwischen würde er gerne wieder nach Deutschland kommen. Ich versuche jetzt, einen Flug zu organisieren."
Das waren jedoch nicht die einzigen Herausforderungen. Täglich seien Dutzende Mails mit neuen Regelungen und Reiseänderungen von Veranstaltern eingetrudelt. "Dann musste ich jedes Mal schauen, ob das einen meiner Kunden betrifft."
Auch finanziell hat Corona seine Spuren bei Wagner hinterlassen. Sie betreibt ihr Reisebüro seit 2016 und hatte mit einem guten Jahr gerechnet. "Doch es kommen immer wieder Benachrichtigungen, dass wieder eine Reise storniert wurde. Ich musste Provisionen für Reisen zurückzahlen, die ich schon im vergangenen Herbst verdient hatte." Schweren Herzens musste sich Wagner von ihren beiden Mitarbeitern trennen.
"Das Virus wird uns sicher noch das ganze Jahr über beeinflussen", glaubt die 48-Jährige und hofft, dass sich die Lage weiter entspannt und der ein oder andere Urlauber pünktlich zu den Sommerferien seine Scheu verliert. Denn auch wenn die vergangenen Monaten gezeigt haben, dass man nicht in die Ferne schweifen muss, um dem wahren Glück nahe zu sein: Der lateinische Kirchenlehrer Aurelius Augustinus wusste bereits Jahrhunderte vor der Geburt Christi: ""Die Welt ist ein Buch, und diejenigen, die nicht reisen, lesen nur eine Seite."
Reisen in Corona-Zeiten: Das ist erlaubt
EU-Mitgliedstaaten
Das Auswärtige Amt hat die Warnungen für Reisen in die Mitgliedstaaten der Europäischen Union sowie in die Schengen-assoziierte Staaten (Island, Liechtenstein, Schweiz) und in das Vereinigte Königreich, Nordirland, Andorra, Monaco, San Marino und den Vatikanstaat inzwischen aufgehoben. Für diese Länder gelten spezifische Reisehinweise.
Ausnahmen
Für Finnland, Norwegen und Schweden verzögert sich die Aufhebung der Reisewarnung. Von Reisen nach Großbritannien, Irland und Malta wird derzeit noch abgeraten.
Weltweit
Für alle anderen Länder gilt nach jetzigem Stand eine weltweite Reisewarnung bis zum 31. August 2020.
Kreuzfahrten
Da derzeit viele Häfen noch nicht von Kreuzfahrtschiffen angefahren werden dürfen, finden derzeit noch nicht so viele Reisen statt.