Aus dem Wasserhahn sprudelt es im Kreis Kronach weiter

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Verbraucher im Kreis Kronach können ohne Bedenken Wasser aus dem Wasserhahn trinken. Foto: Marian Hamacher
Verbraucher im Kreis Kronach können ohne Bedenken Wasser aus dem Wasserhahn trinken.  Foto: Marian Hamacher
Landwirtschaftsoberrat Klaus Schiffer-Weigand vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Foto: privat
Landwirtschaftsoberrat Klaus Schiffer-Weigand vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Foto: privat
 
Markus Rauh Foto: privat
Markus Rauh Foto: privat
 

Alle Trinkwasser-Versorgungsanlagen im Kreis Kronach halten bei Nitrat den Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter ein.

Alles wird kostspieliger, jetzt auch noch die Wasserpreise? Experten warnen, dass Trinkwasser wegen der Nitratbelastung teurer werden könnte. Weil Nitrat als gesundheitsschädlich gilt, müssen es die Wasserversorger bei zu hohen Werten teuer aufbereiten. Müssen die Verbraucher im Kreis Kronach nun auch mit steigenden Preisen rechnen?

"Die im Landkreis Kronach gemessenen Nitratwerte sind gering. Eine Aufbereitung des für Trinkwasserzwecke entnommenen Grundwassers ist deshalb nicht erforderlich", teilt ein Sprecher des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) mit.


Keine Anlage überschreitet den Grenzwert

Damit die Gesundheit nicht beeinträchtigt wird, hat der Gesetzgeber einen Grenzwert festgesetzt, der aktuell bei 50 Milligramm pro Liter (mg/l) liegt, wie der Sprecher des LfU erklärt. Im Kreis Kronach wurde dieser Schwellenwert im entnommenen Grundwasser, also dem Rohwasser, nicht überschritten. Laut LfU wurde an 18 Wassergewinnungsanlagen im Landkreis ein Wert von unter 25 Milligramm pro Liter gemessen. Nur eine Wassergewinnungsanlage wies einen Wert zwischen 25 bis 37,5 Milligramm pro Liter auf. Nach Angaben des LfU liege dieser Wert aber im unteren Skalenbereich.

Die Wassergewinnungsanlagen, also Brunnen, stehen grundsätzlich in Wasserschutzgebieten, wie Markus Rauh, Werkleiter der Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO), erklärt. Rund vier Prozent der Flächen im Freistaat seien Wasserschutzgebiete. In anderen Bundesländern seien es rund zwölf Prozent. Deshalb bemisst Rauh diesen Flächen besondere Bedeutung zu.

Obwohl die Nitratwerte im Kreis Kronach nicht den Grenzwert übersteigen, gibt er zu bedenken: "Das Gebot zu handeln ist da." Die Nitratproblematik habe sich nicht verschlechtert, aber auch nicht verbessert. Er verweist auf den Grenzwert von 50 Milligramm: "Salopp formuliert ist ab diesem Wert schon alles zu spät", sagt Rauh. Ab diesem Wert ist das Wasser für Menschen, aber auch für Tiere, gefährlich.


Hohe Werte in Teilen des Landkreises Coburg

Besonders betroffen von hohen Nitratwerten in Oberfranken sind beispielsweise Teile der Regionen Coburg, Hochfranken und Bamberg. Weist das Wasser zu hohe Nitrat-Werte auf, muss es aufbereitet werden. Das funktioniert laut Rauh meist mit chemisch-technischen Verfahren in den Wasserwerken. Ein Beispiel dafür ist die Umkehrosmose, bei der Wasser mit chemischen Stoffen entmineralisiert wird.

Falls die Nitratwerte weiter steigen und das Wasser aufbereitet wird, rechne das Umweltbundesamt mit einer Kostensteigerung von rund 50 Cent pro Kubikmeter. Dieser Wert kann laut Rauh durch die unterschiedliche technische Bedingungen variieren. Im Moment kostet ein Kubikmeter Wasser ungefähr 1,80 Euro.

Entwarnung gibt auch Klaus Schiffer-Weigand vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Kulmbach. "Für den Kreis Kronach ist eine Verschlechterung des Grundwassers durch Anstieg der Nitratwerte eher unwahrscheinlich. Damit dürfte auch keine Verteuerung dadurch entstehen", sagt Schiffer-Weigand. Als Ursache für zu hohe Nitratwerte gilt laut Schiffer-Weigand der übermäßige Einsatz von Gülle und Dünger. Ein anderer Faktor für den Nitratwert sind laut Schiffer-Weigand außerdem die Bodenbeschaffenheit und die Niederschläge. Konkret: kommt wenig Wasser von oben, reduziere sich der Verdünnungseffekt und der Nitratwert steigt. Problematisch ist das beispielsweise in Unterfranken.

Die EU hatte im November 2016 Deutschland wegen der hohen Werte verklagt. Als Reaktion darauf wurde im Juni 2017 die neue Düngeverordnung eingeführt. Diese sieht Markus Rauh eher kritisch. "Die Aussage, dass soweit alles in Ordnung ist, können wir nicht teilen", sagt Rauh. Die Düngeverordnung müsse für alle Landwirte überall gelten. So gebe es für kleinere Betriebe Ausnahmen. Diese müssten beispielsweise nicht so genau dokumentieren, wie viel Gülle sie austragen. "Die neue Düngeverordnung ist der Mindeststandard", sagt er.

Neben der notwendigen gesetzlichen Regelung ist es laut Rauh sinnvoll, vor Ort zwischen Landwirten und Wasserversorgern zu kooperieren. Miteinander müsse vereinbart und umgesetzt werden, wie eine Verbesserung der Situation geschaffen werden kann. "Dies ist auch wesentlicher Teil des neuen Wasserpaktes, den Landwirtschafts- und Umweltministerium mit Verbänden in diesem Jahr geschlossen haben", erklärt Rauh.



Bauern düngen bewusster und sorgen mit Anbau von Zwischenfrüchten vor

Wenn das Thema Nitratwerte im Trinkwasser zur Sprache kommt, wird fast reflexartig auf die Bauern gezeigt. Die seien schuld mit ihrem Dünger, dass die Nitratwerte nach oben gehen, heißt es. Im Kreis Kronach stagniert der Nitratwert auf relativ niedrigem Niveau (siehe Bericht oben). Die Landwirte hier scheinen also gewissenhaft zu düngen.

"Fakt ist, dass in der Landwirtschaft bewusster gedüngt wird", sagt Erwin Schwarz, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes Kronach. So habe die Stadt Kronach eine freiwillige Vereinbarung mit den Landwirten getroffen. Diese bekommen eine Prämie, wenn der Nitratwert auf ihren Feldern niedrig bleibt, wie Schwarz erklärt. "Das zeigt sehr gute Erfolge, es ist wesentlich weniger Nitrat im Boden", sagt Schwarz.
Allgemein gibt es laut Schwarz wenig Viehhaltung im Landkreis. Deshalb sei es kein Problem, die Gülle aufzubringen. Pro Hektar rechnet man mit 0,9 Kühen. "Alles, was die Kühe ausscheiden, kann aufgebracht werden", betont Schwarz. Erst wenn zwei oder drei Kühe auf einem Hektar leben, werde es kritisch.


Zwischenfrüchte anbauen

Da auch nach der Ernte, wenn viele Ackerkulturen keinen Düngebedarf mehr haben, noch Dung anfällt, ist der Anbau von Zwischenfrüchten für die Landwirte interessant. Um den Nitratgehalt niedrig zu halten, könne ein Landwirt nach der Ernte Zwischenfrüchte, wie Senf oder Phacelia, auf dem Ackerland anbauen. Laut Schwarz binden diese den Stickstoff bis zum Frühjahr. Die Zwischenfrüchte können allerdings nur auf Flächen angebaut werden, die frühzeitig geerntet werden, wie Getreide. Ein weiteres Plus der Zwischenfrüchte: Diese sind für die Böden gut. Im Winter gibt es deshalb weniger Erosionen in der Erde, wie Schwarz erklärt. Nicht alle Landwirte können die Zwischenfrüchte anbauen. Vor allem im Norden des Landkreises ist es wegen der späten Ernte schwieriger.


Gülle auf Grünland aufbringen

Außerdem können die Landwirte ungefähr bis zum 1. November Gülle auf ihr Grünland aufbringen, weil dieses länger Stickstoff aufnimmt. "Problematisch ist das für die Betriebe, die nur Ackerland haben und kein Grünland", berichtet Schwarz. Der Kreis Kronach sei von diesem Problem aber weniger betroffen. fr