Die Mitarbeiter der Bauhöfe im Landkreis Kronach waren in den vergangenen Tagen schon schwer damit beschäftigt, vom Frost verursachte Schlaglöcher zu stopfen. Nun kommt wild abfließendes Wasser für sie erschwerend dazu.
Es ist Freitag, 10 Uhr am Morgen. Zeit für ein zweites Frühstück - wie wohl bei so manchen Arbeitsstellen üblich - haben der Bauhofleiter der Gemeinde Wilhelmsthal, Alexander Appelius, und sein Mitarbeiter Angelo Zipfel nicht. Zu dieser Zeit findet man die beiden in der Grieser Straße in Steinberg. Der dort verlaufende Griesbach, wie er von der Bevölkerung genannt wird, ähnelt in den Sommermonaten eher einem Rinnsal. Sprichwörtlich über Nacht hat er sich jedoch in einen Sturzbach verwandelt, der allenthalben über seine Ufer tritt und für Überschwemmungen sorgt.
"Seit 4 Uhr morgens sind wir in zwei Zweiergruppen unterwegs", sagt Alexander Appelius und fährt fort: "Ein Ende ist noch nicht in Sicht. Die Arbeiten werden sich mit Sicherheit noch lange hinziehen."
Die Schneemassen der vergangenen Wochen sind bei Temperaturen um die zehn Grad Celsius rasch abgetaut. Zu schnell für die Bäche und Flüsse, die jetzt in einem rasanten Tempo über die Ufer treten.
"In der Gemeinde sind nahezu alle Ortsteile vom Hochwasser betroffen. Wir waren heute Morgen bereits unter anderem in Tiefenbach und in der Grümpel", berichtet Alexander Appelius, der von einem "Rekordwinter" im negativen Sinne spricht.
"Der Winter in diesem Jahr verlangt uns wirklich alles ab. Nach harten Wochen für den Winterdienst kam das Glatteis. Dann ähnelten die Straßen Buckelpisten und nun das Hochwasser", so der Gemeindevorarbeiter, der sich an einen vergleichbaren Winter nicht erinnern kann. "2003 hatten wir extrem viel Schnee. Aber das Hochwasser hatte bei Weitem nicht dieses Ausmaß", blickt er zurück.
Stundenlanger Einsatz
Seit sechs Stunden sind er und die weiteren Bauhofmitarbeiter mit ihren Fahrzeugen und dem rotierenden Gelblicht nun schon im Dienst. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, den freien Abfluss der Bäche nach den Veränderungen durch die Wassermassen sicherzustellen.
Dazu gehören das Freimachen verlandeter oder verstopfter Durchlässe, die Beseitigung von Anlandungen im Bachbett sowie die Stabilisierung der Ufer.
"Unser Entwässerungssystem ist in Ordnung. Vielmehr besteht unser größtes Problem darin, dass viele Durchlässe von angeschwemmtem Astwerk oder abgesägten Bäumen verstopft werden", stellt Appelius fest. Dabei handele es sich größtenteils um Baumbruch infolge der Schneemassen. "Die Feuerwehr hat die brechenden Bäume abgesägt. Das Aufräumen aber obliegt den Anliegern", erklärt er. "Leider lassen diese das Astwerk einfach unbedacht liegen. Kommt es dann zum Hochwasser, wird dieses Astwerk angeschwemmt und der Gewässerlauf verstopft", ärgert er sich.
"In diesem Winter sind wir zum ersten Mal im Hochwasser-Einsatz. Bislang kamen lediglich in Tiefenbach Sandsäcke zum Einsatz", fährt er fort.
Sobald eine Straße halbseitig mit einem Wasserstand von tiefer als fünf bis zehn Zentimeter ausgespült sei, würden Warnschilder angebracht.
Positive Prognose
Glücklicherweise sage die Wettervorhersage für die nächsten Tage ein trockenes Klima voraus. "Hoffentlich tritt das auch ein. Dann würde das Hochwasser in der nächsten Zeit abflauen und die Gewässer würden hoffentlich bald einigermaßen zu ihren Regelständen zurückfinden", hofft Appelius.
Obwohl der Winter wohl noch lange nicht zu Ende sei, stehe für ihn jetzt schon fest, dass dieser die Gemeinde teuer zu stehen kommen werde. So habe der Winter seit Ende November beim Bauhof zu einem immensen sachlichen, personellen und technischen Aufwand geführt - deutlich höher als in den Vorjahren. "Das genaue Ausmaß der Straßenschäden wird aber erst im Frühling zu sehen sei. Erst wenn der Frost komplett aus dem Boden verschwunden ist, wird deutlich, in welchem Umfang saniert werden muss", ist er sich sicher.
Appelius fährt fort: "Bis dahin aber wird wohl - leider im wahrsten Sinne des Wortes - noch viel Wasser den Bach hinunterfließen."