Das BRK-Seniorenhaus in Ludwigsstadt bietet alljährlich seinen Bewohnern ein "hausgemachtes" Programm. Am Wochenende war es wieder soweit.
Ein rappelvoller Saal, tolle Musik, Tanz, fantasievolle Verkleidungen, ein ausgelassenes Publikum sowie Mitwirkende, die ein über dreistündiges Programm auf die Beine stellen. Faschingsveranstaltungen gibt es dieser Tage an allen Ecken und Enden im Landkreis. Und doch: Der Fasching im BRK-Seniorenhaus Ludwigsstadt ist besonders.
Besonders deswegen, weil sich vom Azubi über den Hausmeister bis zur Heimleitung alle mächtig ins Zeug legten. Unbestrittene Stars des Nachmittags waren jedoch andere, nämlich Anni Gallitz und Hella Scheidig - ihres Zeichens Heimbewohner und zusammen 173 Jahre alt. Schnell noch den Arztkittel anziehen, die schwarze Fliege gerade rücken, ein Stethoskop um den Hals - und los geht's. Lange Verschnaufpausen bleiben Anni Gallitz - alias Notarzt Dr. Gallitz - und ihrer Partnerin Hella Scheidig nicht. Vier Auftritte gingen auf das Konto der beiden rüstigen Damen.
Ob beim Arztbesuch von Hella Scheidig, die als Frau Krautwurst nicht zu dick, sondern nur zu klein für ihre Größe ist, oder als gesprächige Rentner im Park, die beiden Energiebündel waren einfach eine Wucht. Auch bei den Soloauftritten von Hella Scheidig als fesche Lola sowie von Anni Gallitz als "bedauernswerter Herr Möllmann", der von seiner Frau als Stammgast einer Nachtbar entlarvt wird, blieb kein Auge trocken.
"Aufgeregt sind wir nicht mehr. Wir sind doch ein eingespieltes Team", meinen die Seniorinnen selbstbewusst. Anni Gallitz ist 87 Jahre und kommt aus dem Fichtelgebirge, bevor sie und ihr Ehemann später nach Lauenstein zogen. Hella Scheidig kommt aus Ludwigsstadt und ist ein Jahr jünger. Zusammen treten sie schon seit Jahrzehnten auf. "Wir sind beide im VdK. Anni war Ortsbetreuerin von Lauenstein, ich von Ludwigsstadt.
Mit unseren gemeinsamen Auftritten haben wir etliche Nachmittage ausgestaltet und sind dabei in die verschiedensten Rollen geschlüpft", erinnert sich Hella Scheidig schmunzelnd. Die beiden Damen verfügen über eine ganze Sammlung an lustigen Vorträgen. Deswegen fällt es ihnen nicht schwer, mit immer neuen Auftritten zu überraschen, auch wenn sie speziell zum Thema "Eine Schifffahrt, die ist lustig" nichts in ihrem großen Repertoire hätten.
Vor etwa sieben Jahren ist die Entscheidung für einen gemeinsamen Hausfasching gefallen, an dem alle Bewohner teilnehmen können. Der Fasching steht alljährlich unter einem neuen Motto. Heuer entschied man sich für "Eine Schifffahrt, die ist lustig".
Die einzelnen Gruppen üben ihre Auftritte für sich selbst ein - und zwar ehrenamtlich in der Freizeit, da dies während der Arbeitszeit gar nicht machbar wäre. Es gibt lediglich eine gemeinsame Generalprobe.
Sowohl Heimleiter Peter Schulz als auch Regisseurin Marion Müller, die auch selbst im Programm mitmischten, betonten: "Für uns ist es der schönste Lohn, wenn sich unsere Bewohner freuen und Spaß haben."
Mit dabei waren die Funkengarde und natürlich ein neues Prinzenpaar, heuer die liebreizende Prinzessin Lisa mit ihrem holden Prinz Mario. Auf der Bühne tummelten sich unter anderem Piraten, Matrosen, Kapitäne, Haiti-Girls und -Boys sowie Meerjungfrauen. Schauplätze des Geschehens waren beispielsweise die berüchtigte Haifisch-Bar auf der Hamburger Reeperbahn oder der Bodensee. Dazu gab es viele tänzerische Show-Acts. Die Damenwelt kam insbesondere beim Männerballet, den "krossen Krabben", auf ihre Kosten. Die Funkengarde läutete das Umrahmt wurde die Veranstaltung von den Haus- und Hofmusikanten Raimund Trebes und Armin Fehn.