Altar wird zum Leben erweckt

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Stefanie Menzel (Mitte) faszinierte bei ihrer Soloeinlage "Vom Himmel hoch" mit ausdrucksvoller Stimme. Foto: Mariell Dörrschmidt
Stefanie Menzel (Mitte) faszinierte bei ihrer Soloeinlage "Vom Himmel hoch" mit ausdrucksvoller Stimme.  Foto: Mariell Dörrschmidt

Im Historischen Rathaussaal fand am Sonntagabend in der Reihe der Cranach-Veranstaltungen ein Konzert mit Projektionen und theologischen Kommentaren zum Weimarer Cranach-Altar statt.

Rund 30 Sängerinnen und Sänger marschieren in schwarzer Kleidung in den Historischen Rathaussaal. Der Raum ist abgedunkelt, die Gäste sind gespannt. Vor ihnen erstrahlt auf der Bühne der projizierte Cranach-Altar in hellem Licht.

Die Chormitglieder nehmen ihre Plätze ein und knipsen die Lichter ihrer Liedermappen an. Burkhart Schürmann beginnt mit seinen fundierten Ausführungen zur Bildkomposition des Cranach-Altars.

Wie durch die Rauminszenierung deutlich gemacht wird, liegt der Fokus auf dem bekannten Weimarer Altar, der von Lucas Cranach dem Jüngeren angefertigt wurde und heute als eines der wichtigsten Bildwerke der Spätrenaissance in Deutschland gilt. Dieser monumentale Epitaphaltar wurde 1555 zum Gedenken des sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich des Großmütigen fertig gestellt und befindet sich heute in der Herderkirche in Weimar.

Lucas Cranach zeigt in seinem Meisterwerk eine allegorische Darstellung der Kreuzigung Jesu, die Motive aus dem Alten und Neuen Testament beinhaltet. Außerdem setzte der Künstler ein Denkmal für seinen Vater, für Herzog Johann Friedrich, und für Martin Luther, erklärte Konzertleiter Burkhart Schürmann, der seine Gäste sowohl durch ausführliche und erklärende Kommentare durch den Abend leitete als auch musikalisch den Takt der beiden Chöre "vox nova" und "kleine kantorey" angab.

Schürmann führte sein Publikum mit Augen und Ohren durch den Abend und verdeutlichte somit Motivik und Intention des Altares auf hervorragende Art und Weise. Motetten und Choralbearbeitungen von Zeitgenossen Cranachs und Luthers erklangen zu den betreffenden allegorischen Bildstellen und ließen die historischen und theologischen Zusammenhänge verständlich und lebendig werden.

Das Programm umfasste Werke von Johann Walter, Jakob Meiland, Gallus Dressler sowie Caspar Othmayr und vielen anderen. Begleitet wurde der Gesang als Liedtext zusammen mit Bilddetails auf einer großen Leinwand.
Gespannt verfolgten die interessierten Gäste die einzelnen musikalischen Szenen, die in deutscher und lateinischer Sprache ausdrucksvoll gesungen wurden, und bekamen somit auch ein neues Verständnis für den Altar.
Zwischen einzelnen Passagen bereicherten Dorothea Lieb und Gudrun Petruschka mit Flöte und Laute den Abend.