Agrarminister Brunner zu Gast in Tüschnitz

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Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (Dritter von links) bei seiner Ankunft im Festzelt. Er unterhält sich mit Theo Zehnter (Zweiter von links) und freut sich über den Besuch von Heinz Hausmann (links). Mit im Bild: Kreisobmann Erwin Schwarz (rechts) und der oberfränkische Bauernverbandspräsident Hermann Greif (Zweiter von links). Fotos: Michael Gründel
Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (Dritter von links) bei seiner Ankunft im Festzelt. Er unterhält sich mit Theo Zehnter (Zweiter von links) und freut sich über den Besuch von Heinz Hausmann (links). Mit im Bild: Kreisobmann Erwin Schwarz (rechts) und der oberfränkische Bauernverbandspräsident Hermann Greif (Zweiter von links). Fotos: Michael Gründel
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) sprach am Donnerstagabend in Tüschnitz (Kreis Kronach). Dabei stellt er die Bedeutung der Bauern heraus und ging auf deren Anliegen ein.

Die Wirtin winkt in ihren Hof. Dort könne man parken. Die Straßenränder sind nämlich schon belegt. Sie sitzt mit einigen anderen Leuten auf der Veranda. Schließlich will man es ja nicht verpassen, wenn schon mal ein Minister nach Tüschnitz kommt.

20.15 Uhr: Mit 15 Minuten Verspätung marschiert Helmut Brunner (CSU), Bayerischer Landwirtschaftsminister, ins Festzelt ein - mit ihm die lokalen Bauernvertreter: Kreisobmann Erwin Schwarz, Kreisbäuerin Rosa Zehnter, Guido Winter, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, welches eines der Hauptthemen des Abends ist (siehe unten).

Es riecht sogar ein bisschen nach Kuhstall, meint die Kollegin. Auch das gehört zum Bauerntag, zu dem der Minister als Festredner geladen ist. Mit einem Grinsen und niederbayerischem Akzent sagt er, er freue sich, heute hier "bei Ihnen" zu sein.
Und noch mehr freue er sich, dass sein ehemaliger Landtagskollege Heinz Hausmann gesagt habe, er ist nur wegen ihm da. "Wo isser denn?" - "A do isser!"

Fauxpas
Landrat Oswald Marr (SPD) kenne er zwar erst "seit ein paar Stunden", weiß aber immerhin, dass der auch Landwirt ist. Dann passiert dem Minister ein kleiner Fauxpas: Er begrüßt den Küpser Bürgermeister als Erwin Schwarz. Stille, ein paar verwunderte Blicke werden ausgetauscht. Dann bemerkt es Brunner, korrigiert sich.

Er spricht über das Hochwasser. Eindrucksvoll sei es, wie die Menschen in der Not zusammenstehen. Es gelte den Hochwasserschutz zu optimieren - "nicht ohne die Landwirte, nicht gegen die Landwirte, sondern mit den Landwirten." Applaus.

Er spricht die Dorferneuerung der Tüschnitzer an, die an diesem Wochenende auch ihr 725-jähriges Dorfjubiläum feiern. Deren Beteiligung sei zu spüren. Überhaupt sei die Dorferneuerung "die größte Bürgerinitiative in Bayern, die für und nicht gegen etwas ist."

Für einen attraktiven ländlichen Raum brauche es aber auch die Landwirte. Für sie sei ihm wichtig, dass sie mit ihrer Tätigkeit zufrieden sind. "Auch die Bauern haben einen Anspruch auf Lebensqualität und -freude", sagt er und punktet natürlich. Immerhin ist von den geschätzten 300 Personen im Festzelt die Mehrzahl mit der Landwirtschaft verbunden. So wie jeder zehnte im Landkreis, wie Erwin Schwarz in seiner Rede zuvor herausstellte.



Fünf Anliegen

Zufrieden war Kreisobmann Erwin Schwarz am Donnerstagabend nach der Festrede von Landwirtschaftminister Helmut Brunner. Fünf Anliegen hatten er und weitere Vertreter der Landwirtschaft im Kreis an den Politiker. Und dieser ging darauf auch ein:

1. In den vergangenen Wochen wurde über die Schließung der Außenstelle Kronach des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten diskutiert. Was passiert?
Brunner garantierte den Bestand für die nächsten fünf Jahre. Alles Weitere würde seinen Handlungsspielraum übersteigen. Landrat Oswald Marr bat den Minister, sich dafür einzusetzen, die Außenstelle auch darüber hinaus in Kronach zu belassen und derartige Diskussionen gar nicht mehr aufkommen zu lassen. "Fünf Jahre - das ist ein Augenzwinkern", so Marr. Und dann brachte er gar eine ganz andere Variante ins Spiel: Kronach sei ein gebranntes Kind, weil man schon oft zur Ader gelassen wurde. So schlug er die Behördenverlagerung von Kulmbach nach Kronach vor.

Der Leiter des Amtes, Guido Winter, sah die Zusicherung des Ministers nicht als große Neuigkeit, immerhin hatte auch er erklärt, dass eine Schließung, wenn überhaupt, erst in fünf oder sechs Jahren bevorstünde. Brunner stellte klar, dass seine Aussage nicht bedeute, dass nach den fünf Jahren Schluss sei. "Aber es wäre scheinheilig, etwas über die Zeit darüber hinaus zu versprechen."

2. Wie kann der Wald künftig effektiv betreut werden?
Das Holz ist auch für die Wirtschaft von Bedeutung, als Brennstoff, Baustoff und vieles mehr, sagte Brunner. Es wäre fatal, wenn ein Teil der Wälder stillgelegt würde. Schließlich sei Bayern ein Holzland, jede Sekunde wachse ein Festmeter Holz nach.

3. Der Minister hat sich zum Ziel gesetzt, die Anzahl der Bioprodukte bis 2020 zu verdoppeln. Dazu sollen Prämien als Anreize dienen. "Betriebe, die Biolandwirtschaft betreiben, sind für mich echte Landwirte, aber man sollte das aus Überzeugung machen, nicht wegen Prämien", sagte Schwarz. Er befürchtet, dass die Verbraucher nicht bereit sind, die höheren Preise dafür zu zahlen.
Helmut Brunner bezeichnete es als inkonsequent, "wenn sich die Verbraucher gegen große Ställe aussprechen, aber gleichzeitig bei den Lebensmitteln an Geld sparen wollen". Um das Bewusstsein der Verbraucher für die Qualität von Lebensmitteln zu steigern, will er die Bürger mehr informieren. Er sprach sich für eine regionale Kennzeichnung der Produkte aus. Damit "geben wir den Lebensmitteln ein Gesicht", ist er überzeugt. Der Anteil an Bio-Produkten in Bayern liege derzeit bei 6,5 Prozent. Allerdings sollten sich die Landwirte aus eigener Überzeugung für eine Umstellung entscheiden.

Erwin Schwarz dazu: "Wenn Bio mehr nachgefragt wird, können wir auch mehr produzieren." Allerdings ist er eher pessimistisch: Zudem sei der Ertrag bei der Bio-Landwirtschaft nämlich um 20 bis 30 Prozent geringer als bei der konventionellen Landwirtschaft. Das widerspreche der Aussage Brunners, dass es bis 2050 weltweit 70 Prozent mehr Lebensmittel bräuchte.

4. Das Schwarzwild macht den Bauern zu schaffen, Maisfelder müssen eingezäunt werden, zu stark werden sie verwüstet. "Wenn wir so weiter machen, werden wir der Problematik nicht mehr Herr", befürchtet der Kreisobmann.
Im Festzelt äußerte sich Landwirtschaftsminister Brunner dazu nicht. Im Vorgespräch mit den Bauern hat Brunner aber laut Schwarz Verständnis für die Problematik gezeigt und erklärt, dass man mit allen beteiligten Organisationen für dieses sensible Thema eine Lösung finden müsse. Schwarz nannte als Möglichkeiten den Saufang und den Einsatz von Nachtzielgeräten.

5. Die Flurbereinigungswege sind in einem erbärmlichen Zustand, müssten erneuert werden, so die Landwirte.
Hierzu habe Brunner im Vorgespräch erklärt, dass der Bedarf dreimal so hoch sei wie die Fördermittel.