Achtung, Kröten!

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In diesem Eimer findet Johannes Welscher eine Erdkröte. Vorsichtig nimmt er sie aus dem schwarzen Eimer heraus und legt sie in den orangefarbigen Eimer. Wenn er alle eingesammelt hat, bringt er sie zu ihrem Teich. Fotos: Lisa Kieslinger
In diesem Eimer findet Johannes Welscher eine Erdkröte. Vorsichtig nimmt er sie aus dem schwarzen Eimer heraus und legt sie in den orangefarbigen Eimer. Wenn er alle eingesammelt hat, bringt er sie zu ihrem Teich. Fotos: Lisa Kieslinger
Die Ausbeute des Tages: zwölf Teichmolche, zwölf Bergmolche und drei Erdkröten (von links).
Die Ausbeute des Tages: zwölf Teichmolche, zwölf Bergmolche und drei Erdkröten (von links).
 
Johannes Welscher zählt die Teichmolche. Zwölf Stück sind es an diesem Morgen.
Johannes Welscher zählt die Teichmolche. Zwölf Stück sind es an diesem Morgen.
 
Immer mit dabei die Karten des Landschaftspflegeverbands, auf denen die Arten mit ihren Besonderheiten erklärt werden.
Immer mit dabei die Karten des Landschaftspflegeverbands, auf denen die Arten mit ihren Besonderheiten erklärt werden.
 
Nachdem Johannes Welscher alles aufgeschrieben hat, lässt er die Molche langsam ins Wasser gleiten.
Nachdem Johannes Welscher alles aufgeschrieben hat, lässt er die Molche langsam ins Wasser gleiten.
 
Der Amphibienschutzzaun bei Mostrach.
Der Amphibienschutzzaun bei Mostrach.
 

Das Wetter lockt Amphibien aus ihren Winterquartieren. Sie machen sich auf den Weg zu den Laichgewässern. Straßen sind dabei Gefahrenzone Nummer eins.

Johannes Welscher läuft mit zwei orangefarbenen Eimern den Krötenzaun in Mostrach ab. "Gestern habe ich 110 Erdkröten gefunden. Heute scheinen es nicht so viele zu sein", sagt er, als er am dritten Eimer ankommt. Hinter der grünen Plane sind in regelmäßigen Abständen schwarze Eimer in den Boden eingegraben. Johannes Welscher hebt einen nach dem anderen hoch. "Die Löcher in den Eimern sind etwas zu groß. Die Molche rutschen da immer durch." Und tatsächlich: Unter dem Eimer verstecken sich drei Molche in der Erde - für den Laien kaum zu erkennen. Johannes Welscher hat mittlerweile ein Auge dafür und das obwohl er sich dieses Jahr zum ersten Mal um die Amphibien kümmert.

"Als Kind habe ich immer die Frösche im Weiher sitzen sehen, das fand ich faszinierend. Im Frühling lagen viele dann plattgefahren auf der Straße", erzählt er.
Früher gab es an der Straße von Kronach nach Mostrach immer einen Zaun, der die Amphibien vor den Autos schützen soll. Zwar fahren hier nicht allzu viele entlang, doch dafür kreuzen momentan umso mehr Amphibien die Straße. "Sie verlassen bei den ersten wärmeren Temperaturen ihr Winterquartier im Wald und machen sich auf den Weg zu ihren Laichgewässern", erklärt Dietrich Förster, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Frankenwald. Der Verband fördert die Maßnahmen und zahlt beispielsweise das Material für die Zäune.


Amphibien lieben die Wärme

Am Wochenende ging es so richtig los: "Momentan hat man das Gefühl, dass alle auf einmal unterwegs sind", meint Förster. Warme und feuchte Nächte sind perfekt für die Wirbeltiere, die erst bei frühlingshaften Temperaturen aktiv werden. "Die Amphibien haben die Angewohnheit, dass sie auf dem warmen Asphalt der Straße sitzen bleiben", erzählt Förster. Dadurch steige nochmals die Wahrscheinlichkeit, dass sie von einem Auto überfahren werden.

Johannes Welscher ist inzwischen beim sechsten Eimer angekommen. "Da schau her. Eine Erdkröte." Vorsichtig nimmt er sie aus dem schwarzen Eimer heraus und setzt sie in seinen orangefarbigen Eimer. Johannes Welscher ist einer der vielen Ehrenamtlichen, die sich im Kreis um die Amphibienschutzzäune kümmern. Neben Mostrach gibt es solche auch in Emmersheim, Gössersdorf, Burgstall und Birkach. Neben dem Aufstellen und dem Einsammeln zählen die Ehrenamtlichen auch jeden Tag, wieviele Amphibien von welcher Art dabei sind. "So können wir nachvollziehen, wie sich der Bestand entwickelt", sagt Förster.

Bei den heutigen Exemplaren ist das für Johannes Welscher kein Problem: drei Erdkröten, zwölf Teichmolche und zwölf Bergmolche. Da braucht er für die Bestimmung nicht mal die Karten des Landschaftspflegeverbands, auf der alle Arten mit ihren Besonderheiten vermerkt sind. "Doch gestern musste ich Dietrich Förster anrufen. Da war ich mir unsicher", sagt Welscher. Ein Lurch passte nicht in das sonstige Schema. Welscher dachte, er hätte einen Kammmolch gefunden. "Das wäre eine Sensation gewesen, die sind nämlich sehr selten", erklärt er. Dietrich Förster war schnell klar, worum es sich wirklich handelt: Es war ein männlicher Teichmolch. "Oft ist es schwierig, sie zu bestimmen. Alle sehen unterschiedlich aus. Sogar Männchen und Weibchen unterscheiden sich", sagt Welscher.


Wieder zurück in den Teich

Nachdem der Mostracher alle Amphibien entlang des Zaunes eingesammelt hat, bringt er sie in den Teich gegenüber, der sich auf seiner Weide befindet. Hier grasen normal seine Rinder. "Die Amphibien suchen immer wieder das Gewässer auf, wo sie geboren wurden", erklärt Welscher. Er zählt die Amphibien nochmal in aller Ruhe und lässt dann eines nach dem anderen ins Wasser gleiten. Kurz sind die Kröten und die Molche noch an der Oberfläche zu sehen, doch dann verschwinden sie in den Untiefen des Teiches.