33 Jahre geputzt und keinen Tag krank

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33 Jahre lang hat Anna Ritzert in der Zahnarztpraxis Weissbach geputzt. Fotos: Corinna Igler
33 Jahre lang hat Anna Ritzert in der Zahnarztpraxis Weissbach geputzt. Fotos: Corinna Igler
33 Jahre lang hat Anna Ritzert (vorne) in der Praxis der Weissbachs (hinten, von links): Silvia, Reinhold, Daria und Henry gearbeitet. Foto: Corinna Igler
33 Jahre lang hat Anna Ritzert (vorne) in der Praxis der Weissbachs (hinten, von links): Silvia, Reinhold, Daria und Henry gearbeitet.  Foto: Corinna Igler
 
Anna Ritzert Foto: Corinna Igler
Anna Ritzert  Foto: Corinna Igler
 

Anna Ritzert hat über drei Jahrzehnte als Putzfrau gearbeitet. Obwohl das für viele nicht als Traumjob gilt, war sie damit immer zufrieden.

Ihren Job wird sie selbst in der Rente nicht los. Anna Ritzert war nämlich Putzfrau - knapp 33 Jahre lang. Bis zum letzten Tag hat sie gearbeitet. Und auch wenn sie seit Dezember mit 65 Jahren in Rente gegangen ist, putzt sie natürlich noch immer - zumindest ihre eigenen vier Wände.

"Ich habe nach einer Arbeit gesucht, war damals auf dem Arbeitsamt", erinnert sich Anna Ritzert. Im Zimmer nebenan saß Silvia Weissbach, die für die Zahnarztpraxis ihres Mannes Reinhold eine Putzfrau suchte. Die beiden Damen kamen ins Gespräch. Und es stellte sich heraus, dass Anna Ritzert am nächsten Tag sowieso einen Termin zur Behandlung in der Zahnarztpraxis hat. So war die Putzfrau für die Praxis schnell gefunden.

Und ihren Job hat sie an keinem einzigen Tag tauschen wollen: "Mir hat' s immer gut gefallen", sagt Anna Ritzert.
Nicht nur, weil sie so Beruf und Kinder unter einen Hut bringen konnte - "Ich habe vormittags ab sechs Uhr gearbeitet" -, vielmehr sei auch der Verdienst für sie gut gewesen. "Frau Ritzert war bei uns ganz normal in der Praxis angestellt, hat ein monatliches Gehalt bekommen", erklärt Silvia Weissbach.


Geringfügig - geht nicht

Eine geringfügige Beschäftigung sei damals nicht in Frage gekommen - und komme es auch bei Ritzerts Nachfolgerin heute nicht. "Das geht von den Stunden her nicht. In einer Praxis muss es täglich gründlich sauber sein. Da ist schon einiges zu tun", sagt sie und verweist auf das Wischen der Böden, der Treppe, der Türen und Fenster und vieles mehr. Und Anna Ritzert ergänzt: "Ich habe auch die Post geholt und Kaffee gekocht. Und am Anfang habe ich auch Schnee geschippt und das Geschirr gespült."


Wahnsinnig viele Bewerbungen

Silvia Weissbach hat eine Nachfolgerin für Anna Ritzert über eine Annonce gesucht - und ist so auch fündig geworden. "Wahnsinnig viele" Bewerbungen habe sie erhalten, zeigt sie sich erstaunt. "Viele davon hatten schon einen Job und wollten sich nach einem Acht-Stunden-Tag noch etwas hinzuverdienen."

Letztlich hat sie eine Dame gefunden, die früh putzt - wie das auch Anna Ritzert gemacht hat: angestellt, nicht geringfügig beschäftigt. Und auch von einer professionellen Reinigungsfirma wollte sie keine Putzfrau für die Arztpraxis.

"Mir ist der persönliche Kontakt wichtig. Die Dame soll ins Team passen und man braucht auch Vertrauen. Von anderen Arbeitgebern kenne ich das und habe die Erfahrung gemacht, dass sich das nicht bewährt. Schon allein, weil es strenge Zeitvorgaben gibt - bei uns darf auch die Putzfrau mal mit den anderen plaudern und Kaffee trinken - und ein ständiger Wechsel des Personals nicht ausgeschlossen ist. Mit Anna Ritzert hat sie da nur die besten Erfahrungen gemacht: "In den 33 Jahren war sie keinen einzigen Tag krank und stets gleichbleibend freundlich und guter Laune. Es gab nie Differenzen", berichtet Silvia Weissbach stolz.


Beruf zu empfehlen

Und Anna Ritzert kann ihren Beruf nur empfehlen - "vor allem, wenn man parallel noch Kinder zu versorgen hat".
Doch so gerne wie sie ihren Job gemacht hat, genießt sie nun auch ihren Ruhestand: "Anfangs bin ich immer noch zur gewohnten Zeit aufgewacht. Jetzt nicht mehr. Ich lese und stricke viel", erzählt sie von ihrem heutigen Alltag - zu dem natürlich auch noch das Putzen gehört - aber nur noch privat.