100 Jahre Frauenwahlrecht: Kronacher würdigten die Geburtsstunde der Frauenpower

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Das Hofer Frauenkabarett "Intakt" nahm den täglichen Kampf der Frauen in der Gesellschaft musikalisch auf die Schippe. Foto: Petra Zenkel-Schirmer
Das Hofer Frauenkabarett "Intakt" nahm den täglichen Kampf der Frauen in der Gesellschaft musikalisch auf die Schippe. Foto: Petra Zenkel-Schirmer

Viele aktive Organisationen des Landkreises Kronach hatten in den Saal der Kronacher Sparkasse eingeladen. Gefeiert wurden 100 Jahre Frauenwahlrecht.

Die Einladungskarte in Rosarot und Lila hatte neugierig auf die Veranstaltung "100 Jahre Frauenwahlrecht" gemacht: Sie hatte einen unterhaltsamen Abend mit Grußworten, Kabarett, Buffet und Cocktails versprochen. Und es kamen viele Frauen und einige Männer, so viele, dass noch schnell Stühle herbeigeschafft werden mussten. Sie alle feierten mit den Organisatorinnen das Jubiläum des Frauenwahlrechts in Deutschland. Neben Mandatsträgern aller Parteien, Vertreterinnen aus Verbänden und Vereinen zählten auch stellvertretender Landrat Gerhard Wunder und Kronachs ehemaliger Bürgermeister Manfred Raum zu den Gästen.

Schon im Entree des Sparkassenpavillons wiesen Plakate aus unterschiedlichen Epochen mit kämpferischen Parolen auf ein Recht hin, das heute hierzulande als selbstverständlich hingenommen wird, aber vor 100 Jahren erst eingeführt wurde.

Erster Gang zur Wahlurne 1918

Mit einem Trommelwirbel der vierköpfigen Gruppe um Barbara Heinlein startete das Programm, durch das die Gleichstellungsbeauftragte Lisa Gratzke führte.

Mareike Jung, die stellvertretende Gebietsdirektorin der Sparkasse Kulmbach-Kronach, verdeutlichte als Hausherrin, dass mit der Einführung dieses Wahlrechts ein Grundstein für die Frauen gelegt worden sei, sich weiterzubilden, um auch beruflich ihren Weg gehen zu können.

Die Zweite Bürgermeisterin der Stadt Kronach, Angela Hofmann, nannte einige geschichtliche Fakten. Männern habe schon zu Zeiten von Otto von Bismarck 1866 ein Wahlrecht zugestanden. Erst nach politischen Umbildungen und weiteren mehr als 50 Jahren sei es Frauen erstmals am 30. November 1918 erlaubt gewesen, zur Wahlurne zu schreiten.

Wandel der Gesellschaft

Im Gegensatz zu den Männern hätten sich die Frauen dieses Recht erkämpft. Entsprechend hoch sei die damalige Wahlbeteiligung bei 82 Prozent gelegen, führte die Rednerin aus. Die Gesellschaft habe sich seither gewandelt. Das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl der Frauen habe sich gefestigt, und damals wie heute "packen sie ihre Zukunft an". Sie appellierte an die Frauen von heute, aktiv an Lösungen mitzuarbeiten für den Erhalt unseres Wertesystems, der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und nicht zuletzt unseres Rechtsstaates, der auch das Wahlrecht garantiere.

Lachtränen hervorgerufen

Mit Esprit und Humor nahm das Hofer Frauenkabarett "Intakt" den täglichen Kampf der Frauen in der Gesellschaft musikalisch auf die Schippe. Die selbstverfassten Songs der vier Frauen verarbeiteten die allbekannten Mann-Frau-Klischees mit Situationskomik und Satire. Nachdem das Quartett dem Publikum mit dem Song "Eischür'n" nochmals Lachtränen hervorgerufen hatte, verabschiedete es sich mit "Für uns soll's rote Rosen regnen!".

Nachdenkliche Worte richtete Maria Gerstner (KAB) an die Anwesenden: "Mit nur 31 Prozent ist der Anteil der Frauen im Bundestag gleichhoch wie der im sudanesichen Parlament." Sie verwies auf die Anstrengungen, die ein Paritätsgesetz forderten, und schloss mit einem Zitat von Dalai Lama.

Nach diesem offiziellen Teil der Veranstaltung eröffnete Lisa Gratzke das appetitlich angerichtete Buffet mit syrischen Köstlichkeiten, das Solafa Kashash anbot, und alkoholfreien Cocktails.

Die Klaviermusik, vorgetragen von Helena Neuwert, rundete die festliche Stimmung des Abends ab.

Der Jubiläumsabend und seine Folgen

Organisatoren Lisa Gratzke Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Kronach, Angela Hofmann, Zweite Bürgermeisterin der Stadt Kronach, FU, Grüne, SPD, FL, Kreisjugendring, Günter Schnappauf Netzwerk Wie effektiv ein Frauen-Netzwerk sein kann, hat sich am Jubiläumsabend gezeigt, denn aus dem Publikum kam durchweg positive Resonanz. Die Vertreterinnen der maßgeblich beteiligten Gruppierungen trafen sich einige Tage nach dem Event zu einem gemeinsamen Resümee. Innerhalb kürzester Zeit hatte das vorbereitende Team aus Frauen verschiedenster politischer, kirchlicher oder gesellschaftlicher Vereine und Verbände vom Programm, der Rednerinnenliste bis hin zur Verpflegung das Fest auf die Füße gestellt. Dieses Hand-in-Hand-Arbeiten wolle man auch in Zukunft praktizieren, verdeutlichte die Gruppe. Themenkreis Dieser reicht von der Präsenz der Frauen in politischen Gremien, der Etablierung eines Paritätsgesetzes und der Quotenregelung bis hin zur Besetzung von Führungspositionen im wirtschaftlichen Bereich, aber auch bis zur Verhinderung der Frauenarmut als Alleinerziehende oder im Alter. Termin Das Datum für die nächste Aktion steht schon fest: Am 8. März 2019 soll der Internationale Frauentag gemeinsam gefeiert werden.red