"Wild-Times"-Festival in Kitzingen

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Prost! Helga und Traudel sind bestens für ihren Getränkestand bei den "Wild Times" gerüstet. Foto: Diana Fuchs
Prost! Helga und Traudel sind bestens für ihren Getränkestand bei den "Wild Times" gerüstet.  Foto: Diana Fuchs
 
Traudel und der Chef der Military Police, McDonald. Fotos: privat
Traudel und der Chef der Military Police, McDonald.  Fotos: privat
 
Vor mehr als 40 Jahren: Hill-Billy-Geschäftsführer Carlo und Bardame Traudel haben Feierabend. Foto: privat
Vor mehr als 40 Jahren: Hill-Billy-Geschäftsführer Carlo und Bardame Traudel haben Feierabend.  Foto: privat
 
Helga Allen und Traudel Maurer, die einstigen Hill-Billy-Freunde, und Petra Andres vom Bistro Gambrinus freuen sich auf wilde Zeiten. Fotos: Diana Fuchs
Helga Allen und Traudel Maurer, die einstigen Hill-Billy-Freunde, und Petra Andres vom Bistro Gambrinus freuen sich auf wilde Zeiten.  Fotos: Diana Fuchs
 
Das Zapfen kann sie noch, die Traudel.
Das Zapfen kann sie noch, die Traudel.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Wenn Helga und Traudel von den heißen Nächten erzählen, wird die Jugend von heute neidisch. Bis weit in die 70er Jahre war Kitzingen der Musik- und Partyszene-Treff schlechthin. Heute gibt es ein Revival.

Edeltraud Maurer? "Die kennt doch niemand", sagt Edeltraud Maurer und lässt ihr kehliges Lachen erklingen. Es ist das Markenzeichen einer echten Kitzingerin, die fast jedem bekannt ist - als Traudel.
Die Amerikaner haben die Bardame in der legendären Hill-Billy-Bar auch mal Traudi gerufen, was sich mit US-Akzent etwa so anhörte: Droudi. Wenn die 64-Jährige heute daran zurückdenkt, kann sie die nostalgischen Gefühle nicht ganz verdrängen. "Es war schon lustig, damals..."

Harte Schale, weicher Kern - das zeichnet Traudel bis heute aus. Sie wusste, wie sie die Gäste zu nehmen hatte. "Wenn einer am nächsten Tag nach Vietnam versetzt wurde oder an Heiligabend ohne seine Familie war, dann brauchte er einfach jemanden zum Quatschen." Meistens aber wollten die Besucher einfach nur feiern und fröhlich sein. Bei Bands wie den "Shaker's Five" war das nicht weiter schwierig. "Die haben jeden Raum zum Kochen gebracht."

Nach Würzburg sei damals niemand gefahren. Jeder, der etwas auf sich hielt, sei in den 60er und 70er Jahren in Kitzingen ausgegangen. Nachdem die Teenies sich am Nachmittag bei so genannten Beatpartys vergnügt hatten, kamen abends ab 19 oder 20 Uhr die "Großen" zum Zug, erinnert sich Traudel. Im "La Paloma" ebenso wie in der Havanna-Bar, vor allem aber in der Hill-Billy wurde die Nacht zum Tag gemacht.

Wie wurde man eigentlich Bardame im sagenumwobenen Musiktempel? "Durch Zufall." Eigentlich arbeitete die junge Traudel in der "Milchbar". In der Hill-Billy aber wurden eines Tages dringend Bedienungen gesucht. "Eine Freundin, die in der Atlantikbar arbeitete, und ich ließen uns für ein Wochenende anheuern." Aus dem Wochenende wurden dann 17 Jahre. Von 1968 bis Anfang der 80er Jahre gehörte Traudel quasi zum Inventar der Hill-Billy.

Vor allem die "Pay-Days" bleiben ihr unvergessen - die Zahltage, an denen die in Kitzingen stationierten US-Soldaten ihren Sold bekamen und einen Großteil gleich verjubelten. "Und weißt Du noch, die Säulesmärkte am Mittwoch in der Schrannenstraße?" Traudels Freundin Helga Allen muss grinsen. Die Gerolzhöferin war zwar nie Bardame, aber gerne Besucherin der legendären Kitzinger Locations. "Sobald die Schweinchen verkauft waren....", beginnt Helga und Traudel vollendet: "...sind die Männer mit dem frisch verdienten Geld in ihren Latzhosen in die Hill-Billy gestürmt."

Nicht zu oft mitgetrunken

"Wenn ich alle Drinks, die sie mir spendiert haben, wirklich getrunken hätte, wäre ich schnell unterm Tisch gelandet. Aber das ist nie passiert", erinnert sich Traudel. Gut verdient hätten die bis zu einem Dutzend Bardamen aber auf jeden Fall. Für ein Zehn-Mark-Getränk habe die Bardame drei Mark bekommen.

Nicht jeder Gast sei übrigens zum Vordereingang hereingegangen. "Der Ruf der 'Hilly' war schon verrucht. So manche Geschäftsleute sind hintenrum reingehuscht", denkt Traudel lachend zurück. Sie weiß auch noch genau, wie es in der "Hilly" ausgesehen hat: "Rechts neben dem Vordereingang war die Bartheke, links waren die Tische in Hufeisenform angeordnet."

Und wehe, die Jugendschutzbeauftragte betrat den Raum! "Die war streng", berichtet Helga. "Immer hatte sie geblümte Blusen an und einen Dutt. Und hinter ihr kam die Polizei..."

Die Ordnungshüter werden heute - hoffentlich - höchstens privat beim 2. "Wild Times"-Festival auftauchen. Helga und Traudel sind auf jeden Fall da: An ihrem Stand mischen sie Original-Drinks von damals: Asbach- und Bacardi-Cola, Jacky, Gin- und Wodka-Fizz. "Wir hoffen, dass uns alle alten Freunde und Bekannten besuchen", sagt Helga. Und Traudel ergänzt mit ihrem unvergleichlichen Lachen: "Das wird ein richtig lustiger Abend!"


PROGRAMM:

Festival Sechs Bands gestalten am Samstag, 20. Juli, das 2. "Wild Times"-Festival. Ab 18 Uhr wird auf dem
Etwashäuser Bleichwasen am Main gefeiert. Hofrat Walter Vierrether moderiert, das "Spätschicht"-Team (Albertshofen) sorgt für Verpflegung.

The Falcons Wie vor 40 Jahren spielen Mike Popp, Arnold Frey und Hans Dieter Hufnagel Instrumentals der Shadows, Ventures und Spotnicks sowie den 60er Beat. Robert Brussig ersetzt den verstorbenen Karlheinz Hückmann (Pre).

seventeen a EXP Ganz dem Jimi-Hendrix-Sound hat sich seventeen a EXP verschrieben. Fred Fischer, Wolfgang
Worschech (Wuschl), Robert Brussig und Peter Hemmerlein lassen es so richtig krachen.

The Hemlocks Der 60er-Beat (Kinks, CCR, Stones) kehrt zurück: Die Altstars Max Michelsen, Reinhard Kelber, Klaus Hentzschel, Wolfgang Röll und Hermann Grimm werden verstärkt von Dirk Michelsen und Klaus Bahr.

Wirsching & Krauts Otto Wirsching, Michael Buttmann, Bruce Wright, Oliver Thiergärtner, Gunter Will, Wolfgang Popp, Eberhard Premsler und Hans Ruck spielen überwiegend heiße, bläserbetonte Soulstücke.

The Illegals Ganz dem Reggae verschrieben, covern die
Illegals (Roland Richter, Siegfried Frank, Peter Hemmerlein, Jochen Brunsch, Andi Leins, Helmut Röder, Jessey Kressmann, Stefan Röder) bekannte Songs und spielen eigene.

Pink Dragon Seit 25 Jahren widmet sich die Kitzinger Band ganz dem Classic-Rock. Achim Thiergärtner, Klaus Bahr, Tino Kress, Frank Busch und Stefan Schweser spielen Deep Purple, Udo Lindenberg, Queen.