Vom Land der aufgehenden Sonne

3 Min
Himmelwärts: Pater Meinrad Dufner ahmt die Geste Noahs nach, der auf Wetterbesserung hofft. Die farbenfrohe Arche aus Keramik hat Sabino Tupa geschaffen, ein preisgekrönter peruanischer Künstler. Foto: Diana Fuchs
Himmelwärts: Pater Meinrad Dufner ahmt die Geste Noahs nach, der auf Wetterbesserung hofft. Die farbenfrohe Arche aus Keramik hat Sabino Tupa geschaffen, ein preisgekrönter peruanischer Künstler.  Foto: Diana Fuchs
 
Tolle Pulswärmer aus Alpaca-Wolle.
Tolle Pulswärmer aus Alpaca-Wolle.
 

Aus den Anden in die Abtei, vom Alpaca bis zur Arche: Im großen Fair-Handel-Markt warten am 3. und 4. Oktober bunte Überraschungen.

Aufgehende Sonne. In der schönen Sprache der Inka heißt das "Inti Raymi". Weil Nomen ja Omen ist - also der Name Programm - , hat sich eine Kooperation von peruanischen Kunsthandwerkern so genannt. Aufgehende Sonne - das ist im doppelten Sinn ein Symbol für die Keramik-, Textil- und Silberkünstler: für die Emanzipation der Indio-Bevölkerung und für die Tatsache, dass ihre Werke den Künstlern und ihren Familien eine bessere Zukunft ermöglichen - durch den Fair-Handel.

Seit über 20 Jahren hält die Benediktiner-Abtei Münsterschwarzach regen Kontakt zu "Inti Raymi". "Das hat sich so entwickelt", beschreibt Pater Meinrad Dufner die Freundschaft, die entstand, als unter anderem der frühere Abt Fidelis den interreligiösen Austausch mit den Indios forcierte. Schon in den 80er und 90er Jahren hatte die Abtei begonnen, durch faire Bezahlung Ebenholzschnitzer aus Tansania zu unterstützen.
Bei vielen Menschen hierzulande kam das gut an.

Die Palette der fair gehandelten Produkte erweiterte sich. Heute können Privatleute, aber auch Eine-Welt-Läden sich im großen Fair-Handel-Markt hinter dem altehrwürdigen Kloster mit allerlei Schönem und Nützlichem aus aller Welt eindecken - vom Khosiansalz aus Südafrika über Schmuck bis hin zu textilen Schätzen aus Alpaca-Wolle.


Ein Blick in die Seele

Am 3. und 4. Oktober, Donnerstag und Freitag, öffnet der Markt für Jung und Alt seine Türen und hält einige Überraschungen bereit. Pater Meinrad freut sich besonders auf Sabino Tupa, einen der markantesten Keramik-Künstler Perus. Tupa wird in Münsterschwarzach eine kleine Werkstatt aufbauen und mit dem Ton aus den Anden, den er eigens dafür mitgebracht hat, vor den Augen der Gäste eindrucksvolle Figuren erschaffen.
"Er ist ein stiller Mensch", beschreibt Pater Meinrad den Peruaner, den er schon mehrfach in seiner kleinen Klause besucht hat. "Aber so in sich gekehrt er selbst ist, so expressionistisch sind seine Werke. Er drückt seelische Zustände ganz drastisch aus."

In der Tat. Schmerz, Angst und Freude spiegeln sich überdeutlich in den Gesichtern von Tupas Figuren. Marias Schrei der Verzweiflung, als sie ihren toten Sohn Jesus im Arm hält, gräbt sich tief ins Gedächtnis ein. Kein Wunder: Tupa und viele seiner Kollegen haben am eigenen Leib großes Leid erfahren. "Der 'Leuchtende Pfad', eine reaktionäre, gewalttätige Truppe, hat noch vor wenigen Jahrzehnten viele Indios erniedrigt, sogar gefoltert", erklärt Pater Meinrad.

Der Benediktiner ist sehr beeindruckt von der enormen Ausstrahlung der Kunstwerke, die über "Inti Raymi" ihren Weg nach Münsterschwarzach gefunden haben. "Tupa zum Beispiel ist Autodidakt, er hat sich schon als Kind für sakrale Figuren in der Kirche interessiert. Er hat nie eine Künstlerschule besucht - sonst wäre er wohl auch nie so ausdrucksstark geworden!"

Auch die Arche Noah ist ein beliebtes Motiv: Tupa stellt den bärtigen alten Noah - wie alle seine Menschenbilder - mit übergroßen Händen dar, mit knochigen Fingern, die Richtung Himmel deuten, als wollten sie sagen: "Der Herr lässt die Wolken verschwinden und rettet uns!" Die vielen farbenfrohen Tiere anzuschauen, sei "auch für Kinder absolut spannend", findet Pater Meinrad.

"Jedes Stück ist eine völlig individuelle Arbeit." Oft baut Tupa auch andere Materialien, wie Holz oder Stoffe, in seine Kunstwerke ein.

Apropos Stoffe: Seit vielen Jahren unterstützt der Fair-Handel der Abtei auch Alpaca-Züchter und Textilverarbeiter in den Anden. In 4500 Metern Höhe steht beispielsweise eine Woll-Spinnerei mit Maschinen, die einst Pater Meinrads Vater in seinem Betrieb im Schwarzwald verwendete.


Exzellent und fair

Klaus Brönner, Betriebsleiter der Fair-Handel GmbH, schildert den Besuchern des Marktes in Münsterschwarzach gern den Weg "vom Tier bis hin zum Pulli" und zeigt ihnen die feinen, seidenweichen Kleidungsstücke aus bester Alpaca-Wolle. Er schwärmt: "Vom Pullover über Mützen bis hin zu Pulswärmern zeichnet sich die Ware durch ihre Thermowirkung aus. Sie ist extrem pflegeleicht!"
Wenn jemand den vergleichsweise hohen Preis moniert, sagt Brönner nur: "Dieser garantiert fairen Lohn, keine ausbeuterische Kinderarbeit und exzellente Qualität." So richtig Gutes also, direkt aus dem Land der aufgehenden Sonne.



INFOS:

Offene Türen: Am Donnerstag und Freitag, 3. und 4. Oktober, findet jeweils von 9 bis 17 Uhr im großen Fair-Handel-Markt hinter der Abtei Münsterschwarzach ein Tag der offenen Tür statt. Das Motto der Peru-Tage lautet "sichtbare Volksseele".

Programm: Die Besucher können zum Beispiel Sabino Tupa, Kunsthandwerker aus Peru, beim Arbeiten mit Ton über die Schulter schauen oder Orlando Vasquez (Leiter der Künstlervereinigung Inti Raymi) kennen lernen. Vasquez stellt moderne Alpaca-Kleidung vor. Es gibt Mittagessen, Kaffee & Kuchen.

Info: www.fair-handel-gmbh.de.