Dass ein Mittag- oder ein Abendessen in der Gemeinschaft viel besser schmeckt als alleine vor dem Fernseher, das wurde den Schülern der Volkacher Mittelschule am Freitag ganz deutlich.
Sechs Landfrauen des Bayerischen Bauernverbandes waren an die Schule gekommen, um mit dem Nachwuchs gemeinsam zu kochen und die gute Tischkultur aufleben zu lassen.
"Das macht riesig Spaß", strahlte Natascha über beide Backen. Die 13-jährige Schülerin aus Rimbach war eines von nur fünf Mädchen in der Klasse. Auch die Jungen packten tatkräftig mit an. Lukas rührte mit dem Mixer den Waffelteig, denn zum Nachtisch sollte es knusprige Eishörnchenwaffeln geben. "Daheim backe ich mit meiner Mama auch öfters Kuchen", sagte der 13-Jährige aus Fahr. Alle angetretenen Schüler waren aktiv beteiligt und bekamen kleine Aufgaben: Die Palette reichte vom Tischdecken über Tischschmuck bis hin zur Herstellung einer Beilage zum Nachtisch.
"Wir wollen den Jugendlichen in der achten Klasse den Wert des gemeinsamen Essens in Erinnerung rufen", nennt Kreisbäuerin Anette vom Berg-Erbar (Gnodstadt) die Zielsetzung. "Leider wird heutzutage in unseren Familien oft nicht mehr gemeinsam gegessen." Weil Schulkinder häufig unterschiedlich Schulschluss hätten, müssten sie unter der Woche zuhause alleine essen.
Gemeinsam schmeckt´s besser Die Initiative zu der Aktion "Gemeinsam schmeckt's besser!" ging vom Generalsekretariat der Landfrauenabteilung in München aus. "Uns hat die Idee sehr gut gefallen und deshalb wollen wir sie auch umsetzen", sagt Berg-Erbar. An der Volkacher Schule fiel quasi der Startschuss für weitere Aktionen. "Die jungen Leute hier sind mit ganzem Herzen bei der Sache", freut sich die Kreisbäuerin und denkt für das kommende Jahr schon an ähnliche Unternehmungen mit Schülern.
Bevor die 25 Achtklässler an dem festlichen gedeckten Tisch Platz nehmen, erinnert Berg-Erbar an die guten alten Zeiten. "Früher war es in den Familien üblich, gemeinsam zu essen. Es musste niemand alleine für sich seine Mahlzeiten einnehmen." Gespräche bei Tisch und eine gepflegte Tischkultur durch gemeinsames Einüben seien selbstverständlich gewesen. Wenn es mittags nicht geht, dann sollte man sich in der Familie nach ihrer Ansicht möglichst am Abend zusammensetzen. Kommunikation sei dabei ganz wichtig, um die sozialen Kontakte zu erhalten. "Eltern sollten ihren Kinder ein vitaminreiches Essen vorkochen, damit sie es sich nur aufwärmen müssen", lautet die Empfehlung der Kreisbäuerin für ein gesundes Mittagessen und kontra Fast-Food aus der Gefriertruhe. "Regional und saisonal, vielleicht sogar aus dem eigenen Garten", lautet Berg-Erbars Devise.
Einmal schnell eine tiefgefrorene Pizza in die Mikrowelle und dann auf den Teller - das gibt es bei Natascha und Lukas nur ganz selten. "Meistens ist bei uns schon gekocht oder ich mache mir selbst Spaghetti bolognese", plaudert Natascha aus dem Nähkästchen. Die 13-Jährige weiß es sehr zu schätzen, dass ihre Mutter daheim ist. "Nach der Schule steht meist schon alles fix und fertig auf dem Tisch." Lukas schwärmt von Mamas Backkünsten: "Ich esse am liebsten ihren Streuselkuchen. Bei ihr schmeckt es immer gut."
Leckeres versprach auch die Landfrauen-Küche. Das große Schlemmermahl konnte beginnen - gemeinsam und in einem richtig festlichen Rahmen. Vor dem Hinsetzen noch ein wichtiger Tipp der Kreisbäuerin für die Mädchen von "Frau zu Frau": "Wer einen Minirock trägt, sollte darauf achten, die Beine geschlossen zu halten."
Das herbstliche Vier-Gänge-Menü startete mit einer deftigen Kürbiscreme-Suppe. Jutta Bernard (Volkach), Silvia Appold (Rehweiler), Monika Hegwein (Enheim), Dorothe Hümmer (Altenschönbach), Ute Mulzer (Westheim) und Erika Lang (Volkach) servierten den ersten Gang - natürlich von rechts. Erst wenn der letzte Gast seinen Suppenteller vor sich stehen hatte, konnte der Griff zum Löffel erfolgen. "Schülerherz, was willst Du mehr?" Mit buntem Feldsalat inklusive gerösteter Walnüssen, Rinderschmorbraten mit Spätzle und Gemüse sowie einem Arrangement aus Walnuss-Parfait, Waffeln und Beerengrütze wurde das Menü zum unvergesslichen Gourmet-Erlebnis.
Natascha nickte mehr als zufrieden. Welchen Beruf sie nach ihrer Schulzeit ergreifen soll, weiß sie heute noch nicht. Dass sie einmal in einer Küche oder in der Hauswirtschaft arbeiten wird, kann sie sich nur schlecht vorstellen. "Das ist gar nicht mein Ding." Sollte sie selbst einmal eine Familie gründen, werden bei ihr die alten Tischsitten wieder aufleben. "Das schaut schon festlich aus und man bekommt ein Gefühl wie an Weihnachten."