Unterfrankens Gemüsebauern bangen um Ernte

3 Min
Wolfgang Gernert auf dem Blumenkohlfeld. Fotos: Carmen Schmitt
Wolfgang Gernert auf dem Blumenkohlfeld. Fotos: Carmen Schmitt
 
 
 
 

Kälte und Nässe machen den Landwirten zu schaffen. Gemüsebauern sind besonders betroffen. Ihre Ernte ist in Gefahr.

Der Matsch schmatzt unter den Gummistiefeln von Wolfgang Gernert, als er um das Blumenkohlfeld läuft. Tiefe Furchen haben die Maschinen beim Ernten in den Boden gegraben. Der Gemüsebauer spiegelt sich in den großen Pfützen, die darin stehen. Auf 30 Hektar baut er im Familienbetrieb in Albertshofen Gemüse an. Salate, Lauch, Rettich oder Karotten wachsen auf den Feldern. Der Regen der vergangenen Tage und die niedrigen Temperaturen haben den Pflanzen zugesetzt. "So etwas hatten wir noch nie", sagt Wolfgang Gernert. "Und wir hatten sogar noch Glück", betont er.

"Am dramatischsten hat es die Gemüsebauern erwischt", sagt Gerd Düll, Leiter des Landwirtschaftsministeriums in Kitzingen. "In dem Zweig ist der zeitliche Druck am höchsten."

Kartoffeln unter Wasser

Auch Peter Weckert aus Düllstadt haben die nassen Tage getroffen. Er baut neben Mais und Raps auch Kartoffeln an. Er erwartet einen Ausfall bei seiner Ernte. "Wie sehr die Pflanzen geschädigt sind, wird aber erst in den nächsten ein bis eineinhalb Wochen sichtbar." 38 Hektar bewirtschaftet er insgesamt mit Kartoffeln. Wo das Wasser nicht ablaufen kann, bilden sich kleine Lachen. An verschiedenen Stellen steht das Wasser auf seiner Anbaufläche. "Wenn die Knolle einmal 48 Stunden unter Wasser gestanden ist, ist sie ersoffen", erklärt er. Das habe ihm ein Pflanzenberater gesagt.

Die Zeit läuft auch bei Gemüsebauer Wolfgang Gernert. In dem Gewächshaus des Betriebs stehen Tausende kleine Pflänzchen. Aneinandergereiht in Kisten. Eigentlich sollten die längst auf dem Feld unter freiem Himmel sein, statt unter dem Glasdach. Doch der Boden ist zu nass, um sie einzupflanzen. Dem jungen Blumenkohl bleiben noch 10 bis 14 Tage. "Länger können wir nicht warten, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als sie wegzuschmeißen."

Gras ist nur noch Kompost

Untauglich werden auch Teile der Wiesen, die die Landwirte normalerweise jetzt abmähen würden. Das Gras ist eigentlich als Futter für die Rinder gedacht. "Dieses Futter fehlt letztendlich", sagt Rudolf Bender, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands (BBV) in Kitzingen. "Der erste Schnitt, der Hauptschnitt, ist praktisch nicht verwendbar. Außerdem ist es ein riesiger Aufwand, das Gras zu mähen und zu kompostieren." Wo sich das Hochwasser über die Ufer geschoben und Wiesen geflutet hat, ist das Gras nach unten gedrückt. Und dazu noch verunreinigt, durch das, was das Wasser angeschwemmt hat. Die Wiesen seien ohnehin noch so nass, dass man sie nicht befahren kann, sagt Alois Kraus, Landwirt aus Biebelried.

Die Ernte hinkt nach

Die nassen Böden machen auch Wolfgang Gernert zu schaffen. "Das Ernten geht gerade so", meint er. Zu dieser Zeit fährt der 32-jährige Gemüsebauer eigentlich schon die zweite Fuhre Blumenkohl ein. Jetzt ist er gerade noch beim "ersten Satz". Das größere Problem sei aber das Setzen der Pflanzen. Wenn die sandige Erde noch nass und klebrig ist, könne er die Pflanzen nicht auf das Feld bringen. "Trocknet der Boden, wird er hart wie Beton. Darin kann sich die Pflanze nicht entwickeln." Auch das Unkraut bleibt an diesen Tagen stehen.

Machtlos abwarten

Wie bei Peter Weckert. Er kann nicht raus auf seine Felder. Die Böden sind nicht befahrbar. Zwar habe er Gräben angelegt, damit das Wasser abläuft, doch das helfe nicht überall. An einigen Stellen steht das Wasser und sickert bis zur Knolle. "Im Grunde sind wir machtlos. Uns bleibt nichts als Abwarten. Wir dürfen nicht zu sehr schwarzmalen", sagt Weckert.

"Keiner weiß, was noch auf einen zukommt", sagt Rudolf Bender vom BBV. "Solange das Wasser steht, sind die Schäden noch gar nicht sichtbar." Die Stimmung sei angespannt.
Nicht nur das Hochwasser und der starke Regen der vergangenen Tage beeinflussen das Geschäft des Gartenbaubetriebs Gernert. "Die ganze Saison ist schwierig", sagt Wolfgang G er nert. "Wir sind mit allem zwei Wochen hintendran." Selbst sein Großvater könne sich nicht daran erinnern, dass der Mai einmal so nass und kalt war, erzählt der 32-Jährige. Er ist sich sicher: "Das liegt am Klimawandel. 100-prozentig." Das Wetter werde immer extremer. "Und das kriegen wir zu spüren. Wir sind immer draußen und müssen uns mit dem Wetter und der Natur zurechtfinden", sagt er. "Wir können uns zwar technisch helfen, aber am Ende muss die Pflanze alles verkraften."

Mit Geduld reagieren

Auch Alois Kraus glaubt: "Trotz aller Technik und des Fortschritts steht ein Landwirt der Natur hilflos gegenüber." Das Wetter mache eben, was es wolle. Ein Landwirt müsse Geduld bewahren, sagt Kraus.

Außerdem kommt es nun darauf an, wie das Wetter in den nächsten Wochen und Monaten wird. Nicht nur die Landwirte wünschen sich sehnlichst: Warm und trocken, gern über 20 Grad. Und dann bleibe noch zu hoffen, dass das Wasser der vergangenen Tage nicht später einmal fehlt, meint Kraus.