Stoffies statt Wegwerfwindeln in Rödelsee

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Rödelsee fördert die Nutzung von Mehrwegwindeln.
Michaela Kehrlein

Rödelsee ist laut Bürgermeister Burkhard Klein eine familienfreundliche Gemeinde. Jetzt gibt es sogar Zuschüsse für die Benutzung von Stoffwindeln.

Rödelsee ist laut Bürgermeister Burkhard Klein eine familienfreundliche Gemeinde. So hat es schon in der Vergangenheit Zuschüsse zu den Elternbeiträgen beim Besuch mehrerer Kinder im Kindergarten gegeben. Auch die frühmusikalische Erziehung fördert die Gemeinde. Jetzt hat Bürgermeister Burkhard Klein noch eines drauf gesetzt: Es gibt Schüsse für die Benutzung von Stoffwindeln.

Nachdem der Freistaat Bayern laut Burkhard Klein nun im Bereich der Kindertagesstätten großzügig fördert und auf absehbare Zeit kein zusätzlicher Zuschuss zu den Elternbeiträgen durch die Gemeinde nötig ist, will die Gemeinde Familien mit kleinen Kindern anderweitig unterstützen. Den Anstoß für einen Zuschuss zu den Stoffwindeln, wie es laut Klein schon im Landkreis Bayreuth, der Stadt Bamberg oder der Gemeinde Sennfeld gehandhabt wird, gab die Familie Kehrlein aus Rödelsee, die einen Internetshop für das Verleihen von Stoffwindeln betreibt.

Marco und Michaela Kehrlein haben sich schon vor der Geburt ihres ersten Kindes nach Alternativen zu Wegwerfwindeln umgesehen und sind frühzeitig auf Stoffwindeln aufmerksam geworden. Neben der Müllvermeidung waren für die Familie Kehrlein weitere Vorteile offensichtlich: Das Kind bekomme schneller etwas von seinen Ausscheidungen mit, die Stoffies seien modern, bunt und süß und man spare Geld. Auch seien Stoffwindeln besser für die Haut. "Man muss aber öfters wickeln", räumt Michaela Kehrlein ein.

Eltern zum Umwelt- und Klimaschutz auffordern

Aus allem hat sich dann auch der Windelverleih entwickelt. Andere sollten ebenfalls die Möglichkeit haben, das Ganze auszuprobieren oder die Newborngröße für die kurze Zeit am Anfang zu leihen. Dazu gibt es Testpakete. Wenn die Corona-Krise vorbei ist, wird es eine Informationsveranstaltung im Kindergarten geben. Auch das Kindergartenteam unterstützt die Verwendung von Stoffwindeln.

Die Gemeinde Rödelsee will den kleinen Erdenbürgern – 2018 waren es 27, ein Jahr später 19 Geburten in Rödelsee – neben dem üblichen Willkommenspaket einen guten und umweltfreundlichen Start ins Leben ermöglichen. Auch die Eltern sollen damit zum Umwelt- und Klimaschutz aufgefordert werden.

Bei einem Kind mit Wegwerfwindeln fällt etwa eine Tonne Müll an. Mehrwegwindeln sind laut Klein clever und sparen Geld. Zumal eine neue Generation von Mehrwegwindeln das Wickeln zum Kinderspiel mache. Etwa 4500 Mal wird ein Kind bis zum Sauberwerden gewickelt. Wenn dies mit Wegwerfwindeln geschieht, muss, wie aus Berechnungen der Stiftung Warentest hervorgeht, mit Kosten von 1000 bis 2000 Euro gerechnet werden. Eine Komplettausstattung mit komfortablen Mehrwegwindeln kostet dagegen nur etwa 300 bis 400 Euro. Selbst wenn man die Kosten für Waschmittel, Wasser und Energie mit einbezieht (rund 120 Euro insgesamt), bleiben Mehrwegwindeln deutlich billiger.

25 Prozent der Anschaffungskosten werden gefördert

Um die Bereitschaft der Eltern zu steigern, Mehrwegwindeln zu verwenden, brauche es oft einen kleinen finanziellen Anreiz, weiß Klein. Als Zeichen von Familienfreundlichkeit und als Ersatz für die Bezuschussung der Elternbeiträge sowie als Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz wird die Nutzung von Stoffwindeln mit 25 Prozent der Anschaffungskosten, maximal mit 100 Euro pro Kind, bezuschusst. Gemeinderätin Alexandra Grubert hatte noch einen weiterführenden Antrag gestellt, dies nicht nur auf ein Jahr zu beschränken. Vielmehr soll es je Kind drei Jahre lang die 100 Euro geben. Diesem Vorschlag folgte der Gemeinderat. Für diejenigen, die noch keine anderweitige Förderung durch Übernahme von Elternbeiträgen im Kindergarten erhalten haben, gibt es das Geld rückwirkend bis zum Jahr 2017.

Neben Themen wie Fairtrade werde auch der Klimaschutz und die Müllvermeidung zukünftig wichtiger für uns alle werden, sagt Klein. Durch den Stoffwindelzuschuss habe Rödelsee eine Vorreiterrolle im Landkreis Kitzingen und hofft auf Nachahmer. Der Landkreis subventioniere die Windeltonne, folglich könnte er auch statt der Windeltonne zum Beispiel 30 Euro im Jahr "Stoffiezuschuss" geben. Der Zuschuss der Gemeinde würde sich dann um den Zuschuss durch das Landratsamt entsprechend vermindern.