Dank des Rückzugs der Bad Königshöfer durften die Schachspieler des SC Kitzingen 05 als Zweiter der Regionalliga in die Landesliga Nord nachrücken. Sie mussten sich aber der Oberliga-Erfahrung des Absteigers Würzburg beugen.
"Als Anfang Juli die Anfrage des Bayerischen Schachbundes kam, ob wir Interesse haben, in die Landesliga aufzusteigen, haben wir nur kurz diskutiert. Das eindeutige Ergebnis. Wir wagen es", sagt Matthias Basel, Kapitän des SC Kitzingen 05. Der Hintergrund: Nachdem sich der SC Bad Königshofen in die Unterfrankenliga zurückgezogen hatte, wurde ein Platz in der Landesliga frei. Als Zweiter der Regionalliga, an Meister Bamberg gescheitert, durfte Kitzingen nachrücken.
"Wir gehen mit einem sehr guten Gefühl in die Saison. Alles andere als der Abstieg wäre quasi eine große Überraschung", beschreibt Basel, der wie sein Team bereits in der Landesliga gespielt hat. So können die acht Kitzinger samt Ersatzmann Leo Eckert mit einer gewissen Lockerheit die Runde bestreiten. "Wir sind ja alle keine Jünglinge mehr, die vor Angst zittern, wenn sie einem Spieler mit der DWZ (Deutsche Wertungszahl) von 2200 gegenübersitzen", sagt der Kapitän. Zum Auftakt bei Oberliga-Absteiger SK Würzburg indessen mussten sie den routinierten Spielern bei der 2,5:5,5-Niederlage den Vortritt lassen. Da fehlte einfach die Abgezocktheit in der Zeitnotphase: Karl-Heinz Kannenberg überschritt die Zeit - und das aus einem banalen wie vermeidbaren Grund: "Er hat aus Versehen einen Zug doppelt notiert und so bei der Zeitkontrolle statt den erforderlichen 40 Zügen nur 39 gemacht."
Selbstkritisch Basel nimmt sich von der Kritik selbst nicht aus."Ich habe meinen Vorteil in Zeitnot vergurkt." Und Spitzenspieler Alexander Kliche habe sehr viel Druck gemacht, aber in Zeitnot nicht das letzte Quäntchen rausgepresst. Aber immerhin saß ihm Heiner Siepelt gegenüber, seines Zeichens Fide-Meister (Fédération Internationale des Échecs = Internationaler Schachverband). Ein Remis gegen einen Spieler solchen Formats ist mehr als beachtenswert. "Mit etwas Glück hätten wir in diesen drei Partien auch zweieinhalb statt nur einen halben Punkt holen können", konstatiert Basel. Dann wäre ein 4:4 möglich gewesen. "Aber die Würzburger können, wenn es hart auf hart geht, eben noch einen Tick zulegen." Ein großes Lob hat der Käpt´n für Alparslan Yalcin bereit, der in dieser Runde ans dritte Brett vorgerückt ist. Obwohl der 20-Jährige jetzt deutlich stärkere Gegner hat, gewann er die einzige Kitzinger Partie.
"Der Auftakt war super, nach 26 Zügen hat er gegen den Fide-Meister Markus Rupp gewonnen", freut sich Basel. Unspektakulär seien die Remise Georg Kwosseks und Michael Hanfts gewesen. Enttäuscht zeigte sich der Kapitän von Ingolf Gernert, der als Erster klar verlor, obwohl er der einzige Kitzinger mit einem Spielstärkeplus war. Konstantin Kunz unterlag zudem relativ chancenlos. "Konstantin spielt im Gegensatz zu seinem Vornamen nicht konstant", attestiert Basel. Doch die Kitzinger wissen um ihre Möglichkeiten, auch wenn sie eher gering sind. Ein paar Teams sieht Matthias Basel auf Schlagdistanz: SK Kelheim, Regionalliga-Meister und Mitaufsteiger SC Bamberg, SK Schweinfurt 2000 und Bindlach II. "Da können wir dagegenhalten und mit etwas Glück gewinnen." Kelheim habe letzte Runde nur knapp die Klasse gehalten, aber überraschend jetzt Zirndorf geschlagen. "Gegen Bamberg wollen wir uns für die hohe Niederlage im Frühjahr revanchieren."
Bindlach II könne man schlagen, da diese ab und zu mit Personalproblemen kämpfen. Besonders die Nürnberger Vereine dürften zu gut sein, weil sie sich noch weiter verstärkt haben. "Wenn es mit dem Klassenerhalt nicht klappen würde, wäre es kein Beinbruch", sagt Basel. Denn seine Mitspieler kommen gerne nach Kitzingen, auch wenn sie auswärts wohnen: Georg Kwossek aus München, Karl-Heinz Kannenberg aus Nürnberg, Ingolf Gernert aus Ansbach. "Sie nehmen weite Wege auf sich, um ein paar Stunden am Brett zu sitzen und sich zu unterhalten. Von daher werden uns auch ein paar Niederlagen die Moral nicht versauen."