Sommer-Kolumne: Das Lauern der Milben

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Eo Borucki

Sommerliche Randnotizen (1 von 8): Der Sommer ist schön. Leider aber auch voller Gefahren. Bei unserem Autor kamen Grasmilben, ein steifer Hals und einiges mehr zusammen.

So schön der Sommer auch ist – es lauern überall Gefahren. Ich glaube sogar, dass die Sommer von Jahr zu Jahr gefährlicher werden. Früher war ein Wespenstich ein Wespenstich. Heute gibt's als Andenken eine Monster-Beule, die nie wieder weggehen will. Bei offenem Fenster Auto fahren geht auch nicht mehr, weil sofort der Nacken steif wird.

Die eigentlichen Sommer-Feinde aber sieht man nicht: Über meinen linken Unterarm fiel eine Horde Grasmilben her. Der Arm sah danach aus wie ein Buntsandsteingebirge. Die gemeine Grasmilben (Neotrombicula autumnalis) legt ihre Eier im Gras ab. Im Sommer schlüpfen die Milbenlarven und entwickeln die unangenehme Eigenschaft, auf der Suche nach eiweißreicher Nahrung Menschen wie mich zu beißen. Mit Plagegeister sind die Angreifer also nur unzureichend beschrieben

Auf der Suche nach einer heilenden Salbe ergab sich in einer Kitzinger Apotheke ein nettes Gespräch, das das ganze Ausmaß über den Appetit von Neotrombicula autumnalis andeutete: In der letzten Schulwoche vor den Sommerferien erwischte es demnach eine ganze Schulklasse, die auf einem Sportplatz kollektiv von den gefräßigen Milben befallen wurde.

Was man nach der Bekanntschaft mit den Milben auf keinen Fall machen sollte, ist ein Abstecher ins Internet. Googeln Sie bloß nicht, was in der Natur sonst noch so alles lauert. Bei einer Begegnung mit der Christrose, der alten Giftschleuder, drohen Schleimhautreizung, Erbrechen, Durchfall, Pupillenerweiterung und unregelmäßiger Puls. Wer Tollkirschen begegnet, fällt Halluzinationen, Krampfanfällen und Pulsrasen anheim. Und über Kirschlorbeer, Engelstrompete und Efeu-Beeren haben wir noch gar nicht gesprochen. 

Aber zurück zu den Milben. Das Problem trat zum Glück bald in den Hintergrund, weil wenig später der milbenbefallene Arm mit einem Brennnessel-Feld in Berührung kam. Da wirkt gleich alles viel ästhetischer und es juckte synchron. Der Sommer konnte endgültig beginnen. (Fortsetzung folgt)