Den Jahreswechsel 1984/1985 werden die Kitzinger nie vergessen: In der Silvesternacht vor 35 Jahren stand ihr historisches Renaissance-Rathaus plötzlich in Flammen.
Es war ein Angestellter der Stadt, der die sich anbahnende Katastrophe zuerst sah: Als Bewohner des Hindenburgrings Nord hatte er gute Sicht auf das Kitzinger Rathaus in der Silvesternacht 1984. Gegen 23.15 Uhr bemerkte der Mann verdächtige Rauchschwaden rund um das Rathausdach – er schlägt sofort Alarm.
Wie es weiter ging, haben die damaligen Zeitungs-Chronisten akribisch festgehalten: "Zweieinhalb Minuten nach der Alarmierung", so steht es am 2. Januar 1985 in der Zeitung, sei die Kitzinger Stadtfeuerwehr an Ort und Stelle gewesen. Die Szenerie wirkte in diesem Moment wenig bedrohlich: Qualm ja, aber von außen war kein Feuer zu sehen. Nichts deutete auf einen Großeinsatz hin, nichts auf eine dramatische Entwicklung von einer Sekunde auf die andere . Womöglich, so die erste Vermutung, handelte es sich um einen schnell zu beherrschenden Zimmerbrand.
Explosionen auf dem Dach
Der damalige Stadtbrandinspektor Rudolf Stöckinger schickte einen Erkundungstrupp in das Renaissance-Rathaus. Es ist 23.48 Uhr. Überall Brandgeruch – aber eben kein Brand. Die Feuerwehrmänner durchkämmen das Haus Zimmer für Zimmer. Von unten arbeiten sie sich langsam nach oben. Im dritten Obergeschoss, dem Registraturraum, scheint das Feuer ausgebrochen zu sein. Das Löschen dort geht schnell – doch irgend etwas stimmt nicht.
Dass das komische Gefühl nicht trügt, zeigt sich unmittelbar danach: Mit einem Urknall explodiert das Rathausdach gleich an mehreren Stellen. Aus den entstandenen Löchern schlagen sofort die Flammen. Die Katastrophe hat sich schlagartig Bahn gebrochen. In dem doppelt mit Schiefern gedeckten Dach konnte sich das Feuer lange Zeit gut verstecken, um schließlich um so mächtiger zuzuschlagen. Aus dem vermeintlichen Zimmerbrand war ein Großfeuer geworden.
Zum Glück war die Kitzinger Wehr mit allen zur Verfügung stehenden Autos und einer 48-köpfigen Mannschaft angerückt. Eine Drehleiter stand bereit, die Nachbarhäuser wurden abgesichert. Das Feuer selber wurde mit der Drehleiter und einem Tanklöschfahrzeug von der Kaiserstraße aus bekämpft.
Ein weiteres Tanklöschfahrzeug und die Steckleiter standen auf der gegenüberliegenden Seite in der Fußgängerzone. Im Inneren des Brandhauses waren derweil drei Gruppen mit schwerem Atemschutz unterwegs.
13 Feuerwehren im Großeinsatz
Mit den Explosionen auf dem Dach war umgehend Großalarm ausgelöst. Aus den Kitzinger Stadtteilen, aus Buchbrunn, Mainstockheim, Iphofen, Marktbreit und Dettelbach eilten die Feuerwehren während des Silvesterfeuerwerks herbei. Sogar die Feuerwehr der Abtei Münsterschwarzach und die amerikanische Feuerwehr rückten zur Verstärkung aus. Alles in allem waren 13 Wehren mit 150 Feuerwehrleuten im Einsatz. Schnell trafen zudem der damalige Oberbürgermeister Rudolf Schardt sowie Kreisbrandrat Josef Mack am Unglücksort ein.