Der alte Hütehund lebt noch, weil seine Familie sich nicht erpressen ließ.
                           
          
           
   
          "Beeeenschi!" Wenn Ute Weis ihren Hund Benji ruft, muss sie ganz schön laut werden. Mit seinen zwölf Jahren hört der vierbeinige Senior eben nicht mehr wie ein Luchs. Benji ist alt geworden und auch ein bisschen störrisch. Aber der Wäller Hütehund mit dem weichen, goldbraunen Fell gehört zur Familie wie die Mama und ihre vier Kinder. Zwar sind diese mittlerweile fast alle erwachsen. Ihr Benji ist und bleibt aber ihr Benji. Für sein Alter ist er bei bester Gesundheit. Ihn einschläfern zu lassen, einfach so - das käme ihnen niemals in den Sinn. Anderen Menschen aber schon. Wohnungsvermietern zum Beispiel. 
Ute Weis ist Übersetzerin mit mehreren Büros in Europa und der Türkei. Sie ist viel unterwegs, war jüngst ein halbes Jahr im Orient tätig. Als sie wiederkam und für sich, ihren 18-jährigen Sohn und Hund Benji im Raum Würzburg eine Wohnung suchte, erlebte sie Trauriges. 
"Alle wollten uns gern nehmen - aber nur ohne Benji. Ein Vermieter hat mir ganz direkt den Tipp gegeben, das alte Tier doch einfach einschläfern zu lassen." Ein anderer habe nonchalant gefragt, "wie lange das mit dem Hund noch dauert". 
  
  Alt und wunderbar Nach fünf Monaten, in denen Weis den Umkreis ihrer Wohnungssuche immer mehr erweiterte, fand das Trio schließlich im Fröhstockheimer Schloss ein neues Zuhause. "Es ist wunderschön hier", freut sich Ute Weis, doch es gibt auch einen Wermutstropfen: "Mein Sohn hat jetzt 50 Kilometer zu seiner Ausbildungsstelle zu fahren und mein Partner muss auch eine ganz schöne Strecke zurücklegen, wenn er uns besuchen will." Für den "dickköpfigen, alten, wunderbar lieben" Benji aber sei kein Weg zu weit. 
Nachbarin Iris von Crailsheim freut sich über Weis' Einstellung. 
Am heutigen Welt-Tierschutz-Tag sei diese ein schönes Beispiel für echte Tierliebe. Vielfach hat die 2. Vorsitzende des Kitzinger Tierschutzvereins aber genau das Gegenteil erleben müssen. Im Tierheim landen ständig misshandelte, verwahrloste Katzen, Hunde, Kaninchen und Meerschweinchen. 
  
  Nasser Sack als Bett Doch nicht immer ist Tierquälerei ohne Weiteres als solche zu erkennen. Mitte Juli etwa hat die Polizei bei Schwebheim einen Pkw angehalten, in dem sage und schreibe 76 viel zu junge Hunde aus Osteuropa eingepfercht waren. Solche Transporte seien keine Seltenheit, sagt Iris von Crailsheim; die wenigsten würden gestoppt. "Und wenn, dann bekommen die Händler nur eine geringe Strafe." Auf Kosten der Tiere werde Geld gemacht. "Und was meinen Sie, was mit den Welpen passiert, die nicht vermittelt werden?" Von Crailsheims Blick wandert zur Abfalltonne. 
Die Tierfreundin rät jedem, der sich einen Hund kaufen will: "Informieren Sie sich über die Herkunft! Billige Preise, jugendliches Alter und kein beglaubigter Heimtierausweis - das sind Indizien auf Tierquäler." Eigentlich müsste sich jeder potenzielle Käufer beim Züchter zumindest die Tiermutter zeigen lassen. "Oder, noch besser, ein Tier aus dem Heim holen."
Unnötiges Leid beschere manchen Tieren auch "eingeschliffenes menschliches Verhalten". Wenn die einzige Wärmequelle für den Hofhund ein klammer Sack in einer zugigen Hütte ist, "weil das schon immer so war", und wenn sein Wimmern ignoriert wird, "weil es angeblich keinen Grund dafür gibt", dann sei ein qualvoller Tod, zum Beispiel durch Nierenversagen, nur logisch. 
"Tierquälerei ist eben auch, wenn man sich über Ansprüche und artgerechte Haltung seines Haus- und Hofgenossen nicht ausreichend informiert und seine Leidensäußerungen ignoriert", stellt die Fachfrau fest. Man müsse einem Tier zeitlich und räumlich gerecht werden. 
"Ein Beispiel für richtig verstandene Tierliebe sind unsere Gassigänger im Tierheim." Sie seien zum Teil voll berufstätig und wollen einem Tier das lange Alleinsein nicht zumuten. Stattdessen nutzen sie ihre Freizeit, um bei Wind und Wetter mit den herrenlosen Heimtieren durch die Flur zu streifen.
Schon seit zehn Jahren gehört Gisela Rodammer zu diesen "Gassigehern". Seit sie vor zehn Jahren ihre kleine Hündin Moca aus dem Tierheim geholt hat, ist sie dort quasi hängen geblieben. Tagtäglich geht sie unter anderem mit Scotty auf Tour; der wilde Kleine mit dem Gremlin-Gesicht hat Schlimmes erlebt. 
"Durch Giselas einfühlsame Art ist Scotty jetzt schon viel umgänglicher geworden", freut sich Iris von Crailsheim. 
Menschen wie Ute Weis oder Gisela Rodammer sind Lichtblicke für die Freifrau aus Fröhstockheim: "Gisela sammelt auch Spenden, rettet Tiere aus schlechter Haltung, baut Gemüse an und verkauft es zugunsten der Tiere. Sie bastelt, backt und arbeitet für die Tiere."
Gisela Rodammer meint ihrerseits, sie profitiere selbst auch: "Wenn man krank ist, dann muss man ins Tierheim. Da wird man wieder gesund!"
INFO:
Helfen leicht gemacht
Welt-Tierschutz-Tag: Der 4. Oktober ist weltweit dem Wohl der Tiere gewidmet. 
Helfen: Wer Lust hat, sich für Tiere zu engagieren - etwa als "Gassigeher" -, der ist im Tierheim/ Tierschutzverein herzlich willkommen. Info: 172/6587638 (Iris von Crailsheim) oder i.v.crailsheim@web.de. ldk