Der Schwarz-Weiß-Ball des Gesangvereins Stadtschwarzach ist einer der letzten festlichen Bälle im Landkreis
„Es ist der Letzte auf dieser Seite des Mains.“ Hans Dresch schaut ganz ernst drein. Für den Vorsitzenden des Gesangvereins Stadtschwarzach steht außer Frage, dass die Tradition des Schwarz-Weiß-Balls weiter gepflegt wird. Auch wenn es an jungen Gästen mangelt.
Wann der Gesangverein von 1910 das erste Mal einen eigenen Faschingsball abgehalten hat? Ein Blick in die Chronik hilft. Am 25.12.1928 war zu lesen, dass für den kommenden Januar ein Ball geplant war. „Damit der Verein auch wieder ein Vergnügen hat.“ Ob es in den Jahren zuvor schon einen Schwarz-Weiß-Ball gegeben hat, kann Hans Dresch nicht mit Sicherheit sagen. „Das hier ist unser ältestes Dokument zu dieser Tradition“, sagt er und deutet auf die Festschrift.
Hans Dresch ist seit sieben Jahren Vorsitzender des Gesangvereins. Mit dem Schwarz-Weiß-Ball verknüpft er Kindheitserinnerungen. Mit seinem Vater, damals Dirigent des Vereins, ist er von klein auf zu den Veranstaltungen gegangen, hat im Hintergrund beim Kistenschleppen oder in der Küche geholfen. Die Einlagen gehörten Jahr für Jahr zu den Höhepunkten, sie sind bis zur Aufführung streng geheim gehalten worden. Der junge Hans war einer der wenigen, der über die Sketche und Lieder schon im Voraus Bescheid wusste. Die Proben fanden im Wohnzimmer seines Elternhauses statt.
Die Veranstaltungen waren oft schon Tage vorher ausgebucht, die Säle überfüllt. Als junger Erwachsener war er dann selbstredend mit von der Partie. „Das war für mich gar keine Frage“, erinnert er sich.
Damals, Ende der 60er-Jahre, gab es noch jede Menge Faschingsbälle im Landkreis. Alleine in Stadtschwarzach kann Hans Dresch fünf aufzählen: Sängerball, Kolpingsball, Feuerwehrball, der Ball des Sportvereins und der Hausball des Gasthauses Stern. Zwei Säle waren immer gut belegt, das Interesse groß. „Damals hat man halt noch gemeinsam was auf die Beine gestellt“, sagt Dresch und betont das Wort gemeinsam.
Diese Zeiten sind längst vorbei, aus dem großen Veranstaltungsangebot zu Fasching im Raum Schwarzach sind der Ball der Feuerwehr in Schwarzenau und der Schwarz-Weiß-Ball des Gesangvereins Stadtschwarzach übrig geblieben. Letzterer zählt zu den ganz wenigen Gelegenheiten im gesamten Landkreis Kitzingen, an denen Damen und Herren ihre schickste Abendgarderobe anziehen können. Frauen erscheinen im Tanzkleid, Männer im Smoking oder sogar Frack. Zumindest schlüpfen sie in ihre feinsten Anzüge mitsamt Krawatte. „Etwa ein Drittel der Gäste nutzt das Angebot und kommt tatsächlich in großer Garderobe“, freut sich Hans Dresch. Die anderen zwei Drittel achten auf ihr Aussehen. „In kurzer Hose kommt jedenfalls niemand“, sagt er und lacht.
Die meisten Gäste sind Einheimische, regelmäßig lassen sich aber auch Tanzbegeisterte aus Kleinlangheim blicken. Denn Tanzen gehört zum Schwarz-Weiß-Ball wie zumindest ein kurzer Auftritt des Chores. Die Musiker von „Tanz-Fieber“ werden in diesem Jahr aufspielen. Klassische Tänze wie Wiener Walzer oder Foxtrott stehen auf dem Programm. „Es werden aber auch moderne Sachen gespielt“, verspricht der Vorsitzende.