Unterricht in flirrender Hitze

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Sie starten ein Spendenprojekt für Schulkinder im Norden Kambodschas: Alexander Kütt aus Iphofen und Zanny Merrullo aus den USA.
Ralf Dieter
Etwa 500 Kinder besuchen die Sangke-School in Chrung Popel, im Norden Kambodschas. Es fehlt an vielem, Alexander Kütt aus Iphofen will das ändern.
Foto: Alexander Kütt
Schön ist was anderes: In diesem Umfeld werden die Kinder zwischen 6 und 17 Jahren unterrichtet.
Foto: Alexander Kütt
Zwei Toiletten dieser Art gibt es – und rund 500 Schüler.
Ralf Dieter
Unterricht im Norden Kambodschas. Alexander Kütt will Spenden sammeln, um die Situation zu verbessern.
Foto: A. Kütt
Alexander Kütt und seine Familie wollen kambodschanischen Kindern helfen. FOTO Kütt
Kütt

Alexander Kütt will eine Schule in Kambodscha unterstützen. Deshalb hat der Iphöfer zusammen mit einer US-amerikanischen Freiwilligen ein Hilfsprojekt für Schulkinder gegründet.

Er führt ein aufregendes Leben. Trotz seiner jungen Jahre hat Alexander Kütt schon einige Länder gesehen, er hat in Australien als Fußballer Geld verdient, spielte für den kambodschanischen Erstligisten Phnom Penh Crown FC. In Kambodscha lebt er mit seiner Frau Sasa und dem fünf Monate alten Sohn Mario. Alexander Kütt geht es gut. Das kann man nicht von allen Menschen sagen, die in Kambodscha leben. Er hat deshalb zusammen mit einer US-amerikanischen Freiwilligen ein Hilfsprojekt für Schulkinder gegründet.

Wie bist Du auf die Idee mit der Spendensammlung gekommen?

Alexander Kütt: Die Schule liegt in der Region, aus der meine Frau kommt, ganz im Süden des Landes, an der Grenze zu Vietnam. Ich besuche die Kinder immer wieder, wenn wir dort zu Besuch sind. Dann kicke ich mit den Kindern und helfe einem Lehrer und einem Mönch bei deren Englisch-Unterrichtsstunden.

Wie sieht es dort aus?

Kütt: Es gibt fast 500 Schüler zwischen 6 und 17 Jahren. Die kommen jeden Vormittag und Nachmittag aus den rund 20 Dörfern in der Umgebung mit dem Fahrrad in die Schule. Die Sangke-Schule ist die einzige in dieser Gegend. Sie ist nicht an die Elektrizität angeschlossen. Lehrer und Schüler müssen deshalb beispielsweise stundenlang in teils flirrender Hitze aushalten.

Was wollt Ihr mit dem Spendengeld erreichen?

Kütt: Zunächst einmal wollen wir all den Kindern helfen, die sich das Schulgeld von täglich umgerechnet 5 Cent nicht leisten können. Sie bleiben irgendwann der Schule fern und haben dann gar keine Chance mehr auf einen sozialen Aufstieg. Viele Kinder müssen sich ein Schulbuch teilen, weil das Geld nicht reicht. Da wollen wir nachbessern. Und dann gibt es bislang nur Mathe-Unterricht sowie Unterricht in der hiesigen Landessprache. Mehr nicht. Wir wollen Englischlehrer engagieren und auch andere Fächer unterrichten.

Das kostet alles Geld.

Kütt: Klar. Aber im Vergleich zu Europa ist es hier günstig. Ein Satz Englisch-Bücher kostet beispielsweise zwei bis drei Dollar. Eine Schultafel 95 Dollar. Wir wollen auch Stifte, Radiergummis und Ähnliches besorgen. Es mangelt an fast allem.

Wie viel Geld haben Sie schon gesammelt?

Kütt: Unsere „Gofoundme Page“ brachte uns schon über 5000 US-Dollar in knapp eineinhalb Monaten ein. Das ist schon einmal der erste Schritt, um den rund 500 Kindern und 30 Lehrern eine Grundausstattung zu besorgen. Wir wollen außerdem einen Spielplatz bauen und einen Kunstrasenplatz für Fußball und ein Volleyballfeld. Das sind die zwei am stärksten wachsenden Sportarten hier.

Woher kommen die Spendengelder und wer verwaltet sie?

Kütt: Die Spendengelder kamen bislang alle aus der USA. Zanny Merullo hat die Kontakte hergestellt. Sie arbeitet als Freiwillige in der Sangke-School, vielleicht vergleichbar mit einem Freiwilligen Sozialen Jahr bei uns. Sie hat durch einen Bekannten Verbindung zu einer Zeitung in den USA, ein regionaler TV-Sender hat auch schon Interesse signalisiert, eine Dokumentation zu machen.

Wie können Spender sicher sein, dass die Gelder auch für die Schule verwendet werden?

Kütt: Die „Gofoundme Page“ wird immer wieder mit neuen Bildern und Informationen gespeist, damit jeder sieht, wo und wie die Gelder ankommen.

Wann bist Du das nächste Mal in der Gegend?

Kütt: Unser nächster Trip zur Sangke-Schule war für Anfang August geplant. Aber jetzt hat die Regenzeit begonnen. Die so genannte Hauptstraße dorthin, der einzige Zugang in den Norden von Svay Reang, ist überschwemmt. Es kann sein, dass wir den Trip um bis zu vier Wochen verschieben müssen.

Wie sehen Deine weiteren Lebenspläne aus?

Kütt: Zur Zeit arbeite ich für ein Spa-Unternehmen als Manager. Wir haben 70 Angestellte in fünf verschiedenen Geschäftsstellen. Spätestens im nächsten Jahr möchte ich meine FIFA-Ausbildung als Trainer hier oder in China ablegen. Ich würde den Fußball in Kambodscha gerne unterstützen und bei der Weiterentwicklung helfen.

Kontakt: Wer das Projekt von Alexander Kütt unterstützen möchte, der kann sich im Internet unter www.gofundme.com informieren. Antworten gibt Alexander auch per Mail: aandzfoundation@gmail.com; eine weitere Ansprechpartnerin ist zudem Kütts Mutter Monika Kütt von der Minigolfanlage Iphofen.

Zur Person

Alexander Kütt wurde in Würzburg geboren und wuchs in Iphofen auf. Vor knapp sieben Jahren ist er nach Australien gereist, hat drei Monate Urlaub gemacht und sich dann ein „Work & Holiday Visa“ geholt. Er hat bei den Redfern Raiders als Fußballer angeheuert und ist dann zum Kalgoorlie College FC gewechselt. Vor vier Jahren wechselte er nach Kambodscha, spielte zuerst in Phnom Phen und im Norden des Landes, beim Siem Reap FC. In Siem Reap lebt der gebürtige Unterfranke auch mit seiner Frau Sasa und dem gemeinsamen Sohn Mario.