Fränkisches Tierheim berichtet über das traurige Schicksal der "Corona-Hunde"

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Tierheim Kitzingen: Ein Lebewesen, kein Gegenstand zum Füllen einer leeren Wohnung: Leas Blick spricht Bände. Fotos: Diana Fuchs
Diana Fuchs
Erst ganz ängstlich, jetzt aufgeschlossen und zugewandt: Bei Tierheimleiterin Angela Drabant und ihrem Team ist „Corona-Hündin“ Lea aufgeblüht.
Diana Fuchs
Gassigängerin Elly mag es, mit Lea durch die Flur zu streifen. „Sie ist ein ganz lieber Hund. Und für mich ist die Bewegung im Freien ein guter Ausgleich.“
Foto: DIANA FUCHS
Wälzen ist was Schönes, findet Lea. Während sie ihr schwarzes Rückenfell und ihren Hinterkopf auf dem Wiesenboden hin und her reibt, erinnern ihre Ohren fast ein bisschen an eine Fledermaus ...
Diana Fuchs
Gassigängerin Elly mag es, mit Lea durch die Flur zu streifen. „Sie ist ein ganz lieber Hund. Und für mich ist die Bewegung im Freien ein guter Ausgleich.“
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Gassigehen ist so schön... da macht Hardy glatt mal Männchen für seine „Ausführerin“. FOTO Diana Fuchs
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Im Tierheim Kitzingen wartet Hündin Lea auf ein neues Zuhause. Auch Augen wie Nougat-Schokolade und ein Fell wie schwarzer Samt haben das Tier nicht vor einem Schicksal als "Corona-Hund" bewahrt. Da ihre Besitzer inzwischen nicht mehr im Homeoffice arbeiten, landete der Mischling im Tierheim.

Tierheim Kitzingen schildert trauriges Hundeschicksal: Sie war eine gute Gesellschafterin. Manch einsame Stunde im Homeoffice und in der Kurzarbeit hat sie ihrem Frauchen und ihrem Herrchen verschönert. Dann, nach ein paar Monaten, hatten die Menschen sich satt gesehen an ihren sanften braunen Augen. Die schwarze Mischlingshündin Lea hatte ausgedient. Am 18. Januar brachten ihre Besitzer sie ins Kitzinger Tierheim.

Angela Drabant erzählt Leas Geschichte beispielhaft, weil sie viele typische Elemente birgt: Ein Paar aus dem Landkreis ist vom Corona-Lockdown betroffen, Heim- und Kurzarbeit sind angesagt. Die plötzlich reichlich vorhandene Freizeit kann mit Ausgehen oder Sport nur bedingt gefüllt werden – der Lockdown schließt auch hier viele Türen. Also kommen die Menschen auf die Idee, sich ein Tier an die Seite zu holen, zum Schmusen und Spazierengehen.

Tierheim Kitzingen: Paar holt sich "Lockdown-Hund" - und gibt ihn wenig später wieder weg

Während einer Rumänienreise begegnet das Paar der süßen kleinen Lea, die im Mai 2021 geboren worden war. Die Menschen nehmen den Welpen mit den Knopfaugen und dem samtig-schwarzen Fell mit nach Deutschland. Ein paar Monate später enden Kurzarbeit und Homeoffice. Und nun? „Mitte Januar standen die Besitzer in der Kaltensondheimer Straße vor der Tür des Kitzinger Tierheims“, erzählt Tierheimleiterin Angela Drabant. Auf die Frage, ob sie nicht gewusst hätten, dass die Corona-bedingte Heimarbeit irgendwann wieder enden werde, reagierten sie nicht. Wenig später sind die Zweibeiner auch schon wieder weg – der Vierbeiner aber blieb.

„Lea war verstört und ängstlich“, berichtet Angela Drabant, während sie die Mischlingshündin sanft streichelt. Mittlerweile gehe es ihr aber gut. Drabant wird sie nur an Menschen vermitteln, die ihr langfristigen Familienanschluss geben.

Generell ist das immer das Ziel des Tierheim-Teams. „Wir schauen uns die Menschen, die ein Tier zu sich holen wollen, ganz genau an und prüfen die Bedingungen, die bei ihnen herrschen, auf Herz und Nieren“, stellt die Leiterin fest. „So sorgfältig wie immer“ habe man auch während der Corona-Pandemie vermittelt. „Damit machen wir uns zwar manchmal nicht unbedingt beliebt, aber darauf kommt es uns auch nicht an. Die Leute sollen nicht uns lieben, sondern die Tiere; ihnen sollen sie ein gutes Zuhause geben. Nur das zählt.“

Tierheimleiterin mit wichtigem Appell: "Die Leute sollen nicht uns lieben, sondern die Tiere"

Angela Drabant weiß, dass es sich auszahlt, potenzielle Tierhalter genau zu prüfen. „Wir haben zwar einige 'Corona-Tiere' wie Lea bekommen, aber von den Tieren, die wir selbst vermittelt haben, wurde keines zurückgegeben.“

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28 Hunde und Katzen warten aktuell im Kitzinger Tierheim darauf, von einem lieben Menschen oder einer Familie zu sich geholt zu werden. „Wir platzen damit nicht aus den Nähten. Es ist eine normale Belegung“, sagt Angela Drabant. Sie versucht, die Zahl der Tiere so gering wie möglich zu halten, denn das Damoklesschwert einer möglichen Schließung hängt ja immer noch über dem Tierheim.

„Alle drei Wochen kommt ein Mitarbeiter des Tiefbauamtes und prüft die Riss-Monitore.“ Wenn sich die Risse im Gemäuer verbreitern und Einsturzgefahr entsteht, müssen Mensch und Tier so schnell es geht evakuiert werden. „Für die Tiere hieße das, dass sie in andere Tierheime und zu Pflegestellen gebracht werden müssten“, stellt Angela Drabant fest.

Ob und wann der geplante Tierheim-Neubau starten kann, steht weiterhin nicht fest. Gespräche im Hintergrund laufen.

Vierbeinige "Ladenhüter“

Sollte der Notfall – die gefahrenbedingte Schließung – aktuell werden, würde es einige Probleme geben. Den ganzen tierischen Bestand auf die Schnelle an neue Besitzer vermittelt zu bekommen, sei auf jeden Fall ein Ding der Unmöglichkeit. „Zu Anfang der Pandemie hat das Telefon ständig geklingelt, wir hätten zehn Hunde und Katzen pro Tag vermitteln können. Inzwischen ist das Interesse abgeflaut. Wir haben einige 'Ladenhüter' hier, die einfach keiner will.“

Gerade in der Pandemie habe sich gezeigt, dass Tiere zum Teil für Prestige-Objekte gehalten werden. „Die Leute haben teils horrende Preise für einen reinrassigen Welpen gezahlt. Und der Markt war leergefegt“, weiß Angela Drabant. Mittlerweile finde man zahlreiche dieser Corona-Käufe in Ebay-Kleinanzeigen wieder: „Die Besitzer wollen ihre Tiere dort verticken. Schließlich haben sie selbst einen hohen Preis dafür gezahlt, so dass sie sie nicht bloß ins Tierheim bringen wollen.“

Dort landen eher die weniger teuren Mischlinge, die nicht selten aus dem Ausland stammen und unter fragwürdigen Bedingungen importiert wurden.

„Ich will auf keinen Fall alle Menschen über einen Kamm scheren“, stellt Angela Drabant klar. „Es gibt natürlich Situationen, in denen man sein Tier einfach nicht mehr behalten kann – sei es, dass man krank wird, oder dass Tiere in einer neuen Wohnung nicht erlaubt sind. Das ist dann immer ganz tragisch und traurig.“

Dennoch weiß die Tierheim-Leiterin aus leidvoller Erfahrung, „dass es gar nicht wenige Menschen gibt, die es sich zu leicht machen“. Menschen, die sich einen Hund oder eine Katze anschaffen und sie, sobald es erste kleine Schwierigkeiten oder Änderungen im Leben gibt, wieder loshaben wollen. „Die bringen uns ihre Vierbeiner dann, drehen sich um und gehen.“ Oft lassen sie nicht einmal eine Spende da.

Für Lea hofft Angela Drabant, dass sie Menschen findet, die in ihr mehr sehen als eine nette Gesellschafterin – nämlich ein echtes Familienmitglied. Den gleichen Wunsch hat die regelmäßige Gassigeherin Elly, die schon viele Spaziergänge mit der schwarzen Hündin unternommen hat: „Lea ist eine ganz liebe, freundliche Hündin und hat einen richtig guten Platz verdient.“

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