Auf vielen Spargelhöfen ist die Nachfolge ein Problem - aber längst nicht das größte.
Vorsichtig hält Peter Seufert den Bund Spargel zusammen. „Jetzt machst zwä Gummi rum, dann hält des scho“, sagt er zu seiner Frau. Und dann gibt er das weiß schimmernde Gemüse weiter. Wie einen Staffelstab, so hat die Fotografin es verlangt, übernimmt Sohn Sebastian den Spargel – wie er in einigen Jahren auch das Zepter im Betrieb übernehmen wird. Peter Seufert ist froh, dass er einen Nachfolger hat. Selbstverständlich ist das nämlich nicht.
In den letzten Jahren gaben viele Betriebe im Landkreis den Spargelanbau auf, weiß Christine Müller vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kitzingen. Es waren überwiegend kleinere oder auch Gemeinschaftsbetriebe, der Grund in den meisten Fällen das Alter. Der Nachwuchs lehnte dankend ab, hatte sich beruflich längst anders orientiert und die Freizeit sollte auch nicht für die intensive Arbeit draufgehen, die der Spargelanbau erfordert. …
Für Sebastian Seufert gehört der Spargel einfach dazu. „ Ich bin mit dem Betrieb aufgewachsen“, sagt der 28-Jährige. „Für mich war es selbstverständlich, dass ich mit einsteige.“ Dabei hat er Versicherungskaufmann gelernt, hat sich inzwischen als Vermögensberater selbständig gemacht und beschäftigt selbst vier Mitarbeiter. „Ihnen gegenüber habe ich auch eine Verantwortung“, erklärt er, will aber dennoch die Familientradition fortführen. Seit 75 Jahren wird bei Seuferts bereits Spargel angebaut. Anfangs auf einer Fläche von wenigen Hektar, seit den 80er Jahren immerhin schon auf drei und inzwischen auf knapp 30 Hektar. Damit ist der Spargelhof in Lindach der größte im Landkreis Schweinfurt. 2002 investierte Peter Seufert und modernisierte seinen Betrieb mit Kühlhaus und neuer Produktionshalle, dazu schaffte er die erste Schälmaschine an. Heute gibt es zwei davon, denn die Kunden mögen es nicht nur qualitativ hochwertig, sondern auch bequem.
Die Bewirtschaftung der Spargelfelder ist alles andere als bequem. Auch wenn die Saison kurz ist, das Gemüse wird nicht umsonst „königlich“ genannt. „Nach der Saison ist vor der Saison“, weiß Peter Seufert. Sieben bis neun Jahre trägt eine Spargelpflanze, die Kulturen sind aber empfindlich und müssen gepflegt werden. Da wird Unkraut bekämpft, Dämme müssen gezogen und die Felder bewässert werden. Und wenn er von „Folienmanagement“ spricht, hört sich das nach fundiertem Wissen und jahrelanger Erfahrung an. Doch es sind ganz andere Hürden, die ihm und seiner Familie zu schaffen machen. „Kein Wunder, dass so viele kleine Betriebe aufhören, bei der ganzen Bürokratie.“ Der „Schreibkram“ nehme sehr viel Zeit in Anspruch, alles müsse genau dokumentiert werden. „Wenn die Familie nicht so zusammenhalten würde, hätte ich auch aufgeben müssen. Alleine ist das nicht zu schaffen.“ Dazu komme noch der Mindestlohn. „Der ist ja berechtigt“, sagt Seufert. Aber er geht eben direkt vom eigenen Einkommen ab. Schließlich sinkt durch den Import der Preis.
Bei diesem Thema kann sich auch Udo Hertlein in Rage reden. „Wir mühen uns ab, werden strengstens überwacht, und dann wird von überall her der billig erzeugte Spargel eingeführt“, ärgert sich der Chef des größten Spargelanbaubetriebes im Landkreis Kitzingen. Auch er kann die Entscheidung für den Mindestlohn nachvollziehen, wünscht sich von der Politik aber anderweitig Unterstützung – wie eben bei den Einfuhr-Richtlinien. „Wir können die Mehrkosten nicht einfach auf den Verkaufspreis draufschlagen“, gibt er zu bedenken. „So wichtig ist dem Verbraucher die Regionalität dann doch nicht.“ Mit seinem „Spitzenspargel“, den er auf … Hektar anbaut, verdient er zum größten Teil den Lebensunterhalt für sich und seine vierköpfige Familie.
Dazu gehört auch der 20-jährige Phillip. Er ist mit seiner landwirtschaftlichen Ausbildung inzwischen im dritten Lehrjahr angelangt und damit quasi prädestiniert, den elterlichen Hof einmal zu übernehmen. Vorher soll er sich aber in anderen Betrieben umschauen, neue Ideen und dann vielleicht auch neue Kulturen mitbringen. „Man muss schon kreativ sein“, sagt Vater Udo. Denn auf den Spargelanbau allein will man sich bei den Hertleins nicht verlassen. Sie haben sich mit dem Anbau von Erdbeeren und Süßkartoffeln und der Eröffnung des Hofladens mit Verkauf von hausgemachtem Brot, Nudeln und anderen Produkten aus der Region gleich mehrere zusätzliche Standbeine geschaffen. Der Fortbestand des Betriebes ist also in vielerlei Hinsicht gesichert.
Mindestens zwei weitere Standbeine hat auch der Spargelhof Seufert. Zusätzlich zum Spargel werden Erdbeeren angebaut und im Herbst verleiht Peter Seufert seinen Trauben-Vollernter inklusive Fahrer an die Winzer der Region. „Man hat halt ständig viele verschiedene Dinge im Kopf“, sagt er. „Aber es macht einfach auch Spaß, wenn man die Wünsche der Leute erfüllen kann.“ Seine Kunden freuten sich jedes Jahr wieder auf den Spargel. Aufgeben gilt für ihn nicht, zumal er sich der Unterstützung seiner Familie sicher sein kann. Gerade ist er 63 geworden, nach und nach will er die Verantwortung abgeben – so wie das Bund Spargel, das jetzt in den Händen von Sebastian Seufert liegt.