Verkaufsautomaten werden im ländlichen Raum als Ergänzung zu Hofläden immer wichtiger. Wie werden sie angenommen und mit wie viel Aufwand sind sie verbunden?
Den Apfelsaft, die Nudeln, Eier, Honig und Wurst gibt's auf Knopfdruck. Auch am Abend und am Wochenende. Aus dem Automaten. Aber wer jetzt meint, dass das mit geringer Qualität der Produkte verbunden wäre, der irrt. Im Gegenteil: Immer öfter werden regionale Produkte von heimischen Erzeugern in Verkaufsautomaten angeboten – auch im Landkreis Kitzingen.
Der Trend hin zu regionalen Produkten hat sich in der Corona-Pandemie noch einmal verstärkt. Der Verbraucher will wissen, wo die Lebensmittel herkommen, die er verzehrt. Ein Trend, von dem die heimischen Erzeuger profitieren können. Immer mehr verkaufen ihre Produkte in einem Hofladen. Oder eben, weil das weniger personalintensiv und unabhängig von Öffnungszeiten ist, in einem Verkaufsautomaten.
Der Kleinlangheimer Bernd Hörner und seine Familie waren die ersten im Landkreis Kitzingen, die einen sogenannten Regiomaten angeschafft haben. „Das war vor ungefähr fünf Jahren“, erzählt Hörner. „Wir probieren gerne Neues aus und wollten mal etwas Anderes machen als alle anderen. Damals hatte noch keiner einen Regiomaten im Landkreis Kitzingen.“
Mit der Milch ging es los
Ursprünglich war es Bernd Hörners Traum, eine eigene Molkerei zu eröffnen. Für ihn allein war das aber zu viel Arbeit, deshalb entschied er sich, einen Milchautomaten aufzustellen. 2016 war das, im Februar konnte der Automat schon sein 5-jähriges Jubiläum feiern. Ein Liter Milch kostet ein Euro, kann selbst gezapft werden, die Milch wird jeden Tag frisch aufgefüllt. „Was übrig bleibt, wird am Abend an die Kälber abgegeben.“
Inzwischen kann man auf dem Kleinlangheimer Hof nicht mehr nur Milch kaufen. Der Regiomat der Familie Hörner bietet Eier, Käse, Apfelsaft, Honig und Nudeln. Der Automat funktioniert fast genauso wie herkömmliche Süßigkeiten- oder Getränkeautomaten: Der Kunde wirft Geld ein und tippt die angegebene Nummer in das Tastenfeld. Anders als bei den herkömmlichen Automaten fällt die Ware aber nicht ganz bis nach unten, sondern wird durch einen Lift, der hoch und runter fährt, aufgefangen, damit die Eier und andere empfindliche Produkte nicht zerbrechen. „Ganz zu Beginn ist immer mal etwas zu Bruch gegangen, aber wir hatten dann schnell den Dreh raus“, sagt Sabine Hörner. „Innerhalb der letzten fünf Jahre ist der Verkauf angestiegen. Die Milchtankstelle und auch der Regiomat werden sehr gut angenommen“, so Hörner. Das liege einerseits daran, dass sich der Trend verstärkt hat, regionale Produkte zu kaufen, andererseits seien die Regiomaten an sich und auch der eigene Regiomat über die Jahre bekannter geworden und finden auch deshalb mehr Abnehmer. Bei Hörners stellt der Automat eine Ergänzung zum Verkauf von beispielsweise Nudeln und Käse dar, die sie den Hofläden im Landkreis liefern. Käse lassen sie herstellen. Kochkäse macht Sabine Hörner selbst.
Ein reiner Eierautomat
Einen besonderen Automaten gibt es bei Udo's Spargelhof in Haidt, der für seinen fränkischen Spargel bekannt ist. Auf seinem Hof steht ein reiner Eierautomat. Dieser Trommelautomat hat in der Anschaffung einmalig zirka 1000 Euro gekostet. Dort verkauft er Eier aus Freilandhaltung. Die Hühner leben in Hühnermobilen mit Wanderzäunen. Ist das Gras an einer Stelle abgefressen, wechselt das Mobil seinen Platz. „Mit einem Schlepper werden die Mobile dann immer an eine andere Stelle auf der Wiese gesetzt und der Wanderzaun wieder aufgestellt“, erklärt Udo Hertlein. Die Eier werden im Automaten verkauft und auch zu Frischeinudeln in der hauseigenen Herstellung verarbeitet.
Ein Automat bedeutet auch Arbeit
Die so genannten Regiomaten sind teurer als reine Milchtankstellen oder Eierautomaten. In der Anschaffung kostete ein Regiomat damals zirka 18.000 Euro, erzählt Bernd Hörner. Dazu kommen die Kosten für Strom und Kühlung. Ein Automat bedeutet auch Arbeit: Jeden Tag sind er und seine Frau eine Stunde beschäftigt, um den Automaten aus- und einzuräumen und auch zu reinigen. Schließlich gibt es auch bei den Automaten strenge Hygienevorschriften zu beachten. „Das war aber schon immer so, nicht erst seit der Pandemie“, stellt Bernd Hörner klar. Mindestens einmal im Jahr werden die Hygienevorschriften verdeckt kontrolliert.