Die Vereinigung „Land schafft Verbindung“ macht seit Monaten mit Demos und Schlepperfahrten auf sich aufmerksam. Wer steckt dahinter? Und was sind die Ziele?
Sie organisieren Demos, fahren in ihren Schleppern zu Firmen und Politikern. Nicht nur in der Region, es geht auch mal nach Bonn oder Berlin. Der Vorteil von „Land schafft Verbindung“ ist die schnelle Mobilisierung von großen Massen.
Mitten drin sind Tizian und Julian Klein aus Atzhausen sowie Christian Voltz aus Schernau. Sie sind alle noch keine 30 Jahre alt. Und kämpfen schon für ihre berufliche Zukunft.
„Wir sind eine echte Basisbewegung. Mit einer großen Dynamik.“
Tizian Klein, Land schafft Verbindung Treffen am großen Tisch der Familie Klein in Atzhausen. Schnell wird klar: Hier sitzen keine Revoluzzer, sondern Menschen, die sich Sorgen um ihren Berufsstand machen. Die Veränderungen herbeiführen wollen. Auf friedliche Weise, aber nachdrücklich. „Wir werden weitere Aktionen durchführen“, kündigt Tizian Klein an. Wann und wo ist noch unklar. Sicher ist: Es werden jede Menge Mitstreiter dabei sein.
Mit „Bauer Willi“ und seinen öffentlichkeitswirksamen Erläuterungen zur Landwirtschaft ging die Bewegung los. Dann kamen die „Grünen Kreuze.“ In ganz Deutschland bildeten sich Whatsapp-Gruppen von unzufriedenen Landwirten. „Und die waren ruckzuck voll“, erinnert sich Tizian Klein. Mittlerweile gibt es in fast jedem Landkreis eine Gruppe, in der maximal 250 Mitglieder vertreten sind. „Wir sind eine echte Basisbewegung“, sagt Tizian Klein. „Mit einer großen Dynamik.“
Die Feuertaufe erlebten die „Land schafft Verbindung-Landwirte aus der Region im Oktober letzten Jahres mit der ersten Sternfahrt nach Würzburg. „Da war der Zusammenhalt mit Händen greifbar“, erinnert sich Christian Voltz. Die Jungen haben die Älteren mitgezogen, gemeinsam hat man für die Sache demonstriert. Und der Bayerische Bauernverband (BBV), die standesgemäße Vertretung der Landwirte, die erst im letzten Jahr ihren 75. Geburtstag feierte? Der BBV setze sich schon ein für die Belange der Landwirte, meint Tizian Klein. Aber im Lauf der Jahrzehnte habe sich eine starre Struktur mit vielen Funktionären gebildet. „Das wollen wir nicht“, betont er. Bei der Bewegung „Land schafft Verbindung“ gibt es keine Mitgliedschaften, keine Aufnahmeanträge oder Gebühren – nur beim zugehörigen Verein. Wer dort Fördermitglied werden will, kann selbst bestimmen, wie hoch sein Obolus ist. Schnell und öffentlichkeitswirksam wollen die Teilnehmer agieren. „Und das funktioniert“, sagt Tizian Klein. Zumindest im Kleinen.
In den überregionalen Medien fühlen sie sich noch zu wenig beachtet. Aber das ist gar nicht so schlimm. „Wir wollen die Menschen vor Ort mitnehmen“, erklärt Christian Voltz. Durch wieder kehrende Aktionen. Am liebsten schon mit den ganz Kleinen. Kindergartenkinder oder Schulkinder sollen auf die Höfe eingeladen werden. „Die Distanz zur Bevölkerung ist zu groß geworden“, bedauert der 23-Jährige. Und so sei es kein Wunder, dass Landwirte mancherorts an den Pranger gestellt werden, weil sie sonntags auf den Feldern arbeiten. „Bei unseren Großeltern war das ganze Dorf bei der Strohernte mit dabei“, weiß Tizian Klein. Jetzt gibt es Dorfbewohner, die schon meckern, wenn ein Landwirt ein wenig Stroh auf der Straße verliert. Der Schlüssel für ein gutes Miteinander liege darin, miteinander zu reden. Immer und immer wieder. Davon sind die drei überzeugt.
350 Muttersauen und 850 Mastschweine hat der Betrieb der Familie Voltz in Schernau. Hinzu kommen 300 Hektar Ackerland. Christian Voltz will den Familienbetrieb mit seinen Eltern und seinem Bruder gerne in die Zukunft führen. Gegen das Tierwohl und den Insektenschutz hat er grundsätzlich nichts einzuwenden. „Aber wir müssen von dem leben können, was wir erwirtschaften.“ Der Handel reguliert die Preise und die befänden sich seit Corona im Sinkflug. Die Kopplung an den Weltmarkt mache es nicht leichter für die fränkischen Landwirte. „Wegen uns muss der Regenwald in Brasilien nicht brennen“, betont Tizian Klein. Das Handelsabkommen zwischen der EU und Südamerika habe gravierende Auswirkungen auf die Natur in Südamerika – und die Preise für Lebensmittel in Deutschland. Letztendlich seien deshalb auch die Verbraucher gefragt. Die meisten greifen nach wie vor zu Billigprodukten, bedauert Julian Klein und erinnert an die Mühen und Kosten, die ein deutscher Landwirt hat. Das Wort Subventionen können die drei nicht mehr hören. „Wenn wir für unsere Produkte ordentlich bezahlt werden, bräuchten wir auch keine finanzielle Unterstützung“, sagt Tizian Klein.
Direktvermarktung kann der Knackpunkt in unserer aktuellen perversen Marktlage (Preisdrückung durch Discounter!) sein.
Es muss sich nicht jeder Betrieb einen eigenen Hofladen leisten können. Da die Landwirte so gut vernetzt sind (250 pro Whatsapp-Gruppe), können sie doch einfach gemeinsam diese Läden betreiben. Würde jede Menge Zeit und Geld sparen. Bspw. Können sich hierbei die Euerfelder und Schernauer Landwirte zusammentun.
Wir Konsumenten können auch leicht unseren Beitrag leisten:
Lasst uns alle weniger Fleisch essen, und wenn, dann nur Bio und regional einkaufen!
Dann hätten die armen Landwirte nicht so viel Stress, da sie weitaus weniger Schweine zu betreuen hätten, sich nicht in so viele Abhängigkeiten von großen Agrarkonzernen und Marktketten begeben müssen und wir würden uns alle gesünder ernähren.
Vorausgesetzt, wir wollen alle vernünftig und gesund sein.
"Du bist, was Du isst." Da sollte man doch nicht auf Billigfleisch zurückgreifen, oder?
Die einzige Lösung, für unser selbstverzapftes Schlammassel ist es nun mal,
schonender mit der Schöpfung umzugehen, weniger und dafür nachhaltiger zu konsumieren.
Übrigens:
Das Vorgehen, jährlich über 500 Schweine zu töten (Annahme: nur ca. 1,5 Jahre dürfen die 850 Mastschweine leben), ist sehr schwer zu vereinbaren mit dem Zitat
"gegen das Tierwohl und den Insektenschutz hat er grundsätzlich nichts einzuwenden."
Hausschweine können 8-10 Jahre alt werden, sie werden somit nach etwa einem Sechstel ihrer möglichen Lebenszeit getötet.
Liebe Leser, stellt Euch mal selbst vor: Ihr dürft nur 15 Jahre leben (eingesperrt in einem Stall zusammen mit Hunderten anderen Babies/Kindern/Jugendlichen) und anschließend getötet. Ebenso Eure Geschwister und Cousins/Cousinen. Mütter überleben ihre Kinder. Die Väter bekommen davon nichts mit.
Vertröstet wird man mit "Gegen Euer Wohl habe man grundsätzlich nichts einzuwenden"
Na dann, Mahlzeit!