Ich gehe zwischen Waldrand und Weinstöcken entlang und stoße auf eine kleine Kreuzung mit einer Bank. Dort steht auch ein Wegweiser, der zurück auf die Aussicht ins Maintal verweist. Zurecht. Nach einer kleinen Kurve durch das Waldstück stehe ich auf einem Feldweg, in der Ferne eine Ortschaft. Neusetz, sagt Google. Auf halbem Weg dorthin muss ich links abbiegen. Hier war heute definitiv noch niemand. Keine Reifen- oder Fußspuren im Schnee, auch keine tierischen.
Endspurt zum Schatz
Auf einer kleinen Anhöhe stehe ich kurz vor dem Ziel. Jetzt bin ich doch sehr gespannt, was mich eigentlich erwartet. Der Feldweg bringt mich nicht mehr weiter, ich muss querfeldein. Ich stapfe über einen gefrorenen Acker und hohes, platt gedrücktes Gras ins Tal und lande auf einer gepflasterten Straße. Links sehe ich die ersten Häuser eines Ortes. Das muss Schnepfenbach sein. Ich muss nach rechts. Mein Handy zeigt den Punkt auf der Karte nun in unmittelbarer Nähe. Keine 50 Meter weiter habe ich die Stelle erreicht. Ich lasse allerdings erst noch einen Hund samt Herrchen passieren. Irgendwie möchte ich bei der planlosen Schatzsuche, die jetzt ansteht, nicht unbedingt beobachtet werden.
Der Cache liegt laut Karte direkt am Dettelbach, der hier fließt. Eine kleine Treppe führt von der Straße hinunter ans Ufer des Bachs. „Kleines Paradies?“ Im Sommer vielleicht. Aktuell schlängelt sich der Bach an altem Laub, ein bisschen Schnee und kahlen Bäumen vorbei.
Mein erster Suchansatz: Nach offensichtlichen Versteckmöglichkeiten Ausschau halten. Vergraben wird er nicht sein, im Bach wird er auch nicht liegen. Mein erster Verdacht fällt auf ein Rohr, aus dem ein kleiner Zulauf des Bachs entspringt. Vielleicht ist das Objekt der Begierde irgendwie hier reingeklemmt. Ich versuche hineinzusehen, ohne in den Bach zu fallen. Entdecken kann ich aber nichts. Ein hohler Baumstamm ist mein nächstes Ziel, und kurz denke ich tatsächlich, dass ich erfolgreich war. Zwei Glasflaschen und eine Getränkedose sind allerdings alles, was ich darin finde.
Einige Minuten und potenzielle Verstecke später, bin ich ratlos. Ich setze mich auf die steinernen Stufen, zücke mein Smartphone und rufe im Internet die Seite des Caches auf. Schwierigkeitsstufe drei von fünf. Klingt eigentlich machbar. In den Kommentaren von Nutzern, die erfolgreicher waren, ist oft von nassen Füßen die Rede. Muss ich doch in den Bach? Oder ist der Cache weg? Sind die Koordinaten falsch? Hier liegt auch eine Hälfte eines Baumes, die andere steht noch. Er scheint in der Mitte umgeknickt und gebrochen zu sein, wie ein Streichholz. Hat Sturmtief Egon irgendwie das Versteck ruiniert?
Zu hohe Ambitionen
Es hilft alles nichts, ich gebe auf. Es wird langsam dunkel, und ich muss den ganzen Weg ja auch wieder zurück. Es ärgert mich schon sehr, unverrichteter Dinge wieder abziehen zu müssen, aber vielleicht hätte ich mir für den Einstieg einen einfacheren Cache aussuchen sollen. Letztendlich hat sich die Aufgabe aber doch gelohnt: Ich war eine ganze Weile an der frischen Luft und habe eine wirklich schöne Ecke des Landkreises gesehen.
Wer es besser machen möchte, findet hier die Koordinaten des Caches „Kleines Paradies“:
N 49° 50.140 E 010° 08.866