Wald: Mini-Parzellen machen es schwer

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Die Förster am Amt für Landwirtschaft vermitteln vielfältiges Wissen rund um den Wald: Achim Volkamer führt eine Gruppe im Wald der Stadt Kitzingen.
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Auch Besitzer kleiner Waldflächen sollten sich mit Pflege und Bewirtschaftung auskennen. Grundkenntnisse vermittelt das Bildungsprogramm Wald, das im Januar startet ...
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Klaus Behr ist Bereichsleiter Forsten am AELF in Kitzingen.
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Es gibt immer mehr Waldbesitzer im Landkreis. Auf den ersten Blick eine gute Nachricht. Auf den zweiten nicht unbedingt, denn gleichzeitig werden die Flächen, die Privatleuten gehören, immer kleiner, und immer öfter sind sie auf mehrere Parzellen verteilt. Das macht die Waldbewirtschaftung schwierig.

Klimawandel, Waldumbau, Verjüngung, Holzernte – es gibt viele Themen, mit denen sich Waldbesitzer auseinandersetzen müssen. Selbstverständlich ist das für jeden, der viel Wald besitzt. Viele Besitzer verfügen aber nur über kleine Flächen. Auch sie mit den wichtigsten Themen vertraut zu machen, ist Klaus Behr, Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, ein wichtiges Anliegen. Deshalb startet 2017 zum dritten Mal das „Bildungsprogramm Wald“.

Rund 15 000 Hektar Wald gibt es im Landkreis. Wie viel davon ist in Privatbesitz – und auf wie viele Besitzer teilt sich die Fläche auf?

Klaus Behr: Von den 15 300 Hektar Wald sind 7430 Hektar Privatwald, das sind 49 Prozent. Zieht man aber die Flächen der sieben großen Privatwaldbesitzer ab, bleiben 4700 Hektar, die knapp 3500 Waldbesitzern gehören. Durchschnittlich gehört damit jedem 1,3 Hektar.

Gar nicht so wenig, oder?

Behr: Das hört sich viel an, aber meist ist diese Fläche auf mehrere Grundstücke verteilt. Der Waldbesitz ist stark parzelliert, meist gehören einem Besitzer mehrere Parzellen, und die sind durchschnittlich nur 0,37 Hektar groß. Durch die fränkische Realteilung wurde der Besitz immer wieder geteilt. Die Parzellen wurden so nicht nur immer kleiner, auch der Zuschnitt wurde ungünstiger. Ein vier Meter breites und 200 Meter langes Waldstück beispielsweise ist sehr schwer zu bewirtschaften.

Was macht es so schwer?

Behr: Das fängt schon bei der Holzernte an: Wenn sie auf einem so schmalen Grundstück einen Baum mit einem Kronendurchmesser von acht bis zehn Metern ernten wollen, reicht die ja oft schon auf das Nachbargrundstück. Zumindest Teile des gefällten Baumes kommen in der Regel dort zu liegen. Entstehen bei der Fällung oder Rückung auch noch Schäden im Wald des Nachbarn, ist der Ärger oft vorprogrammiert. Aber auch die Verjüngung solch schmaler „Handtücher“ ist nur gemeinsam mit den Nachbarn möglich.

Lohnt die Bewirtschaftung solch kleiner Flächen überhaupt?

Behr: Auch hier ist Teamgeist gefragt. Zum Beispiel bei der Holzernte: Kein Lkw fährt zu einem Grundstück, um von dort nur fünf Stämme abzuholen. Auch ein Harvestereinsatz lohnt sich nicht für so kleine Flächen.

Kann das Forstamt helfen?

Behr: Wenn wir mit dem Harvester in größeren Gemeindewäldern vor Ort sind, sprechen wir häufig die Privatwaldbesitzer an, die können sich dann an unsere Maßnahmen anhängen. Das macht die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) genauso.

Was kann man gegen die zunehmende Parzellierung tun?

Behr: Wir versuchen dieser Entwicklung im Zuge der Beratung entgegenzuwirken. Zweckmäßige Mittel einer erfolgreichen Umsetzung sind der freiwillige Landtausch, die Waldneuordnung im Rahmen eines Waldflurbereinigungsverfahrens sowie der An- oder Verkauf von Waldgrundstücken durch oder an interessierte Nachbarn. So haben wir bereits vor einigen Jahren im Bereich Volkach eine „Waldbörse“ als An- und Verkaufsplattform initiiert. Wir stellen allerdings fest, dass viele Besitzer emotional sehr stark an ihrem Wald hängen und es ihnen oft schwerfällt zu verkaufen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das „richtige“ Vererben von Wald! Nehmen wir an, jemand hat zwei Kinder und vererbt seine vier Stückchen Wald zu gleichen Anteilen. Dann haben Sie gleich doppelt so viele Besitzer. Wenn einer davon dann ein bisschen Wald in Geiselwind hat, aber in Frankfurt lebt, kann er sich in aller Regel nicht groß um seinen Wald kümmern. Wir stellen fest, dass der Waldbesitz urbaner wird, das Wissen um den Wald abnimmt und der Bezug zum Wald immer stärker verloren geht. Wir laden daher die Besitzer bestimmter Regionen immer wieder einmal zu Sammelberatungen ein, um über die wichtigsten Themen zu informieren und auch über Dienstleister für eine sachgerechte Bewirtschaftung zu informieren, wenn dies selbst nicht geleistet werden kann. Wir gehen dabei durchaus auch angebotsorientiert, zum Beispiel mit persönlichem Anschreiben, auf die Waldbesitzer zu. Natürlich würden wir uns manchmal auch über ein noch stärkeres Interesse freuen.

Am besten sollte man eigenen Wald beim Erbe nicht aufteilen?

Behr: Das wäre gut. Vor allem aber raten wir von Erbengemeinschaften ab. Die Waldbewirtschaftung wird dadurch stark erschwert, weil man selten die Interessen aller unter einen Hut bringen kann. Das ist auch eines der Themen des Bildungsprogramms Wald: Besitzer sollten sich frühzeitig Gedanken machen, wer den Wald bekommt. Das durchaus ehrenwerte Bestreben, das Erbe im Wald „gerecht“, das heißt zu gleichen Teilen, zu vererben, führt aber letztlich zu einer Fortsetzung der Realteilung mit allen ihren aufgezeigten Problemen.

Was wäre denn so schlimm daran, den Wald einfach sich selbst zu überlassen?

Behr: Die Bewirtschaftung ist wichtig, zum Beispiel für die Waldverjüngung, bei Schädlings-Kalamitäten wie einem Borkenkäferbefall, und vor allem auch wegen des Klimawandels. Es ist wichtig, stabile Wälder aufzubauen, um nachhaltig den umweltfreundlichen Rohstoff Holz zur Verfügung stellen zu können. Deshalb wäre es wünschenswert, dass die Besitzer ihre Wälder sachkundig bewirtschaften oder bewirtschaften lassen. Deshalb wollen wir mit dem Bildungsprogramm Wald auch den Kleinwaldbesitzern die Dringlichkeit der Waldbewirtschaftung und des Waldumbaus deutlich machen.

Wie läuft der Lehrgang ab?

Behr: Es gibt ab dem 26. Januar acht Vortragsabende, jeweils donnerstags um 19.30 Uhr in Wiesentheid. Da geht es um Rechtsfragen, forstliche Förderung, Baumartenwahl im Klimawandel, Waldpflege, Holzmarktpreise und die Jagd. An einem Abend stellt sich die FBG Kitzingen vor. Dazu kommen vier Exkursionen, die freitags stattfinden, um praktisches Wissen zu vermitteln. Wer den Wert eines Baumes oder den Verbisszustand an der Naturverjüngung erkennen will, der muss so etwas schon mal gesehen haben. Wir wollen, dass die Besitzer einen Blick dafür bekommen, worauf sie in ihrem Wald achten müssen. Am Ende gibt es ein Zertifikat über die erfolgreiche Teilnahme. Der Kurs ist kostenlos.

Wie können Sie Waldbesitzer noch unterstützen?

Behr: Wir unterstützen viele forstliche Maßnahmen durch Mittel aus dem waldbauliche Förderprogramm, wickeln mit der Unteren Naturschutzbehörde das Vertragsnaturschutzprogramm Wald ab und beraten kostenfrei – auch vor Ort, also im Wald. Zudem bietet das Forstamt unter anderem Motorsägenkurse an, für die allerdings künftig ein Entgelt erhoben werden muss.

Bildungsprogramm Wald

Der Lehrgang: Waldbewirtschaftung ist eine Generationenaufgabe. Um die bewältigen zu können, sind theoretische und praktische Grundkenntnisse nötig. Diese vermittelt das Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten mit dem Bildungsprogramm Wald.

Ablauf: Der Lehrgang beginnt am 26. Januar und umfasst acht Vortragsabende (jeweils donnerstags) und vier Exkursionen (freitags). Es geht um Waldpflege, Rechte der Waldbesitzer, den Klimawandel, Holzmarktpreise, Jagd, Förderprogramme und die FBG. Die Vorträge finden im historischen Rathaus Wiesentheid statt, Treffpunkt für die Exkursionen ist in Wiesentheid beziehungsweise Kitzingen. Am Ende erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat.

Anmeldung: Weitere Informationen und Anmeldung bis zum 20. Januar 2017 bei Hartmut Dürr im Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten Kitzingen unter Tel. 09321/3009-306.