Kinderbuchautorin Nina Weger gibt in Wiesentheid Einblicke in ihr Leben und ihren Schaffensprozess.
Die Finger schießen in die Höhe. Und da bleiben sie auch. Die Fünftklässler des Wiesentheider Gymnasiums haben jede Menge Fragen. Ihr berühmter Gast beantwortet jede einzelne geduldig und voller Empathie.
Mit Nina Weger hat Deutschlehrer Harald Godron erneut eine bekannte Kinderbuchautorin nach Wiesentheid geholt. „Mein Ziel ist es, die Begeisterung fürs Lesen aufrecht zu erhalten“, erklärt er. „Auch und gerade in Corona-Zeiten.“ Zwar hätten die Schülerinnen und Schüler während der letzten Monate viel Zeit zum Lesen gehabt. Selten sei diese Zeit aber mit der Lektüre von Büchern und längeren Geschichten gefüllt worden. Über das Smartphone und die verschiedenen Social-Media- Kanäle würden eher die kurzen Leseanreize bedient, bedauert der Deutschlehrer. Außerdem könnten oder wollten sich immer weniger Eltern die notwendige Zeit zum Vorlesen nehmen. Dieser Entwicklung setzt Harald Godron seit vielen Jahren etwas entgegen und lädt im Zweijahres-Rhythmus bekannte Kinderbuchautoren an die Wiesentheider Schule ein.
Fünf Lesungen an zwei Tagen
Mit Nina Weger kam jetzt eine Autorin an die Schule, die mit ihrem Buch „Ein Krokodil taucht ab (und ich hinterher)“ einen großen Erfolg landete und mittlerweile 15 Bücher veröffentlichte. Fünf Lesungen hat sie an ihren zwei Tagen in Wiesentheid absolviert. Die Fünft- und Sechstklässler waren am Donnerstag an der Reihe, die Viertklässler der benachbarten Grundschule und die Fünftklässler der Mittelschule am Freitag. Und am Donnerstagabend lud die Schule alle neugierigen Erwachsenen zu „Literatur bei Wein und Kerzenschein“.
Ein ganz schön volles Programm, was Nina Weger aber keinesfalls schlauchte. „Ich bin froh, dass die Lesungen wieder losgehen“, bekannte die Autorin im Gespräch mit dieser Zeitung. „Ich habe diese Veranstaltungen und den Kontakt zu den Kindern während der letzten Corona-Monate vermisst.“
Lesekünstlerin des Jahres
Die Kinder erlebten eine engagierte und fesselnd erzählende Autorin, die nicht umsonst im Jahr 2018 von der Interessensgruppe Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels als Lesekünstlerin des Jahres prämiert wurde. Weger las nicht nur spannende Passagen aus ihren Büchern vor, sondern gab den Kinder auch bereitwillig Einblicke in ihre bunte Biografie und ihren täglichen Schaffensprozess.
1970 wurde sie als Erstes von vier Kindern geboren. Ihre Leidenschaften galten schon früh dem Schreiben und dem Zirkus. Mit 13 Jahren begann sie in einem Kinderzirkus mit dem Seiltanz. Mit 15 Jahren machte sie ihre ersten Praktika bei Tageszeitungen in Hannover. Nach dem Abitur ging sie eine Saison mit dem Circus Belly auf Reisen, tanzte auf dem Seil und lebte in einem Wohnwagen. Eine ihrer Schwestern ist nach wie vor Artistin. Ihren Traum, Kinder- und Jugendbücher zu schreiben, hat Nina Weger mit Ende 30 verwirklicht. „Ich hatte dabei mehr Glück als Verstand“, erzählte sie ihren jungen Zuhörern.
Als Drehbuchautorin hatte sie zwar schon zuvor erfolgreich gearbeitet (Edel&Stark, Notruf Hafenkante), die wachsenden Einschränkungen und Vorgaben in diesem Beruf hatten sie aber zunehmend genervt. Also nahm sie 2010 beim Besuch der Deutschen Buchmesse allen Mut zusammen und sprach die Lektorin am Stand des Oetinger-Verlages an. Die war von ihren Ideen und Konzepten begeistert und stimmte einer Zusammenarbeit zu. Mittlerweile hat Nina Weger 15 Bücher veröffentlicht, zu den bekanntesten zählen die „sagenhafte Saubande“ und „Club der Heldinnen“.