Die Sieberts waren Stammgäste. Und sie sind es immer noch. Statt in die Gaststätte führt ihr Weg jetzt allerdings am Sonntagabend in die Kirchenburg Tiefenstockheim. Weil das letzte Gasthaus geschlossen hat, haben die Bürger die Initiative ergriffen und dort einen neuen Treffpunkt mit Bewirtung geschaffen. Bis zu 35 Gäste kommen regelmäßig vorbei.
Die Sieberts waren Stammgäste. Und sie sind es immer noch. Statt in die Gaststätte führt ihr Weg jetzt allerdings am Sonntagabend in die Kirchenburg Tiefenstockheim. Weil das letzte Gasthaus geschlossen hat, haben die Bürger die Initiative ergriffen und dort einen neuen Treffpunkt mit Bewirtung geschaffen. Bis zu 35 Gäste kommen regelmäßig vorbei.
Gemeindliche Gaststätten, Gaststätten, die von Vereinsmitgliedern betrieben werden – sie sind eine „Notlösung“ in immer mehr Orten, wenn das letzte Wirtshaus die Pforten schließt oder es seit Jahren keines mehr gibt. Einige Gemeinden im Landkreis Kitzingen sind diesen Weg schon vor Jahren gegangen – Martinsheim und Gnötzheim zum Beispiel, Markt Herrnsheim oder Possenheim. Und Anfang des Jahres eben auch Tiefenstockheim.
Kein Treffpunkt mehr im Ort
Im September hat die Familie Vollgärtner ihr Gasthaus geschlossen. „Wir haben das sehr bedauert“, sagt Rudolf Müller, Vorsitzender des Kirchenburgvereins. Einige Wochen lang gab es keinen Treffpunkt mehr im Dorf. Gefallen hat das den Bürgern nicht. „Die Leute haben gesagt, so ist das nichts“, erzählt Müller. Gemeinsam wurde nach einer Lösung gesucht, und so hat im Januar die „Kirchenburggaststätte“ geöffnet. Jeden Sonntag ab 18 Uhr gibt es Getränke und kalte Speisen.
Zuständig für den „Gaststättenbetrieb“ ist der Kirchenburgverein, der die Organisation übernimmt und die ehrenamtlichen Helfer einteilt. Viele machen mit, so dass jeder nur drei bis vier Mal im Jahr ran muss. „Gaststättenbetrieb“ ist für Müller aber eigentlich nicht das richtige Wort. „So kann man es gar nicht nennen. Man trifft sich, trinkt was und isst ein Würstchen.“ Kopf des Teams ist Stefan Stark, der Erfahrung in der Gastronomie hat und die Helfer unterweist.
Zu den Gästen, die regelmäßig in die Kirchenburg kommen, gehören Hedwig und Herbert Siebert aus Obernbreit. „Wir waren zweimal in der Woche beim Vollgärtner“, sagt Herbert Siebert, „mindestens 25 Jahre lang.“ Die Strecke dorthin legten sie stets zu Fuß zurück. Die lieb gewonnenen Touren aufzugeben, das hätte ihnen nicht gefallen und deshalb sind sie froh über das Angebot des Kirchenburgvereins. „Wir fühlen uns sehr wohl hier oben“, lobt Siebert die Verantwortlichen.
In vielen Regionen ist das Gaststättensterben zum Problem geworden. Michael Schwägerl, Bezirksvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes, nutzt das Wort „gravierend“. Wobei der Landkreis Kitzingen im Vergleich zu anderen Gebieten laut dem Dehoga-Kreisvorsitzenden Michael Seufert noch ganz gut dasteht. Das sei vor allem dem Tourismus zu verdanken. „Wir sind ganz gut aufgestellt. In anderen Kreisen sind viele Orte völlig verwaist.“ 35 ins Handelsregister eingetragene Firmen und 573 Kleingewerbe gab es laut IHK-Statistik 2014 im Gast- und Beherbergungsgewerbe im Landkreis Kitzingen. In diesen Bereich fallen auch die 327 „Restaurants mit herkömmlicher Bedienung“. Große Veränderungen im Vergleich zu den Vorjahren gibt es nicht.
Seufert weiß, dass es gerade die kleinen Gaststätten auf dem Land nicht leicht haben. „Es ist nicht mehr wie früher, als Tante und Oma immer mithalfen.“ Wenn aber externes Personal gebraucht werde, sei es schwierig, die kleinen Gaststätten wirtschaftlich zu führen. Kritisch wird es spätestens, wenn ein Nachfolger gesucht wird. Aus der Familie wolle sich das oft keiner mehr antun.