Immer langsam mit dem Holz

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Schweres Gerät: Auch in den Wäldern der Bayerischen Staatsforsten (hier nahe Ebrach) sind noch Tragschlepper unterwegs.
Foto: Petra Diener
Dieter Rammensee von der Kitzinger Forstbetriebsgemeinschaft im Wald.
Foto: Archiv/Eike Lenz
Michael Grimm von der Abteilung Forsten am AELF Kitzingen-Würzburg.
Foto: Ralf Dieter (Archiv)

In den Wäldern des Landkreises Kitzingen sind auch jetzt noch Arbeiten mit teils schwerem Gerät im Gange. Warum sie leider nötig und die Spuren auf den Wegen nur ein Luxusproblem sind.

Das idyllische Bild trügt: Sattes Grün wohin man blickt, im Gehölz raschelt allerlei Getier und auf den Ästen zwitschern die Vögel. Aus der Ferne hört man unbeschwertes Geplauder, das langsam näher kommt – und sich über erstaunt und aufgeregt bis hin zu empört verändert: Grund des Anstoßes sind tiefe Furchen in den weichen Waldböden, die den Radler-Trupp zum Absteigen zwingen. Und ein Stapel von Holzstämmen, der ganz offensichtlich erst vor kurzem errichtet wurde. „Muss das um diese Jahreszeit sein?“ ist die Frage. „Und ob“, sagt Dieter Rammensee – und weiß genau, warum auch im Landkreis Kitzingen noch immer Waldarbeiten mit schwerem Gerät nötig sind.

Der Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Kitzingen w.V. (FBG) kann mehrere Gründe nennen. Den offiziellsten schickt er gleich vorneweg: „Es gibt eine Anordnung der Regierung von Unterfranken, dass vom Borkenkäfer befallenes Holz unbedingt aufgearbeitet werden muss“, erklärt Dieter Rammensee. Vor allem die Fichten seien durch das trockene, warme Wetter sehr geschwächt und „sterben beim kleinsten Borkenkäferangriff ab“. Neben dem Schädling sind vor allem auch dürre Kiefern ein Problem an den Rad- und Wanderwegen. Speziell im Willanzheimer Forst oder auch in Birklingen, wo in den letzten Tagen verstärkt entsprechende Räumarbeiten rund um die beliebten Wanderwege vorgenommen wurden, war diese Maßnahme notwendig. „Dort müssen die vom Borkenkäfer befallenen Flächen eingezäunt und aufgearbeitet werden“, sagt der Waldexperte.

Zudem sei der Winter zu mild und feucht gewesen, so dass Fäll- und Rückarbeiten in dieser eigentlich dafür vorgesehenen Jahreszeit – und bei gefrorenem Boden – nicht oder nur zum Teil erledigt werden konnten. „Das Holz, das im Januar und Februar stehen oder liegen geblieben ist, muss von den Waldbesitzern unbedingt noch gefällt beziehungsweise herausgeholt werden. Sonst verrottet es.“ Dazu sind Harvester, also Holzvollernter, und Rückezug, beziehungsweise Tragschlepper im Einsatz – die einen mehr, die anderen weniger. „Wenn ein Harvester einmal rein- und rausfährt, dann hinterlässt das nicht solch tiefe Spuren wie ein Rückezug, der immer wieder hin und zurück fahren muss, um das Holz abzuholen und aufzuladen“, erklärt Dieter Rammensee und ist grundsätzlich trotzdem froh, dass die Maschinen fahren können. „In den Wintermonaten ist die Verfügbarkeit zum Teil ein Problem.“

Und wenn sie dann endlich verfügbar sind, müssen sie eben auch bewegt werden. „Diese Arbeiten sind kein Raubbau am Wald“, versichert Dieter Rammensee. „Genau das Gegenteil ist der Fall. Das hat alles etwas mit Nachhaltigkeit zu tun.“ Es handle sich bei dem aktuell bearbeiteten Kurzholz um abgestorbenes Kiefernmaterial, das die Verkehrssicherheit der Waldbesucher gefährden könne und deshalb weg müsse.

Die dabei entstehenden Furchen auf den Wegen, die Wanderer und Radfahrer beeinträchtigen, lassen sich nach Beendigung der Maßnahme schnell beseitigen und stellen deshalb eher ein Luxusproblem dar. Warum, das kann Michael Grimm vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg erklären. „Wenn der Boden einmal richtig verdichtet ist, dauert es Jahrhunderte, bis die Struktur wiederhergestellt ist“, erklärt der Forstbeamte. „Der Boden vergibt nie.“ Und damit ist nicht der Boden auf den Wegen gemeint, sondern derjenige fernab davon. Derjenige zwischen den Bäumen und Sträuchern. Die Folgeschäden können dramatisch sein – wie zum Beispiel im letzten Sommer, als der Boden rund um Wiesentheid die Starkregenereignisse nicht mehr verkraften konnte und die Wassermassen bis in die Ortschaft schossen.

Für notwendige Arbeiten hat Michael Grimm durchaus Verständnis. „Das Käferholz muss geholt werden, sonst verdirbt es.“ Durch den milden Winter wurden viele dieser Waldarbeiten mit schwerem Gerät aber wieder und wieder verschoben. „Früher gab es im Winter regelmäßig Bodenfrost und der Holzeinschlag konnte zu 90 Prozent im Winter erledigt werden.“ Das sei im vergangenen Halbjahr nicht möglich gewesen. Trotzdem wirbt er bezüglich der Waldarbeiten um Geduld. Wenn Ende April, Anfang Mai alles grünt, wenn das Laub an den Bäumen sprießt, dann entziehen diese dem Boden extrem viel Wasser. „Dann ist es auch eher wieder möglich, mit Maschinen den Waldboden zu befahren.“

Grundsätzlich kommt es im Landkreis Kitzingen darauf an, welche Boden- und welche Baumart betroffen sind. Zum einen haben die Wälder einen sehr hohen Eichenanteil und Eichenholz bekommt keine Lagerschäden. Anders sieht es da mit den Buchen aus, die empfindlich auf lange Liegezeiten reagieren. Bei den Bodenarten findet man im Landkreis unter dem Wald oft Sandböden, die unempfindlicher sind als Lehm- oder Tonböden, die auch vorkommen. „Tonböden sind sehr empfindlich, wenn man sie bei nasser Witterung befährt. Da riskiert der Waldbesitzer eine große Verdichtung oder ernsthafte, langlebige Schäden am Boden.“

Zwar findet Michael Grimm bezüglich der Spuren auch etwas Positives, da sich dort Wasser ansammelt und seltene Tierarten wie die Gelbbauchunke eine neue Heimat finden können. Trotzdem komme es immer aufs Maß an – und in den Kitzinger Wäldern funktioniere das auch ganz gut. „Alle sind bemüht, die Waldbesitzer, die Unternehmer, die Förster. Alle wissen, dass Schäden vermieden werden müssen.“ Wohlgemerkt, auch und vor allem abseits der Rad- und Wanderwege. „Schäden auf den Wegen kann man immer beheben“, sagt Michael Grimm. „Zwar sind die Wege dann vielleicht für ein paar Tage nicht zu benutzen. Aber sie sind ganz einfach wiederherzurichten. Es reicht schon eine Fuhre Split.“ Gibt es aber tiefe Furchen im Waldboden, kann das gefährlich werden – nicht nur für diejenige, die zum Wandern und Radfahren kommen. Sondern auch für alle anderen, die in und um dieses trügerische Idyll herum wohnen.

Arbeit im Wald

Planmäßig starten sowohl die Waldarbeiter als auch die Unternehmer im Herbst mit dem Holzeinschlag, heißt es in einer Pressemitteilung der Bayerischen Staatsforsten mit Sitz in Regensburg. Auch in den Staatswäldern des Forstbetriebs Ebrach findet die reguläre Waldnutzung in den Herbst- und Wintermonaten statt, idealerweise bei starkem Frost, um Bodenschäden zu minimieren. Mit den Stürmen Ende Februar/Anfang März und dem Nassschnee im April wurden liegende Fichten noch weiter verstreut und bilden eine Ausbreitungsquelle für den Borkenkäfer. So verschleppen sich die Waldarbeiten nun in die warme Jahreszeit. Um weitere Schäden an Baumbestand und Boden weitestgehend zu vermeiden, kommt jetzt bei der trockenen Frühjahrswitterung das Holz, das im Januar geschlagen wurde, an die Forststraßen. Und so appellieren auch die Bayerischen Staatsforsten an die Geduld der Forstbetriebe, der Unternehmer und ihrer Kunden sowie an die Nutzer der Wege – deren Pflege sei aktuell in vollem Gange.