Mit einer zunächst kleinen Gruppe von fränkischen Winzern wie Gerhard Roth aus Wiesenbronn oder Helmut Christ aus Nordheim beschritt Rothe andere Wege, verzichtete auf Insektizide oder Unkrautvernichtungsmittel. „Das war anfangs nicht einfach“, gesteht er. Gegen jede damals gängige Lehrmeinung, gegen die Überzeugung der benachbarten Winzer und nicht selten der Eltern mussten die Öko-Pioniere ihre Vorstellungen durchsetzen.
Etwa zehn Jahre hat es gedauert, bis sich der Erfolg einstellte. „Bis die Weine auch wirklich schmackhaft waren“, wie Rothe zugibt. Bis sie sich auch ohne chemische Mittel gegen den Mehltau und Schädlinge wehren konnten.
Das Ökosystem war vor 30 Jahren nicht stimmig. „Jetzt ist es das“, freut sich der Nordheimer. Und noch mehr: Bio ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen, salonfähig geworden. „Wir sind überall gerne gesehen, liefern an Sterne Restaurants genau so wie an den Lebensmitteleinzelhandel.
“ Und das zu Preisen, die es Rothe und seinen Kollegen ermöglichen, in die Zukunft zu investieren.
Also alles eitel Sonnenschein? Ganz so einfach ist es nicht. Auch die Ökowinzer plagen Sorgen. 80 bis 90 Prozent der biologisch erzeugten Weine, die in deutschen Handelsketten angeboten werden, kommen aus dem Ausland. Sie werden zum Teil deutlich günstiger als die deutschen Produkte verkauft.
„Die Produktionsbedingungen sind in Italien und Spanien einfacher“, erklärt Weinbaupräsident Artur Steinmann. „Die Lohnkosten in der Regel niedriger.“ Steinmann fordert deshalb die Verbraucher auf, die Leistung und den Mehraufwand der fränkischen Ökowinzer, die er als Helden und Vorbilder bezeichnete, an der Ladentheke zu honorieren. „Das würde sicherlich auch einige konventionelle Kollegen motivieren, ihre Betriebe umzustellen.“
Dafür müsste allerdings schon in der Ausbildung mehr Wert auf die ökologischen Aspekte der Weinbereitung gelegt werden: Bodenfruchtbarkeit, Bodenbegrünung, Zeilenbearbeitung, ein ökologischer Kreislauf. Der Vorsitzende der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern (LVÖ), Josef Wetzstein, kann sich in Zukunft sogar einen Abschluss zum „Ökowinzermeister“ vorstellen. Seine Bitte an Minister Brunner: Möglichst schnell entsprechende Strukturen schaffen.
Denn eine Herausforderung stehe bei den fränkischen Ökowinzern nach rund 25 Jahren genauso an wie bei ihren konventionellen Kollegen: ein reibungsloser Betriebsübergang und eine erfolgreiche Fortführung der Pionierarbeit durch die nächste Generation. Minister Brunner wagte diesbezüglich eine optimistische Prognose. „Bio“ und „Regional“ seien die zwei wichtigsten Trends in der Lebensmittelbranche. „Der gesundheitliche Aspekt gewinnt an Bedeutung, die Menschen wollen höchste Qualität und Transparenz.“
„All diese Veränderungen hätte ich mir niemals träumen lassen“, freut sich Manfred Rothe, der angesichts der positiven Entwicklungen der letzten Jahre nur noch einen beruflichen Wunsch hat: „Dass unser Beispiel Schule macht und alle Kollegen konsequent auf ökologischen Anbau umstellen – nicht nur die Weinbauern. Unsere Erde ist schließlich die Lebensgrundlage für uns alle.“
Öko-Erlebnistage im Kreis
Mehr als 270 Hoffeste, Führungen, Mitmach-Aktionen und Verkostungen rund um den ökologischen Landbau und um Lebensmittel sind zu den Öko-Erlebnistagen vom 3. September bis zum 3. Oktober in Bayern geplant; in Unterfranken sind es 35. Im Landkreis Kitzingen stehen der Weinbau und der Gartenbau im Mittelpunkt. Die Termine:
• 17. September, 10 bis 14 Uhr, Kinderweinlese mit Gang durch die Weinberge, Saftpressen und mehr; Veranstalter: Manfred Rothe (Weinbau Rothe), Nordheim, Heerweg 6.
• 17. September, 14 bis 18 Uhr, Weinbergs- und Kellerführung mit Weinprobe im Barockhof der Familie Christ; Veranstalter: Angelika Christ (Demeter Weingut Helmut Christ), Nordheim, Volkacher Straße 6 (Weinprobe: 25 Euro; für die Führung mit zwei Weinen: 9 Euro).
• 17. September, 12 bis 20 Uhr, Hoffest unter dem Motto "Biowein lädt zum Feiern ein"; Veranstalter: Norbert Drescher (Weinhof Drescher), Sommerach, Winzerstraße 20.
• 18. September, 10 bis 17 Uhr, Hoffest und Tag der offenen Tür; Fest mit Musik, Kinderprogramm, Kräuter- und Hofführungen, Eselreiten und mehr; Veranstalter: Ralf Jakob (Ökokiste), Schwarzach, Am See 9.
• 18. September und 2. Oktober: 14 bis 16 Uhr, Bio-Weinbergsführungen durch die Fluren und Blick in den Weinkeller; Veranstalter: Manfred Rothe (Weinbau Rothe), Nordheim, Heerweg 6 (9 Euro).
• 26. September, 11 bis 14 Uhr, Ein- und Ausblicke von der Bio-Weininsel; Rundgang durch Weinberge in Nordheim mit Verkostungen; Veranstalter: Manfred Rothe (Weinbau Rothe), Nordheim, Heerweg 6 (25 Euro).
• 3. Oktober, 13 bis 17 Uhr, Weinprobe und Weinfest beim Öko-Wein; Veranstalter: Anton Hell (Weingut Hell), Wiesenbronn, Klingenstraße 16. • Alle Termine aus Bayern online: www.oekoerlebnistage.de