Es gibt immer weniger Metzger, die Innungen werden immer kleiner. Um schlagkräftiger zu werden, denken fünf Metzgerinnungen aus der Region jetzt über eine Fusion nach. Die Entscheidung soll im Lauf des Jahres fallen.
Im Allgäu haben sie es getan, in Sachsen und im Raum Nürnberg/Fürth: Immer öfter schließen sich Fleischer-Innungen zusammen. Ein Weg, den auch die Metzger der Region gehen werden? Erste Vorgespräche laufen, noch in diesem Jahr soll die Entscheidung über eine Fusion von fünf Innungen fallen.
Der Blick in die Statistik spricht Bände: 1991 gab es im Landkreis Kitzingen noch 130 Vollhandwerksbetriebe im Bereich Nahrungsmittel, zu denen Bäcker, Konditoren und Metzger gehören. 2016 waren es noch 76. Schaut man sich die Metzgereien alleine an, gab es Ende 2017 in Unterfranken 495 Fleischereibetriebe, knapp vier Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Für den Landkreis Kitzingen weist die Statistik 37 Betriebe auf, wie im Oktober im Landtag auf eine Anfrage hin informiert wurde.
Derzeit gibt es in den Landkreisen Kitzingen, Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld, Schweinfurt und Hassberge eigene Metzgerinnungen. Jede hat ihren eigenen Obermeister. Aber viele sind klein, teilweise deutlich kleiner als die Kitzinger Innung. Drei von ihnen – Schweinfurt, Rhön-Grabfeld und Haßberge – haben in Jürgen Straub bereits einen gemeinsamen Geschäftsführer, arbeiten bei Seminaren, Prüfungen und der Ausbildung zusammen. Viele Bereiche laufen allerdings noch getrennt, der Haushaltsplan zum Beispiel. Da stellt sich die Frage, ob nicht ein richtiger Zusammenschluss Sinn macht, wie er andernorts längst üblich ist. Straub bejaht diese Frage und so haben sich nicht nur die drei genannten Innungen zusammengesetzt, sondern auch die Nachbarinnungen Kitzingen und Bad Kissingen wurden angefragt, ob sie mitmachen würden.
Bei ersten Gesprächen und einer gemeinsamen Informationsveranstaltung Ende vergangenen Jahres ist die Idee auf positive Resonanz gestoßen, auch wenn das letzte Wort bei den Mitgliederversammlungen der jeweiligen Innungen liegt. Im Laufe dieses Jahres sollen sie entscheiden, so dass eine Fusion noch in diesem Jahr amtlich werden könnte. Voraussetzung dabei ist, dass die Handwerkskammer grünes Licht gibt. Geplant ist, dass es einen gemeinsamen Obermeister geben soll, aber jede einzelne Region weiterhin einen Vertreter in den Vorstand entsendet. „Schließlich braucht man eine Nähe zu den Betrieben vor Ort“, betont Straub.
„Wenn wir eine größere Innung haben, haben wir mehr Schlagkraft.“
Volker Bausewein, Innungsobermeister Kitzingen
Auch wenn er nicht vorgreifen will, glaubt der Kitzinger Innungsobermeister Volker Bausewein, dass an einem Zusammenschluss früher oder später kein Weg vorbei führen wird. Bei der Informationsveranstaltung sei deutlich geworden, dass eine Fusion nicht tragisch für die einzelnen Innungen sei, sondern viele Vorteile habe. Da geht es zum einen um Dinge wie Seminare, die Ausbildung oder die Information über Neuregelungen, um Rechtliches und die Haushaltsführung. Wichtig sei aber auch ein anderer Aspekt: „Wenn wir eine größere Innung haben, haben wir mehr Schlagkraft“, sagt er. So hätten kleinere Innungen im Fleischer-Verband Deutschland kein Stimmrecht. „Man wird zwar angehört, aber die Stimme hat kein Gewicht“, sagt auch Metzgermeister Stefan Jamm von der Metzgerei Deininger. „Wenn wir mehr Betriebe sind, sind wir stärker.“
Der Blick auf die Statistik macht deutlich, dass dieses Mehr an Mitgliedern lediglich durch einen Zusammenschluss von Innungen möglich sein wird. Denn wenn sich der Trend auch verlangsamt hat, so ist die Zahl der Metzgereien deutschlandweit doch weiterhin rückläufig. 361 Metzger haben 2016 in Deutschland aufgegeben und damit fast jeden Tag einer. Bayern war am stärksten vom Metzgereisterben betroffen. Nachfolger sind kaum zu finden und schon die Besetzung von Lehrstellen ist schwierig. Noch immer schreckt ein veraltetes Berufsbild viele junge Leute ab. „Sie denken an Blut und Schlachten“, bedauert Volker Bausewein. Dabei geht es bei Metzgern und Fleischereifachverkäufern heute viel um Kochen, um Platten legen, um Partyservice, um Feinkost und Spezialitäten. Auch Stefan Jamm hebt hervor, wie vielfältig der Beruf ist, auch wenn handwerklich und körperlich viel zu tun sei.
Bausewein hat seinen Sitz in Prichsenstadt und eine Filiale in Kitzingen, Jamm den Sitz in Markt Einersheim und eine Filiale in Marktsteft. Seine Filiale in Mainbernheim musste er vergangenes Jahr wegen Personalmangels schließen. An der Nachfrage hat es nicht gelegen, Jamm ist gleich mehrfach gefragt worden, ob er sich nicht vergrößern will. „Ich hätte vier Standorte aufmachen können statt eine zu schließen“, sagt er.