Exkursion mit viel Liebe

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Erst mal schauen, wie es geht. Die Minigärtner schauen Sandra Lang genau auf die Finger.
Fotos: Margot Burger
Ein Herz für Valentin ist unumgänglich! Yola hat sich für ein samtiges entschieden.
Foto: Margot Burger
Kathys Primel schaut noch etwas verschlafen durch die Zweige. Ein Frühlingsarrangement, das im Binderaum noch mit Schleifen und Dekomaterial verziert wird.
Foto: Margot Burger
Die Europa-Minigärtner zu Besuch in der Gärtnerei Lang in Wiesentheid FOTO Margot Burger
Margot Burger
Es wird geschnitten, gebunden und dekoriert.
Foto: Margot Burger
Die Auswahl im Binderaum ist groß. Die Entscheidung, was genommen wird, fällt schwer.
Margot Burger
Die Gewächshausfläche ist 8000 Quadratmeter groß. Das ist mehr als ein Fußballfeld. Zur Zeit stehen auf der gesamten Fläche Veilchen-Ampeln. Zu viel für Wiesentheid ...
Foto: Margot Burger

Die Europa-Minigärtner zu Besuch in der Gärtnerei

„Die Europa-Minigärtner – am Samstag hier bei uns!“ Auf einem großen Plakat konnten die zahlreichen Kunden bei Blumen Lang in Wiesentheid gleich am Eingang erkennen, wer die vielen Kinder waren, die mit grünen T-Shirts ausgestattet den Blumenladen bevölkerten. Sie waren wieder aktiv, die 24 Europa-Minigärtner. Dieses Mal besuchten sie den Blumenladen von zwei Minigärtner-Kollegen, den Lang-Zwillingen. Sie stammen aus der Wiesentheider Gärtner-Familie.

So kurz vor Valentin beschäftigte sich der Gärtnernachwuchs natürlich mit dem umsatzstärksten Tag im Februar in den Gärtnereien und Blumenläden: Mit dem Valentinstag, der traditionell den Liebenden geweiht ist. Die Chefin, Sandra Lang, erklärte den Minigärtnern auch gleich, dass der Heilige Valentin in Rom zu einer Zeit gelebt hat, in der der christliche Glaube noch verboten war. Er war aber so mutig, den Liebenden Blumen zu schenken und die Christen heimlich zu vermählen. Das kostete ihm am 14. Februar 269 nach Christus sein Leben. Aus diesem Grund wird an diesem Tag des Heiligen gedacht.

Der Brauch, seinen Geliebten an Valentin Blumen zu schenken, ist noch nicht ganz so alt. Er kam aus England und Amerika nach Deutschland.

So weit die Theorie – und jetzt ging es an die Praxis. Gärtnermeister Andreas Lang führte die 19 Mädels und fünf Jungs erst einmal durch die Produktionsgewächshäuser, die direkt an den Verkaufspavillon anschließen. Veilchen in Ampeln, soweit das Auge reicht! Die Kinder rechneten schnell und kamen zu einem verblüffenden Ergebnis: Vier mal so viele, wie Einwohner in Wiesentheid – und das auf einer Gewächshausfläche, die größer ist als ein Fußballfeld.

Allerdings sind die Gewächshäuser in der Alten Abtswinder Straße schon älter, als die meisten Eltern der Minigärtner: Sie wurden schon in den 60er Jahren gebaut. Damals noch in Eigenleistung, ohne Baufirma, jedes zweite Jahr eine neue Einheit dazu. Die Innenausstattung wurde allerdings an moderne Produktionsbedingungen angepasst: Energieschirme wurden eingebaut, die im Winter die Heizkosten verringern, weil die warme Luft nicht so weit nach oben in die Giebel aufsteigen kann. Und im Sommer beschatten sie die Pflanzen, damit es ihnen nicht zu warm wird.

Auch die Bewässerung ist modern: In die Tische wird Wasser mit Flüssigdünger gepumpt. Dort bleibt es zirka eine Stunde zehn Zentimeter hoch auf den Tischen stehen, bevor es wieder in den Vorratsbehälter zurückfließt. „Dadurch wird das Wasser, das bei Regen von den Gewächshausdächern aufgefangen wird, ohne Verluste verwendet. Das nennt man geschlossenes System“, erklärte Andreas Lang. „Es ist sehr umweltfreundlich, so zu produzieren.“

Zurück in der Verkaufsanlage, fragt Sandra Lang erst einmal, warum die Kunden zu ihnen in die Gärtnerei kommen und die Blumen nicht einfach bei einem Discounter mitnehmen? Da mussten sich die Minigärtner erst einmal ausführlich umschauen – was ist hier denn anders? Luisa hatte eine Antwort: „Hier arbeiten die Floristen, die machen den Blumenstrauß genau so, wie ihn mein Papa bestellt. Der kennt nämlich die Lieblingsblumen von meiner Mama.“

Genau diesen Vorteil hat ein gut geführtes Blumengeschäft: Hier kann sich jeder Kunde seinen Strauß individuell zusammenstellen lassen und muss nicht nehmen, was da ist. „Und frischer sind die Blumen hier bei uns auch“ erzählt Sandra Lang. Jetzt im Frühling treiben viele Zwiebelblumen wie Tulpen und Narzissen in den Gewächshäusern vor. „Sie werden erst geschnitten, wenn der Kunde bei uns ist“, erklärte Sandra Lang. So etwas geht beim Discounter natürlich nicht.

Langsam wurden die jungen Garten-Checker ein wenig nervös – denn „selber arbeiten“ ist bei den Minigärtnern das Wichtigste. Also zeigten Sandra und ihre Tochter Viola Lang, worauf es ankommt, wenn aus einer einfachen Primel ein Valentins-Arrangement gemacht wird: Zuerst braucht das Pflänzchen einen farblich passenden Übertopf. Mit Elfenhaar, Bast und Heidelbeere wird ein „Nestchen“ für das Frühlingsblümchen gemacht.

Dabei erzählt Sandra Lang, dass der Name der Blume schon auf ihre frühe Blüte im Jahr hinweist: Primula kommt vom lateinischen „Primus“, „der Erste“.

Noch ein paar bunte Stäbe und natürlich ein Herz, fertig ist die Valentinsprimel. Zumindest die vom Profi. Die Kinder nahmen sich etwas mehr Zeit für ihre eigenen Kompositionen. Dass die Heißklebepistole und die Bänder für ein Extra-Schleifchen im Binderaum der Floristen standen, war den begeisterten Nachwuchsfloristen gerade recht: Sich da umzusehen, wo die Profis arbeiten, ist immer spannend! Und schon war die halbe Mannschaft hinter der Ladentheke verschwunden und brachte die Floristen etwas ins Schwitzen. Langsam bildete sich eine beträchtliche Schlange an der Kasse. Aber der ein oder andere Minigärtner wurde von den Kunden als Nachbarskind erkannt – und am Eingang hatten die meisten das Schild ja schon gesehen…

Für den Valentinstag sind die Minigärtner jedenfalls gerüstet. „Eins bekommt die Mama, das andere der Moritz aus der zweiten Klasse“, erzählt Valerie stolz. Und Alina fragt noch schnell nach, ob man hier auch Floristin lernen kann, denn das wäre was.