Vom "achtsamen morden" über die Freuden am Eiweißomelett bis hin zu einer sportlichen Höchstleistung. Die Redaktion ist gut in die erste Fastenwoche gestartet. Zumindest die meisten.
Kitzingen Der Anfang hat es oft in sich. Der Wechsel vom Alltag ins Fastenleben will nicht immer gelingen. In diesem Jahr haben wir die Kurve schnell gekriegt. Bis auf eine Kollegin. Sie ist noch auf der Suche nach dem Guten im Menschen.
Daniela Röllinger (Achtsamkeit): Die Gedanken dürfen kommen. „Aber nicht festhalten, sondern ziehen lassen“, lautet die Anweisung. Na, die tun sich leicht. Gedanken sind doch zum Denken da, oder etwa nicht? Ich sitze auf meinem Stuhl, habe den Timer am Handy auf zehn Minuten gestellt und versuche mich an meiner ersten Atem-Meditation ohne sprachliche Anleitung. Ich habe schon meditiert, im Yoga-Kurs zum Beispiel. Aber da ging es um eine gedankliche Reise, man fliegt hierhin und dorthin, bewundert eine imaginäre grüne Landschaft und sahnig aufgetürmte Wolken und läuft in Gedanken durch einen sprudelnden Fluss. Das krieg ich hin. Doch so alleine im Stillen ist es etwas anderes.
Atmen soll ich. Mir bewusst machen, wo mein Körper den Boden und den Stuhl berührt, weil man das im Alltag normalerweise gar nicht spürt. Gedanken fließen lassen. „Bing“, macht das Handy und sofort überlege ich, wer mir wohl gerade geschrieben hat. Und was? Konzentration, zurück zum Atmen. Erst geht?s gleichmäßig, dann entfährt mir ein unkoordinierter Schnaufer. Ach ja, ich wollte mich noch entscheiden, welches der Bücher ich lese, die mir passend zu meinem Fastenmotto empfohlen wurden.„Achtsam morden“, heißt eines. Das Cover verspricht eine schön blutige Geschichte, so was gefällt mir. Oder soll ich lieber den Tipp der Kollegin befolgen und „Der achtsame Tiger“ anschauen? Ein Kinderbuch über einen Tiger, der heimlich Affen die Haare schneidet und die Eier von Papageien ausbrütet, wenn die nicht gut auf ihren künftigen Nachwuchs aufpassen.
Auch schön. Schtscht, Ihr Gedanken, macht, dass Ihr wegkommt, ich muss im Jetzt bleiben. Und jetzt wird nicht gedacht, jetzt wird achtsam geatmet. Das kann doch nicht so schwer sein! Ich muss mal schauen, ob der Tiger einen Tipp für mich hat, sonst sitzt das am Ostersonntag immer noch nicht.
Julia Volkamer (Fit und gesund): Zum Einstieg in mein neues Leben standen drei Basentage zur Entgiftung an. Ich kochte mir aus Kartoffeln, Karotten und Wasser einen guten Liter Brühe, den ich über den Tag verteilt schlürfte. Der Geruch allein animierte meine Familie schon zum Naserümpfen. „Ich will lieber ein Nutella-Brot“, war die einhellige Meinung – von meiner wertvollen Brühe hättet ihr eh nichts abbekommen.
Wie gut so ein salzfreies Gesöff doch schmeckt, wenn man ansonsten nur Wasser und Brennesseltee zu sich nimmt! Wobei ich auch essen durfte: Gemüse so viel ich wollte, außerdem wahlweise ein halbes Kilo Heidelbeeren oder eine ganze Ananas. Na bitte! Den ersten Tag brachte ich locker hinter mich. Aber Ernährungscoach Diana Schmidt hatte nicht umsonst gewarnt: „Je mehr Schadstoffe ihr vorher zu Euch genommen habt, desto mehr werden euch diese Tage schlauchen. Nehmt euch Pausen. Und schaut, dass ihr nicht mit den Kindern alleine seid.“ So legte ich das Fasten auf ein Wochenende.
Die Terminierung hatte allerdings auch einen Haken: Sonntags bestellen wir immer beim Griechen! Niemand, der es nicht selbst erlebt hat, weiß, wie gut Calamari mit Pommes duften, wenn man bei Feldsalat ohne Dressing danebensitzt... dieser Geruch animierte mich zum Naserümpfen – aber vor Neid!