Schreiben war schon immer ihre Leidenschaft: Stefanie Distler hat als Sina Grave ihren ersten Roman veröffentlicht.
Es ist nicht nur eine Liebesgeschichte in den geheimnisvollen, geschichtsträchtigen schottischen Highlands. Es ist auch die Geschichte einer jungen Frau, die zu sich selbst findet. "Charmant und witzig" – "Echt der Hammer" – "Super Urlaubslektüre", befinden die ersten Leserinnen. Was Autorin Sina Grave natürlich freut. Oder besser Stefanie Distler aus Nenzenheim (Landkreis Kitzingen), denn "Die Macht des Highlanders" ist der allererste Roman aus ihrer Feder und gerade frisch erschienen.
"Wie? Du hast ein Buch geschrieben?" Diese Frage muss Stefanie Distler derzeit häufig beantworten – allerdings kommt sie in der Regel von Leuten, die nicht zum engsten Freundes- und Familienkreis gehören. Wer sie näher kennt, reagiert wenig verwundert und fragt sich eher, warum die Nenzenheimerin erst mit 46 Jahren ihren ersten Roman verfasst hat. Das Schreiben ist schon lange ihre Leidenschaft und sie hat schon früh Erfolge damit eingefahren.
Stefanie Distler schreibt als Sina Grave: Inspiriert von "Outlander"-Serie
Mit etwa 13 Jahren hat Stefanie Distler erste Gedichte verfasst. Sie wurde Mitglied der Schülerzeitungsredaktion, später deren Chefredakteurin, hat Praktika bei Zeitungen absolviert. Sie nahm mit Kurzgeschichten am Literaturwettbewerb des Landkreises teil und wurde mehrfach als Preisträgerin ausgezeichnet. "Das Schreiben hat mir schon damals einen Riesenspaß gemacht", sagt die Nenzenheimerin rückblickend. Mit den Jahren blieb allerdings immer weniger Zeit für diese Leidenschaft. Familiengründung, Hausbau, Mutterschaft, starkes berufliches Engagement: "Da hatte ich erst mal keine Muße mehr." Aber irgendwo tief drinnen, da blieb die Sehnsucht danach, Geschichten zu Papier zu bringen – und vielleicht irgendwann mal ein Buch zu schreiben. Gelesen hat sie in der Zeit viel, sehr gerne Liebesromane, am liebsten die Werke von Diana Gabaldon. "Die Outlander-Serie finde ich super."
Dass sie ihren Traum vom eigenen Roman jetzt verwirklicht hat, hängt mit Corona zusammen. In einem Newsletter der Hanns-Seidel-Stiftung las sie Ende 2020 von einem Seminar für Storytelling, das aufgrund der Pandemie online durchgeführt wurde. Zu einem Präsenzseminar wäre sie wahrscheinlich nicht gefahren, gibt sie zu. Irgendwie tief drinnen saßen dann doch ein paar Bedenken, ob sie das Zeug dazu hat, einen Roman zu schreiben. Doch zum Online-Seminar hat sie sich angemeldet, "auf die Schnelle" eine Kurzgeschichte verfasst – und Seminarleiter Patricius Meyer überzeugt. Sein Zuspruch, sie solle unbedingt weitermachen, half, die letzte Hürde zu überwinden.
Mit seiner Unterstützung skizzierte sie grob die Idee für einen Schottland-Roman. Nicht nur, weil die Outlander-Romane, die sie so gerne mag, dort spielen. Sondern auch, weil sie schon mehrfach dort war und ihr das Land mit seinen Mythen, der atemberaubenden Landschaft und der eindrucksvollen Geschichte besonders gut gefällt. "Das, was im Buch vorkommt, habe ich schon alles gesehen", sagt die 46-Jährige. Sie kennt die Higland-Games. War auf den schmalen Straßen in einsamer Natur unterwegs, ähnlich jener, auf der Catherine Wiliams im Buch ganz in Gedanken versunken fährt, als ihr der beeindruckende Schotte Conner MacCullen wie aus dem Nichts vors Auto läuft. Im Schottenrock, blutbeschmiert, mitsamt Schwert. Außer seinem Namen weiß er nichts mehr – und so gerät die junge Frau mitten in ein Geheimnis, das Zeit und Raum verschwimmen lässt.
Was es mit dem Pseudonym auf sich hat
In welchem Kapitel was passiert? Bei Sina Grave – dem Pseudonym der Nenzenheimerin – wird das nicht lange im Voraus geplant und auf Karteikärtchen festgehalten. "Das entwickelt sich beim Schreiben", erzählt sie. Und wie viel von ihr selbst steckt in ihrer Heldin Catherine? Die Autorin lacht. "Fast nichts. Das ist alles frei erfunden – außer der Liebe zum Kaffee. Die hab' ich auch." Die Hauptfigur Catherine Wiliams, eine Katze namens "Lady Di" – da stellt sich die Frage, ob Stefanie Distler ein Fan des englischen Königshauses ist. Wieder lacht die 46-Jährige und verneint. Es ging ihr darum, dass keiner der Protagonisten wirklich existiert, der Name aber zugleich häufiger vorkommt. Und die Katze? "Die war gar nicht geplant." Plötzlich war sie da, hat sich irgendwie in die Geschichte geschlichen.
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Aber was ist das mit dem Pseudonym? Warum nicht unter dem eigenen Namen schreiben? "Der war mir zu langweilig", nennt sie einen Grund. Außerdem gebe es eine ganze Reihe von Frauen in Deutschland, die so heißen. Wichtig war ihr bei ihrem Pseudonym, dass die Initialen die ihres Geburtsnamens sind – SG. "Daraus lässt sich ein schönes Logo machen." Und dass der Name auf Deutsch und Englisch gleichermaßen flüssig gelesen werden kann. Nach längerer Suche fand sie zu Sina Grave – ein Name, mit dem sie sich identifizieren kann und der jetzt auf der Titelseite ihres Erstlingswerks steht.