Ein Highlander aus Nenzenheim: Fränkische Autorin präsentiert Erstlingswerk

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Romantisch und humorvoll: Stefanie Distler lässt die Leser ihres ersten Romans in die schottischen Highlands eintauchen. Geschrieben hat sie ihn unter dem Pseudonym Sina Grave.
Foto: Daniela Röllinger
„Die Macht des Highlanders“: Im gleichnamigen Roman von Sina Grave stellt der wie aus dem Nichts auftauchende Conner MacCullen das Leben der 25-jährigen Catherine auf den Kopf.
Daniela Röllinger

Schreiben war schon immer ihre Leidenschaft: Stefanie Distler hat als Sina Grave ihren ersten Roman veröffentlicht.

Es ist nicht nur eine Liebesgeschichte in den geheimnisvollen, geschichtsträchtigen schottischen Highlands. Es ist auch die Geschichte einer jungen Frau, die zu sich selbst findet. "Charmant und witzig" – "Echt der Hammer" – "Super Urlaubslektüre", befinden die ersten Leserinnen. Was Autorin Sina Grave natürlich freut. Oder besser Stefanie Distler aus Nenzenheim (Landkreis Kitzingen), denn "Die Macht des Highlanders" ist der allererste Roman aus ihrer Feder und gerade frisch erschienen.

"Wie? Du hast ein Buch geschrieben?" Diese Frage muss Stefanie Distler derzeit häufig beantworten – allerdings kommt sie in der Regel von Leuten, die nicht zum engsten Freundes- und Familienkreis gehören. Wer sie näher kennt, reagiert wenig verwundert und fragt sich eher, warum die Nenzenheimerin erst mit 46 Jahren ihren ersten Roman verfasst hat. Das Schreiben ist schon lange ihre Leidenschaft und sie hat schon früh Erfolge damit eingefahren.

Stefanie Distler schreibt als Sina Grave: Inspiriert von "Outlander"-Serie

Mit etwa 13 Jahren hat Stefanie Distler erste Gedichte verfasst. Sie wurde Mitglied der Schülerzeitungsredaktion, später deren Chefredakteurin, hat Praktika bei Zeitungen absolviert. Sie nahm mit Kurzgeschichten am Literaturwettbewerb des Landkreises teil und wurde mehrfach als Preisträgerin ausgezeichnet. "Das Schreiben hat mir schon damals einen Riesenspaß gemacht", sagt die Nenzenheimerin rückblickend. Mit den Jahren blieb allerdings immer weniger Zeit für diese Leidenschaft. Familiengründung, Hausbau, Mutterschaft, starkes berufliches Engagement: "Da hatte ich erst mal keine Muße mehr." Aber irgendwo tief drinnen, da blieb die Sehnsucht danach, Geschichten zu Papier zu bringen – und vielleicht irgendwann mal ein Buch zu schreiben. Gelesen hat sie in der Zeit viel, sehr gerne Liebesromane, am liebsten die Werke von Diana Gabaldon. "Die Outlander-Serie finde ich super."

Dass sie ihren Traum vom eigenen Roman jetzt verwirklicht hat, hängt mit Corona zusammen. In einem Newsletter der Hanns-Seidel-Stiftung las sie Ende 2020 von einem Seminar für Storytelling, das aufgrund der Pandemie online durchgeführt wurde. Zu einem Präsenzseminar wäre sie wahrscheinlich nicht gefahren, gibt sie zu. Irgendwie tief drinnen saßen dann doch ein paar Bedenken, ob sie das Zeug dazu hat, einen Roman zu schreiben. Doch zum Online-Seminar hat sie sich angemeldet, "auf die Schnelle" eine Kurzgeschichte verfasst – und Seminarleiter Patricius Meyer überzeugt. Sein Zuspruch, sie solle unbedingt weitermachen, half, die letzte Hürde zu überwinden.

Mit seiner Unterstützung skizzierte sie grob die Idee für einen Schottland-Roman. Nicht nur, weil die Outlander-Romane, die sie so gerne mag, dort spielen. Sondern auch, weil sie schon mehrfach dort war und ihr das Land mit seinen Mythen, der atemberaubenden Landschaft und der eindrucksvollen Geschichte besonders gut gefällt. "Das, was im Buch vorkommt, habe ich schon alles gesehen", sagt die 46-Jährige. Sie kennt die Higland-Games. War auf den schmalen Straßen in einsamer Natur unterwegs, ähnlich jener, auf der Catherine Wiliams im Buch ganz in Gedanken versunken fährt, als ihr der beeindruckende Schotte Conner MacCullen wie aus dem Nichts vors Auto läuft. Im Schottenrock, blutbeschmiert, mitsamt Schwert. Außer seinem Namen weiß er nichts mehr – und so gerät die junge Frau mitten in ein Geheimnis, das Zeit und Raum verschwimmen lässt.

Was es mit dem Pseudonym auf sich hat

In welchem Kapitel was passiert? Bei Sina Grave – dem Pseudonym der Nenzenheimerin – wird das nicht lange im Voraus geplant und auf Karteikärtchen festgehalten. "Das entwickelt sich beim Schreiben", erzählt sie. Und wie viel von ihr selbst steckt in ihrer Heldin Catherine? Die Autorin lacht. "Fast nichts. Das ist alles frei erfunden – außer der Liebe zum Kaffee. Die hab' ich auch." Die Hauptfigur Catherine Wiliams, eine Katze namens "Lady Di" – da stellt sich die Frage, ob Stefanie Distler ein Fan des englischen Königshauses ist. Wieder lacht die 46-Jährige und verneint. Es ging ihr darum, dass keiner der Protagonisten wirklich existiert, der Name aber zugleich häufiger vorkommt. Und die Katze? "Die war gar nicht geplant." Plötzlich war sie da, hat sich irgendwie in die Geschichte geschlichen.

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Aber was ist das mit dem Pseudonym? Warum nicht unter dem eigenen Namen schreiben? "Der war mir zu langweilig", nennt sie einen Grund. Außerdem gebe es eine ganze Reihe von Frauen in Deutschland, die so heißen. Wichtig war ihr bei ihrem Pseudonym, dass die Initialen die ihres Geburtsnamens sind – SG. "Daraus lässt sich ein schönes Logo machen." Und dass der Name auf Deutsch und Englisch gleichermaßen flüssig gelesen werden kann. Nach längerer Suche fand sie zu Sina Grave – ein Name, mit dem sie sich identifizieren kann und der jetzt auf der Titelseite ihres Erstlingswerks steht.

Das Buch zu schreiben, fand Stefanie Distler nicht schwer. Etwa ein halbes Jahr hat es gedauert, bis es fertig war. "Das meiste habe ich in Markt Einersheim im Freibad geschrieben", erzählt sie. Während der Sohn sich im Wasser vergnügte, tippte sie eifrig Sätze in ihren Laptop, was ihr so manchen skeptischen Blick anderer Badegäste einbrachte. Zettel und Stift hat sie immer griffbereit, zu jeder Tages- und Nachtzeit. "Die besten Ideen kommen vor dem Einschlafen. Die muss ich sofort notieren, sonst sind sie weg."

Lektorin im eigenen Dorf gefunden

Als das Werk der Vollendung entgegenging, machte sich Distler auf die Suche nach einer Lektorin – und erlebte eine Überraschung, denn sie wurde tatsächlich im eigenen Dorf fündig. Ein Treffen mit Sandra Krichling und schon war klar, dass man gut zusammenarbeiten würde.

Viel schwerer als das Schreiben fällt ihr, was mit dem Autoren-Dasein verbunden ist: "Die Social-Media-Geschichte", wie sie es nennt. Eine Homepage und verschiedene Accounts anzulegen, etwas von sich preiszugeben, sich zu präsentieren, das ist nicht das Ding der 46-Jährigen. "Das muss ich jetzt halt lernen."

Veröffentlicht hat sie ihren Roman im Eigenverlag auf Amazon. Weil es nicht leicht ist, einen Verlag zu finden, weil sie sich nicht binden will und "weil man da am breitesten streuen kann". Als E-Book gibt es "Die Macht des Highlanders" dort, als Kindle-Book, aber auch als Taschenbuch. Letzteres ist ihr wichtig. "Ich muss ein Buch anfassen können, umblättern, Knicke machen, wo ich gerade war."

Mit Stolz hält sie nun ihr gedrucktes Erstlingswerk in den Händen – und im Kopf melden sich derweil schon Ideen für ein weiteres Buch. Eine feste Planung hat sie nicht, alles kann, nichts muss. Obwohl: Wenn noch ein Buch, dann auf jeden Fall wieder mit Liebe und Happy End. "Ohne geht es bei mir nicht."

Infos zum Buch:

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