Energie sparen: Das Haus durch die Wärmebildkamera

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Foto: Roswitha Peters
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Foto: Roswitha Peters
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Auf der Wärmebildkamera erscheinen warme Regionen in roter Farbe, kalte sind blau.
Foto: Robert Wagner
Bernd Bittner zeigt einem Sommeracher die wärmetechnischen Schwachpunkte an dessen Haus.
Foto: Robert Wagner
Bei diesem Fachwerkhaus wird Wärme vor allem über die Fenster abgestrahlt. Einige Stellen scheinen undicht zu sein.
Foto: Roswitha Peters

Wie gut hab' ich gedämmt? In Sommerach erlebten Hausbesitzer ihr blaues Wunder: Beim Thermografie-Spaziergang zeigte Energieberater Bernd Bittner den Einwohnern, wo ihre Häuser Wärme und Energie verlieren. Auch einige Tipps für Energiesparer hatte er dabei.

Bei eisigen Temperaturen zieht eine kleine Gruppe Bürger durch die Bacchusstraße in Sommerach. Sie folgt Bernd Bittner. Der Diplom-Elektroingenieur, Energieberater und Thermograf ist mit einer Kamera ausgerüstet. Die sieht aus wie eine Mischung aus Fotoapparat, Handscanner im Supermarkt und Pistole.

An ausgewählten Häusern bleibt Bittner stehen und fotografiert die Fassaden. Obwohl der Begriff „fotografieren“ irreführend ist: „Thermografie ist etwas ganz anderes als Fotografie“, erklärt Bittner. Während eine normale Kamera sichtbares Licht einfängt, reagiert seine Wärmebildkamera auf Infrarotstrahlen. „Jeder Körper, der wärmer als der absolute Nullpunkt, also null Kelvin (-273 Grad Celsius, Red.) ist, sendet Infrarotstrahlung aus“, hatte Bittner zuvor im großen Sitzungssaal des Sommeracher Rathaus erklärt.

Dort hatte der erste von sechs „Thermografie-Spaziergängen“ im Landkreis begonnen, den das Konversionsmanagement um Roswitha Peters für die nächsten Wochen organisiert und finanziert hat. Das Ziel der Veranstaltung: Den Hauseigentümern zu ermöglichen, die eigenen vier Wände mit energietechnischen Augen zu betrachten. „Normalerweise kostet eine thermografische Erstberatung zwischen 200 und 300 Euro“, erzählt Bittner. Für eine komplette Energieberatung, wie sie beispielsweise von Unternehmen in Anspruch genommen wird, können schon 800 Euro fällig werden.

„Die Fenster sollten immer die wärmetechnisch schwächsten Bauteile sein.“
Bernd Bittner, Energieberater

Doch was bringt die Thermografie? Sie soll Fehler in der Dämmung, sogenannte Wärmebrücken, sichtbar machen, erklärt Bernd Bittner. Wenn er seine Kamera Richtung Hausfassade hält, erscheinen diese in Farben zwischen dunkelblau und rot auf dem Display. „Blau ist gut, rot ist schlecht“, fasst Bittner zusammen. Je nach Auflösung können sogar einzelne Schrauben sichtbar werden.

Er hält die Kamera in Richtung eines Sommeracher Bürgers: Rot zeichnen sich die Hände und das Gesicht ab. Die Nase ist besonders dunkelrot. Jene Stellen, an denen der Mensch gerne Wärme verliert – und deswegen schnell friert. Wie zur Bestätigung reibt sich eine Teilnehmerin die Hände: „Ein paar Handschuhe wären eine gute Idee gewesen.“ Also eine Art Dämmung für den Menschen.

Das gleiche gilt für die Gebäude: Das erste untersuchte Haus sieht aus, als würde es auf einer roten Wolke stehen: Während sich die oberen Etagen nur dunkel abzeichnen, ist der Kellerbereich deutlich zu erkennen. Besonders eine Stelle hebt sich in kräftigem Rot ab: „Dort ist ihr Heizungskeller, oder?“, fragt Bittner den Besitzer. Der nickt. Und was kann man da jetzt machen? „Die Außendämmung reicht nur bis zum Erdgeschoss“, sagt der Energieberater. Eine zusätzliche Dämmung wäre sinnvoll. Außerdem könne wohl eine neue Heizungsanlage nicht schaden – die alte strahle zuviel Wärme ungenutzt ab. „Das sind aber nur erste Vermutungen“, erklärt Bittner. „Für eine aussagekräftige Analyse bräuchten wir mehr Zeit.“

Eine solche Analyse sei bei einem Neubau, einem Umbau oder einer Sanierung dringend zu empfehlen, meint Bittner. „Wir Energieberater sind bei unseren Empfehlungen neutral. Im Gegensatz zu vielen Handwerkern wollen wir ja nichts verkaufen“. Man zeige Problemstellen auf und gebe Empfehlungen für Einsparpotenziale – was der Bauherr letztlich daraus mache, sei dessen Entscheidung.

Doch die Bauherren sind oft verunsichert. Das zeigt sich auch in den Diskussionen an diesem Abend: „Da werden einem neue Fenster, dreifachverglast, empfohlen und dann beginnt es in den Ecken zu schimmeln“, schimpft einer der Zuhörer. Man müsse immer das ganze Haus betrachten, antwortet Bittner. „Nur neue Fenster einzubauen – das ist ein gravierender Fehler.“

Wenn nur die Fenster ausgetauscht werden, wird zwar weniger Wärme nach außen abgegeben. Die Feuchtigkeit im Haus bleibe aber gleich. Diese Feuchtigkeit kondensiert immer an den kältesten Stellen. „Vorher waren das die Fenster“, sagt Bittner. „Nach dem Umbau sind es plötzlich die Ecken in den Außenwänden.“ Und genau dort beginne es dann zu schimmeln. Seine Lösung: Häufiger lüften oder einen Lüfter einbauen. Am besten aber das komplette Haus dämmen. „Die Fenster sollten immer die wärmetechnisch schwächsten Bauteile sein.“

Doch der Sommeracher Zuhörer gibt sich nicht zufrieden: Er kenne jemanden, der habe sein ganzes Haus dämmen lassen. „Dem seine ganze Hauswand ist grün“, erzählt er. „Die war aber am Anfang nicht grün.“ Auch dafür hat Bittner eine Erklärung: Durch die bessere Dämmung werde weniger Wärme nach außen abgegeben. Damit ist die Hauswand kälter. Nach einem Regen verdunste das Wasser an der Wand langsamer – besonders an der Nordseite, wo die Sonne nicht hinkomme. „Das Ergebnis kennen wir aus unserer Zeit bei den Pfadfindern“, sagt Bittner. „Es bilden sich Moose und Flechten.“ Eine mögliche Lösung seien spezielle Wandfarben.

„Von solchen Problemen und Vorurteilen hören wir Energieberater häufig“, erzählt Bernd Bittner. Es fehle noch das Wissen, wie energietechnisch effizient gebaut werden könne. Auch Beratungsangebote seien oft noch unbekannt. Kein Wunder: Erste größere politische Anstrengung beim Thema habe es erst Anfang des neuen Jahrtausends gegeben. Erst zwischen fünf und zehn Prozent aller Häuser seien gut gedämmt, schätzt Bittner.

Einige der knapp zehn untersuchten Häuser an diesem Abend gehören bereits dazu: „Im Großen und Ganzen waren die Häuser alle in Ordnung“, sagt Bernd Bittner. Verbesserungspotenziale gebe es immer, aber gravierende Mängel sind ihm in Sommerach nicht aufgefallen. Ob dies in Hüttenheim auch so ist, wird sich am nächsten Dienstag zeigen: Am 13. Dezember um 18 Uhr macht der „Thermografie-Spaziergang“ im Rathaus Station. Interessierte können sich im Vorfeld bei Petra Krist unter der Telefonnummer 09323/871526 melden.