„Unser Mann“, damit ist Friedemann Schilling gemeint, Marianne Schillings Ehegatte. Der steht hinter einem eigenen Pult, vor sich einen riesigen Berg weißer, fluffiger Füllwatte und eine Waage. Für jedes Herz wiegt er genau 125 Gramm der flauschigen Masse ab. „Der Friedemann ist nicht nur ein super Abwieger, er ist auch unser Cappuccino-Mann“, erzählt Elisabeth Rost lachend. Sie deutet auf eine Profi-Kaffeemaschine, die neben einem appetitlichen Kuchenbuffet steht. „Die bringt er extra zu unseren Nähnachmittagen mit.“
„Er hat mir schon ganz am Anfang beim Zuschneiden geholfen und dann auch eine stabile Schablone gebastelt“, ergänzt Marianne Schilling. Die Stoffe und sämtliche Materialien haben sie selbst und ihre KDFB-Kolleginnen privat zusammengetragen. Vieles wurde gespendet. „Man erlebt schon schöne Dinge, wenn man so eine Aktion macht“, resümiert Marianne Schilling. Gleich zu Beginn des Nähprojekts, im Januar, musste sie ihre Nähmaschine nach Haßfurt bringen, weil sie plötzlich nicht mehr funktionierte. Als der dortige Reparateur hörte, wofür die Maschine gebraucht wird, verzichtete er auf die Rechnung. „Er meinte zwar, das Ding habe ihm einige Nerven gekostet, aber er habe selbst eine Verwandte durch Krebs verloren und wolle unser Projekt unterstützen“, erinnert sich Marianne Schilling. „Was glauben Sie, wie sehr mich das gefreut hat!“
Jahrelang dafür gespart
Apropos Nähmaschine: Sieglinde Zehenter ist mit ihren 86 Jahren die älteste Herzkissen-Näherin – und ihre Nähmaschine begleitet sie seit sage und schreibe 68 Jahren durchs Leben. „Ich habe sie mir mit 18 Jahren gekauft“, erzählt die frühere Wirtin im „Grünen Baum“ und ihre glänzenden Augen verraten ihre Begeisterung für das Gerät. „Schon als sechsjähriges Kind habe ich an Mutters Nähmaschine genäht – im Stehen, weil ich im Sitzen nicht an die Pedale gekommen wäre. Als ich zwölf war, habe ich für meine kleine Schwester das Einschulungskleidle genäht, aus schwarz-weißem Pepita-Stoff, gesmoket mit gelbem Garn und mit einem weißen Krägele.“
In ihrer Jugendzeit hat Sieglinde dann alle Jobs angenommen, bei denen sie etwas verdienen konnte: „Ich bin zum Beispiel mit den Bauern raus zum Brachen gegangen.“ Für 800 Mark, „des weiß ich noch wie heut'“, hat sie sich dann mit 18 Jahren ganz stolz ihre eigene Nähmaschine gekauft. „Und die geht heut' noch!“
Gemeinsam mit den anderen Frauen sitzt Sieglinde Zehenter rund um den Tisch und vernäht die letzten Herzkissen-Fülllöcher für heute. „Aus den Stoffresten kann man Lavendel-Mäuse machen“, sagt Marianne Schilling, „die können wir dann an Maria Himmelfahrt beim Kräuterbüschelmarkt verkaufen.“
Vor dem Markt wird jedoch erst noch ein großes Fest stattfinden: das 100-jährige Bestehen des Dettelbacher Frauenbundes. Am 8. Juli wird im Kloster-Innenhof mit Live-Musik gefeiert. „Passend zu unserer Herzkissen-Aktion lautet unser Jubiläumsmotto: 'mit Herz'“, informiert Elisabeth Rost. „Wir werden am Skulpturenpark Bäume umhäkeln, eine Bankgruppe sponsern und ein Projekt mit Schulkindern verwirklichen. Wir wollen einfach, dass unser großes Herz auf die ganze Gemeinde übergeht.“
Der Frauenbund feiert
100 Jahr KDFB Dettelbach: Der Dettelbacher Frauenbund mit seinen rund 200 Mitgliedern kann heuer auf ein volles Jahrhundert seines Bestehens blicken.
Das wird natürlich auch gefeiert: Am Freitag, 8. Juli, laden die Frauen ab 19 Uhr zu einem launigen Abend im Kloster-Innenhof ein. Es spielt die bekannte Band „The Hemlocks“, die alle Liebhaber von Rock- und Beatmusik ins Schwelgen bringt – mit Hits der Beatles, Stones, Kinks, von Creedence Clarwater Revival und so weiter.
Der Eintritt ist frei, eine Spende für einen guten Zweck wird erbeten.
Kontakt/ Information: Elisabeth Rost, 0151/ 56080956, pension.rost@web.de