Unterfränkische Unternehmen sehen Energiewende kritisch
Autor: Robert Wagner
Kitzingen, Donnerstag, 22. Dezember 2016
Klimaschutz und Energiewende sind große Worte. Sie umzusetzen ist und bleibt jedoch eine lokale Aufgabe. Viele Unternehmen in der Region stehen der Energiewende eher skeptisch gegenüber.
Klimaschutz und Energiewende sind große Worte. Sie umzusetzen ist und bleibt jedoch eine lokale Aufgabe. Letztlich sind es die Menschen vor Ort, die ihre Häuser sanieren, Strom sparen und Elektroautos kaufen sollen. Und es sind die lokalen Unternehmen, die ihre Maschinen erneuern und Energie effizienter einsetzen sollen.
Dabei hält sich die Begeisterung der Unternehmen in Grenzen, gerade im Raum Mainfranken. Laut dem Energiewendebarometer der Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt (IHK) stehen die hiesigen Firmen der Energiewende eher skeptisch gegenüber. 21 Prozent fürchten negative Folgen für ihre Wettbewerbsfähigkeit, fünf Prozent sogar sehr negative. Nur 16 Prozent sehen die Entwicklung positiv, drei Prozent sehr positiv. Damit bewerten sie die Energiewende deutlicher schlechter, als die Unternehmen im bundesdeutschen Durchschnitt.
Was ist die Aufgabe?
Um 40 Prozent will die Bundesregierung den Treibhausgasausstoß bis zum Jahr 2020 senken – im Vergleich zum Jahr 1990. Das Vergleichsjahr ist insofern wichtig, als durch den Rückbau der Industrie in den neuen Bundesländern ab 1990 bereits nach fünf Jahren elf Prozent der Treibhausgase eingespart werden konnten. In diesem Zeitraum sank der CO?-Ausstoß in der ehemaligen DDR um 43 Prozent, in den alten Bundesländern blieb er nahezu unverändert.
Seit Mitte der 1990er tut sich Deutschland schwerer. Insbesondere in letzter Zeit: In den letzten fünf Jahren konnte die CO?-Emission nur einmal, nämlich im Jahr 2014, reduziert werden. Mittlerweile pendelt der Wert um eine Reduzierung von 27 Prozent im Vergleich zu 1990.
In den nächsten vier Jahren soll also etwas geschafft werden, das nicht einmal gelang, als die Industrie in einem Landesteil fast vollständig zusammenbrach. Die Treibhausgasemission soll um weitere 13 Prozent gesenkt werden. Eine Mammutaufgabe.
Niedrig hängende Früchte
„Low hanging fruits“ nennt Jaqueline Escher, Referentin für Umwelt und Energie bei der IHK, jene Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz, die bereits in den vergangenen Jahren umgesetzt werden konnten. Vor Ort ist das schon in besonderem Maße geschehen: Während im bundesdeutschen Durchschnitt 60 Prozent der Unternehmen solche Maßnahmen umsetzen, sind es in unserer Region bereits 74 Prozent. Die effiziente Nutzung der Energie ist neben der Umstellung auf erneuerbare Energien das zentrale Mittel, um die Treibhausgasemission zu senken.
Hinter dem sperrigen Begriff „Energieeffizienzmaßnahmen“ stehen häufig recht einfache Dinge: Der bewusstere Umgang mit Energie – will zum Beispiel heißen, das Licht auszumachen, wenn man den Arbeitsplatz verlässt. Die Schulung von Mitarbeitern ist deshalb das beliebteste Instrument der mainfränkischen Unternehmen. „In vielen ansässigen Betrieben gibt es mittlerweile Menschen, die sich um Energiesparmaßnahmen kümmern“, sagt Escher.