Die Deusterkeller in Kitzingen haben eine lange und spannende Geschichte. An diesem Sonntag sind sie wieder zu besichtigen.
Wie viele Neugierige wohl kommen werden? Ralph Bartholomäus und Wolfgang Markert sind selbst am meisten gespannt. Nach fast zwei Jahren Pause dürfen sie wieder Führungen in den Deusterkellern in Kitzingen anbieten. Die beiden Vorsitzenden des Vereins „Deusterkeller e.V.“ haben ihre Vorbereitungen abgeschlossen.
Corona hat auch die Führungen durch eine der spannendsten Kelleranlagen in Kitzingen und Umgebung unmöglich gemacht. An diesem Sonntag, dem bundesweiten Tag des Offenen Denkmals, dürfen wieder Gäste begrüßt werden. „Wir hatten hier schon mehr als 2000 Besucher an einem Tag“, erinnert sich Ralph Bartholomäus. Das war ganz zu Anfang, als sich der Verein im Jahr 2007 gegründet hatte. „Es gibt viele Kitzinger, die Erinnerungen mit diesen Gewölben verbinden“, weiß Wolfgang Markert.
Historische Kelleranlagen in Kitzingen offen für Besucher
Die rund 2000 Quadratmeter großen Keller dienten bis 2012 als Sektkellerei, noch heute ist in einem Teilbereich der Schützenverein von „Para 69“ untergebracht. Die Schießbahn befindet sich in einem 25 Meter langem Gewölbe. Nicht nur Training findet hier unten statt – schallgeschützt durch dicke Mauern –,sondern auch Ligawettkämpfe. „Es gab schon Mannschaften, die vor lauter Kälte das Zittern angefangen haben“, berichtet Markert mit einem Grinsen. „Das war schon ein gewisser Wettbewerbsvorteil für uns.“
Acht Grad über Null. Eine konstante Temperatur herrscht in den Kellern. Kein Wunder, dass sie im 19. Jahrhundert als Gärlager und Eiskeller für tausende Hektoliter Bier genutzt wurden. „Kitzingen war mal ein riesengroßer Umschlagplatz für Bier“, erinnert Ralph Bartholomäus. Durch einen Schacht wurde Eis zur zusätzlichen Kühlung in die Keller geworfen, per Seilzug wurden die Fässer an die Oberfläche transportiert, auf eine Kutsche verladen und dann per Zug und Schiff bis in die USA und nach Australien verladen. Jahr für Jahr wurden rund 25.000 Hektoliter Bier aus den Deusterkellern in alle Welt verschifft.
Mit der fortschreitenden Industrialisierung und neuen Kühlverfahren war diese Zeit vorbei, die Eiskeller wurden überflüssig und die Deusterkeller gerieten allmählich in Vergessenheit.
Kelleranlage hat lange Geschichte: "Wer hier vorbei läuft, hat keine Ahnung, was sich unter ihm verbirgt"
Es sind Geschichten wie diese, die eine Führung in den Deusterkellern unvergesslich macht. Während des Zweiten Weltkrieges dienten die Gewölbe als Schutz vor den Luftangriffen der Alliierten, Schulkinder fanden hier einen sicheren Ort für ihren Unterricht. Auch die jüngere Geschichte ist nicht frei von Spannungen. Anfang diesen Jahrhunderts sollte das oberirdische Deuster-Gelände als Bau- und Gewerbegebiet genutzt werden. Der Plan sah vor, die Keller zu verfüllen. Der Widerstand regte sich in der Bevölkerung, die Pläne wurden ad acta gelegt.
2007 gründete sich der Verein „Die Deusterkeller e.V.“ und organisierte die ersten Führungen, um die Öffentlichkeit auf diesen besonderen und doch unscheinbaren Ort in unmittelbarer Nähe zum Zentrum aufmerksam zu machen. „Wer hier vorbei läuft, hat keine Ahnung, was sich unter ihm verbirgt“, sagt Ralph Bartholomäus am Eingang am Eck Hindenburgring Nord und Feldstraße.