Am Wegesrand findet Stefanie Roßmark immer wieder neue Gewächse. Manche, wie die purpurrote Taubnessel, bietet sie den Teilnehmern zum Verkosten an oder erzählt, welches Kraut sich Bettler früher ins Gesicht geschmiert haben, um noch ein wenig mitleiderregender auszusehen. Auf Wunsch erklärt sie auch die Herkunft von Sprüchen, die nach wie vor im allgemeinen Sprachgebrauch zu finden sind: Auf den grünen Zweig kommen, einen Zahn zulegen, auf die Spitze treiben. „Viele Sprüche haben tiefe Wurzeln.“
Die Natur nimmt Stefanie Roßmark keinesfalls auf die leichte Schulter. Ganz langsam und vorsichtig tastet sie sich an die Verarbeitung von Kräutern und Pflanzen heran und verwendet nur diejenigen, von denen sie hundertprozentig sicher ist, dass sie gut verträglich sind. So wie der Weißdorn, der das Herz stärkt, oder der Efeu, aus dem sie ihr eigenes Waschmittel herstellt. Entsprechend viele Geschichten hat die Rödelseerin zu erzählen.
„Finger weg von allem, was glänzt wie ein Affenarsch.“
Stefanie Roßmark, Kräuterfachfrau
„Die Erlebniskulinarik wird im Tourismus immer wichtiger“, sagt Tourist-Info-Leiterin Feineis. Mit anderen Worten: Die Gäste wollen Menschen vor Ort kennenlernen, von deren regionalem Wissensschatz profitieren und die Spezialitäten vor Ort verkosten. „Unsere Gästeführer sollten möglichst authentisch sein“, sagt Feineis. „Und frei weg von der Leber erzählen können.“
Auf Stefanie Roßmark trifft diese Beschreibung wie die berühmte Faust aufs Auge zu. Schon hat sie am Wegesrand wieder etwas Neues entdeckt. Der Bärlauch lässt sich prima als Antipasti, Suppe, Brotaufstrich oder als Bärlauch-Gnocchi verarbeiten, meint sie und formuliert burschikos eine allgemeingültige Regel für alle künftigen Kräutersammler: „Finger weg von allem, was glänzt wie ein Affenarsch.“ Eine Verwechslung von Bärlauch mit Maiglöckchen könne so beispielsweise ganz einfach vermieden werden.
„Der Samen von Amaranth erinnert an Hirse“, meint Roßmark ein paar Schritte weiter und deutet auf eine verdörrte Pflanze, um wenig später zu berichten, wie sie Spitzahornblüten in Essig, Öl, Senf, Salz und Pfeffer einlegt hat. „Nach zwei Wochen hat man eine wunderbare Überraschung.“
Stundenlang könnte die 28-Jährige über ihre Experimente und Erfahrungen berichten, doch dann spricht sie einen erstaunlichen Satz: „Ich weiß auch nicht alles.“ Nach der rund eineinhalbstündigen Tour fällt es einem schwer, das zu glauben.
Treffpunkt für die 1,6 Kilometer lange Tour auf einem Teilstück der Kitzinger Traumrunde ist das Weingut Eherieder Mühle. Von dort geht es entlang von Wiesen und Weinbergen in den Wald. Am Wegesrand wachsen ganzjährige verschiedene Kräuter und Pflanzen.
Variante 1: Wildkräuterführung mit Weinverkostung. 15 Euro pro Person.
Variante 2: Wildkräuterführung mit Weinverkostung und Kostproben. 35 Euro pro Person.
Termine: Immer samstags, ab 13. April. Anmeldung bis spätestens zwei Wochen vor Wunschtermin. Mindestteilnehmerzahl: Sieben; maximale Teilnehmerzahl: 20.
Buchungen bei der Touristinfo Kitzingen, Tel. 09321/20-8888.
Daten Tourismus
Gästeführungen: Im Jahr 2018 gab es 299 Gästeführungen in Kitzingen mit durchschnittlich 20 Personen pro Gruppe.
Wohnmobilstellplatz: Die Tourist-Info zählte 2018 rund 8000 Wohnmobilübernachtungen mit durchschnittlich zwei Personen.
Übernachtungen: Im Jahr 2017 gab es 57.314 Übernachtungen in Kitzingen. Die Statistik erfasst nur Betriebe ab zehn Betten.