Landtagswahl: Eigene Erfahrungen prägen

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Sind daheim in Sommerach ein Team: Kira und Christine Pfaff, die am 14. Oktober für Die Linke bei der Landtagswahl antritt.
Foto: Siegfried Sebelka
Christine Pfaff hat die zentrale Botschaften ihres Wahlkampfs auf einem Bierdeckel festgehalten.
Foto: Siegfried Sebelka

Christine Pfaff ist genau die Christine, die schon bei der Landtagswahl 2013 für Die Linke kandidiert hat. Nur, dass sie damals noch Finze hieß.

Christine Pfaff ist genau die Christine, die schon bei der Landtagswahl 2013 für Die Linke kandidiert hat. Nur, dass sie damals noch Finze hieß. Inzwischen hat sie geheiratet und heißt Pfaff.

Treffen im Haus in Sommerach, Ruhe am Vormittag. Nur Kira macht, was sie machen muss, wenn die Klingel läutet. Der kleine Mischlingshund bewacht Frauchen und Revier. Aber das legt sich schnell. Ein paar Leckerli später kann es um Politik und Parteien gehen.

Da stellt die 55-Jährige, die wegen einer Krankheit in Frührente ist, gleich mal klar: „Mit Parteien habe ich es nie gehabt.“ Weder bei der SPD und schon gar nicht bei der SED kam für sie eine Mitgliedschaft in Frage. Damit sind wir in der DDR. Christine Pfaff kommt aus Halle an der Saale, kennt beide Seiten, vor allem aus Sicht der Gewerkschaft.

Schon in der DDR war sie in dem Bereich engagiert. „Ich war im FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund in der DDR) und da Vertrauensfrau in meiner Firma“, sagt sie. Nach dem Umzug 1990 ist sie in Bad Neustadt in die IG Metall eingetreten. „Und da habe ich auch SPD gewählt“, erzählt sie. Dann aber kam die Agenda 2010: „Mit der und Gerhard Schröder war die SPD für mich nicht mehr wählbar.“

Dafür kam die Linke als Gegner der Hartz IV-Reformen ins Spiel. Dass sie bei den Linken ist, ist der aus ihrer Sicht massiven sozialen Ungerechtigkeit im Land und Klaus Ernst zu verdanken. Der Mitbegründer der WASG, die sich später mit der PDS zu Die Linke zusammenschloss, hatte 2009 eine Fahrt in den Bundestag organisiert. Danach war Christine Finze dabei.

Sie war in Schweinfurt aktiv und nach der Gründung des Kreisverbands in Kitzingen. Vor fünf Jahren kandidierte sie erstmals für den Landtag. Von den 2,5 Prozent war sie eher enttäuscht. Was sie aber nicht hindert, noch einmal anzutreten.

Themen, die sie heute bewegen, gibt es viele. Altersarmut, Rentenniveau, die Abschaffung der prekären Beschäftigungsverhältnisse und Pflege hat sie auf den Bierdeckel geschrieben. Alles Themen, die sie auch aus dem familiären Umfeld kennt. Der Mann arbeitet im Drei-Schicht-Betrieb bei Franken Guss, eine Tochter in der Pflege. Dazu die Erfahrungen, die sie mit ihrer Krankheit gemacht hat.

Pfaff sieht es wie ihre Partei: Es gibt zu viele Ungerechtigkeiten. Bayern ist schön, sagt sie, sie habe es nie bereut, nach Unterfranken gekommen zu sein. Aber: Es gibt sehr viele Reiche in Bayern. Das Vermögen ist ungerecht verteilt. Ein Prozent hat soviel wie die restlichen 99. „Das geht so nicht“, sagt sie, und erinnert an den Slogan ihrer Partei: Mehr für die Mehrheit. Es könne doch nicht sein, dass Leute, die das ganze Leben gearbeitet haben, „beim Amt betteln müssen, um was zu essen zu haben“. Die Lösung: 1050 Euro Grundsicherung. Dazu steht sie. Handlungsbedarf sieht Pfaff auch bei der Pflege. Einen besseren Betreuungsschlüssel und mehr Lohn fordert sie. 14,50 Euro hält sei für das Minimum.

Bezahlbarer Wohnraum muss her und mehr in die Bildung investiert werden. „Wir brauchen mehr Lehrer, die fest angestellt sind und nicht nach zehn Monaten auf Hartz IV zurück fallen“, sagt sie und nicht zum ersten Mal: „Das geht gar nicht.“

Die Linke liegt nach aktuellen Umfragen bei vier Prozent. Auch wenn Pfaff als Finze 2013 im Stimmkreis Kitzingen „nur“ 2,51 Prozent geholt hat und die Linke mit 2,3 Prozent noch weniger – Sie glaubt, dass die Fünf-Prozent-Hürde zu knacken ist. „15 Prozent der Bayern können sich vorstellen, Die Linke zu wählen“, sagt sie und hofft, dass die am Ende auch das Kreuzchen an der richtigen Stelle machen. Aus Sicht von Pfaff bei der Linken. Dann könnte es mit Listenplatz zwei im Stimmkreis Unterfranken eventuell fürs Maximilianeum langen.

In der Reihe erschienen sind bisher folgende Kandidaten: Hans Müller (FDP) , Frank Stierhof (Freie Wähler) und Dr. Jürgen Kößler (SPD) .

Christine Pfaff

Geboren am 24. Juli 1963 in Halle an der Saale, lebte sie ab 1990 in Bad Neustadt und Bad Bocklet und wohnt seit 2008 in Sommerach. Sie ist seit 2015 verheirat mit Bernhard Pfaff, hat zwei Töchter und vier Enkelkinder.

Christine Pfaff ist seit 2015 wegen Erwerbsunfähigkeit Rentnerin. Von 1990 bis zu ihrem krankheitsbedingten Ausscheiden hat sie als Maschinenbedienerin im Schichtbetrieb beim Automobilzulieferer Preh in Bad Neustadt gearbeitet.

Ehrenamtlich war sie gewerkschaftlich aktiv. Sie war von 2004 bis 2014 die Vorsitzende des Frauenteams (Ortsfrauenausschuss) der IG Metall Schweinfurt, legte das Amt aber wegen der Krankheit nieder. Bei der Linken ist sie seit 2009, zunächst im Kreisverband Schweinfurt.

2013 wurde in Kitzingen ein Kreisverband gegründet. Dafür wechselte Pfaff nach Kitzingen und ist seither zusammen mit Siegfried Steiner das gleichberechtigte Sprecherduo der Linken.