Kramer-Abschied: Ein Gestalter mit Ruhe und Gelassenheit

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Zufriedener Blick auf 18 Jahre Amtszeit: Castells scheidender Bürgermeister Jochen Kramer kann nun häufiger auf der Bank vor der Museumsscheune verweilen.
Andreas Stöckinger
Zufriedener Blick auf 18 Jahre Amtszeit: Castells scheidender Bürgermeister Jochen Kramer kann nun häufiger auf der Bank vor der Museumsscheune verweilen.
Andreas Stöckinger

"Sehr gern und mit Herzblut" war Jochen Kramer 18 Jahre lang Casteller Bürgermeister. Wie er die Zeit bewältigt hat und was er nun plant, erzählt er im Abschiedsporträt.

Mit dem 1. Mai ist Castells Bürgermeister Jochen Kramer auch als Bürgermeister im Ruhestand. Drei Perioden, das sind stolze 18 Jahre, stand er an der Spitze seiner Gemeinde, eine Zeit, die nun endet, auch weil er es selbst so wollte. Schon bei seiner Wahl 2014 hatte Kramer angekündigt, dass das seine letzte Amtsperiode sein werde. Bewusst habe er diesen Schlusspunkt gesetzt unter eine Tätigkeit, die er "sehr gerne und mit Herzblut" gemacht habe.

Mit 66 Jahren fängt für Jochen Kramer nun ein anderer Lebensabschnitt an, der mehr Zeit für die Familie bringen soll. Eine Sache muss er allerdings verschieben: Drei Wochen Urlaub in Italien hatte er sich mit seiner Frau für die Zeit danach vorgenommen, ein Plan, den die aktuelle Situation durchkreuzt hat. "Der Traum eines längeren Urlaubs ist erst einmal verschoben. Das ging ja früher gar nicht; da waren wir kaum einmal länger als eine Woche oder zehn Tage unterwegs", erzählt er.

Weniger Präsenz, weniger Information

Dafür bliebe nun mehr Raum. Was ihm künftig nicht fehlen werde, ist die ständige Präsenz bei Veranstaltungen oder Sitzungen. Es warte nun nicht mehr der nächste Termin. Das permanente Denken an seine Gemeinde falle nun weg. "Man ist nicht mehr verantwortlich für jeden Kanaldeckel, der klappert, man ist nicht mehr der Kümmerer für alles. Ich bin dankbar, dass ich das abgeben kann."

Schlaflose Nächte wegen gemeindlicher Belange habe es für ihn, so Kramer, in den 18 Jahren kaum gegeben, was wohl auch seiner ruhigen Art geschuldet sei. "Man braucht ein Stück weit ein dickes Fell, um sich selbst zu schützen, eine gewisse Gelassenheit und Geduld." Zudem dürfe man als Bürgermeister nicht nachtragend sein.

Das ein oder andere werde ihm fehlen, gibt Kramer zu. "Ich werde nicht mehr so gut informiert sein über die einzelnen Vereine, über die Dinge im Ort." Nun könne er nicht mehr mit dem Einfluss mitgestalten; das dürfe nun sein Nachfolger Christian Hähnlein. "Da habe ich große Zuversicht, dass er es weiterführt. Er ist jung, motiviert und lernfähig."  

Das Feld ist bestellt

Das Feld für den Nachfolger ist gut bestellt, die kleine Gemeinde nahezu schuldenfrei. Gerade das Ortsbild Castells, aber auch der beiden Ortsteile Greuth und Wüstenfelden, hat sich in Kramers Zeit an vielen Stellen deutlich sichtbar zum Positiven verändert. Die gute Konjunktur mit den dadurch zur Verfügung stehenden Fördertöpfen tat ihr Übriges. "Meine 18 Jahre fielen in eine gute Zeit", gibt Kramer zu. Die finanziellen Möglichkeiten ließen ihm Spielraum.

Ein elementarer Punkt dabei war die Dorferneuerung, die Kramer als Ortsoberhaupt von 2002 an forcierte. Erstes sichtbares Zeichen sei damals der Johannesbrunnen gewesen, der entstand.  Es folgten große Projekte, wie die Erneuerung der Hauptstraße durch den Ort, entlang der Steigung und in Richtung Wüstenfelden. Keine einfache Sache sei es gewesen, auch weil die Verhältnisse zum Teil recht beengt waren. Es habe auch Gezeter gegeben, doch alle Beteiligten hätten es letztlich mitgetragen.

Als weiterer großer Brocken erfuhr das Rathaus eine Rundumerneuerung, und auch die Ortsteile bekamen ein Stück vom Kuchen. So wurde in Greuth der Bereich Alte Schule/Kirchplatz aufgewertet, in Wüstenfelden verbesserte sich das Ortsbild nicht zuletzt durch den Kanal- und Straßenbau. An die "Riesen-Aufregung" dort erinnert sich Kramer, für die er Verständnis hatte; schließlich wurden die Bürger zur Kasse gebeten.

"Wir sagten immer: Wir geben nur das Geld aus, das wir haben." Prioritäten setzen, Fördergelder konsequent ausschöpfen; das sei seine Marschroute gewesen. Damit ließen sich auch Vorhaben wie die Museumsscheune oder der Weingarten umsetzen.

Das Lieblingskind des Bürgermeisters

Außerdem wurden Bauplätze geschaffen, die Siedlungen erweitert, der Kindergarten modernisiert. "Man muss gut mit den Vereinen und Freiwilligen zusammen arbeiten, dann kommt es auch zurück", hat Kramer erkannt. Bei den Festlichkeiten in den 18 Jahren hebt er die 1200-Jahr-Feier Castells, 200 Jahre Bürgerwehr, 100 Jahre Feuerwehr in Greuth, oder den Empfang der Fränkischen Weinkönigin Carolin Meyer im Vorjahr hervor.

Gerne wird Jochen Kramer ab und an auf dem Bänkchen vor der schmucken Museumsscheune Platz nehmen, das er einst geschenkt bekam. Das alte, einst baufällige Gebäude ist ein Lieblingskind von ihm gewesen, das er trotz mancher Bedenken herrichten ließ. "Lass sie einfallen, dann hast du deine Ruhe, sagte mal eine Anwohnerin zu mir", schmunzelt er heute. Diesem Rat ist er nicht gefolgt.